High Definition in 24p
Das große Erstaunen war kaum zu vermeiden. Und wer sich mit der hohen Kunst der Bildwiedergabe auskennt, sah die Verwirrung bereits früh auf Europa zukommen. Schaut man mit den lang erwarteten HD-Playern etwa von Panasonic oder Toshiba High-Definition-Blockbuster an, ruckeln Motive in langsamen Kameraschwenks überdeutlich auf dem TV-Schirm. „24p” bereitet dieser Zittertour ein Ende. Hinter dem Kürzel verbirgt sich das weltweit verbreitete Aufnahmeformat für Kinofilme, „p” bedeutet dabei „progressive”, 24 ist die Anzahl der Filmbilder pro Sekunde. Mit anderen Worten: Regisseure drehen ihre Kinohits stets mit 24 Vollbildern pro Sekunde. In genau dieser Technik gelangen die meisten Streifen auch auf die glitzernden HD-Scheiben. Die Player könnten die Filme nun problemlos im gleichen Format wiedergeben. Der Haken daran: Bislang hat kaum ein Fernseher den Kino-Rhythmus im Griff, sie sind auf 25 oder 30 Vollbilder beziehungsweise 50 oder 60 Halbbilder pro Sekunde geeicht. Ergebnis: Der Schirm bleibt mit 24p dunkel.
Der Schlichter für die Formatquerelen heißt „3:2-Pull-Down”. Er sorgt dafür, dass die 24p-Filme mit passenden 60 Bildern pro Sekunde (60 Hz) über den Schirm flimmern können. Hierbei zerlegt die Player-Elektronik je ein Vollbild des Streifens in zwei Halbbilder, wobei ein Halbbild alle ungeraden Zeilen des ehemals vollständigen Bildes zeigt, das andere alle geradzahligen. So verdoppelt sich die Anzahl der Bilder schon mal von 24 auf 48 (48 Hz). Das ist aber immer noch zu wenig.
Daher braucht es einen weiteren Trick. Er überwindet das Formathandicap endgültig, ruft aber gleichzeitig das berüchtigte Bildruckeln hervor. Bei diesem Kniff generiert die Player-Elektronik aus jedem zweiten Vollbild nicht nur zwei, sondern drei Halbbilder, in dem sie eines der Halbbilder schlicht zweimal ausgibt. Wer nachrechnet, stellt fest, dass dies weitere 12 und damit unterm Strich 60 Bilder ergibt – das Soll ist erreicht. Durch die unregelmäßigen Wiederholungen kommt der Bildrhythmus letztlich jedoch aus dem Takt und das berüchtigte Motivruckeln stellt sich ein.
Pioneer hat die Tragweite dieses Problems als erster erkannt und seine Fernseher auf 24p-Wiedergabe getrimmt. Mit dem PDP-4270 XA dürfen die Player den Filmstoff genau so ausgeben, wie sie auf den Bildscheiben abgelegt sind. Aufwendige Umrechnungsübungen und unnötiges Zucken fallen damit weg. Eines muss Pioneer allerdings noch ins Kalkül ziehen. Wie von 50-Hertz-Fernsehern bekannt, nimmt das Auge eine zu geringe Bildrate als Unruhe war. Bei nur 24 Hertz wäre dieser Effekt inakzeptabel. Aus demselben Grund trickts man bereits im Kino. Während der Filmwiedergabe verdunkelt eine Blende jedes Bild für Bruchteile von Sekunden ein Mal, so dass der Projektor dasselbe Bild zweimal projiziert. Daraus ergibt sich eine ausreichende Bildfrequenz von 48 Hertz, das Problem ist gelöst. Pioneer erhöht diese Frequenz sogar noch weiter. Die Elektronik verdreifacht die ursprünglich 24 Bilder, was schließlich 72 Bildwechsel pro Sekunde (72 Hertz) ergibt. So verbessert der Japaner Bildruhe und Bewegungsabläufe zusätzlich.
Dieses Urteil können sich die Redakteure des AV-Magazins allerdings nur erlauben, da ihnen ein Blu-ray-Player aus den Pioneer-Versuchslabors zur Verfügung stand. Obgleich es ein Leichtes für alle HD-Spieler wäre, 24p unverändert auszugeben, tun sie’s noch nicht - natürlich, weil die meisten Fernseher nicht fit dafür sind. Doch das Henne-Ei-Problem löst sich zunehmend. 24p ist zum wichtigen Schlagwort geworden und entwickelt sich gemeinsam mit 100 Hertz zum Verkaufsargument. So ziehen bald weitere TV-Hersteller nach, und auch kommende Player werden reif für das wichtige Format sein.