Technik
Süßer die Glocken nie klingen! Gehäuse aus Metall sind tückisch, denn sie resonieren gewaltig. Deswegen klingen viele aus diesem Material gefertigte Lautsprecher selbst wohlwollend betrachtet absolut nicht, klopfen Sie doch bei Gelegenheit mal gegen einen B&O-Lautsprecher. Piegas Chef-Entwickler Kurt Scheuch hat sich davon freilich nicht beeindrucken lassen. Nachdem der Korpus aus einem 3.000 Kilogramm schweren Block gepresst wurde, landen die Rohlinge im Horgener Werk. Hier beginnen dann Montage und Feinschliff. So sind es MDF-Verstrebungen im Inneren und speziell gefüllte Dämmmatten, die das Gehäuse nicht nur beruhigen sondern absolut still stellen. Überraschend ist denn auch der Klopftest, denn statt des erwarteten hellen Metallklangs gibt es nur einen kurzen tieffrequenten Impuls, der dem von MDF-Konstruktionen in nichts nachsteht. Keine Frage, dass dieses Gehäuse perfekt gedämpft ist. Hervorragende Arbeitsbedingungen für die drei Chassis sind also vorhanden. Zur Übertragung des Mittel-/Hochtonbereichs verwendet Piega ein koaxial aufgebautes Bändchen - ein einzigartiges Meisterstück der Chassisfertigung. Dabei sitzt im Zentrum des Mitteltöners ein Hochtöner. Neben der Schnelligkeit durch die geringe Membranmasse ist es aber der zentrale Schallentstehungsort, der hier immense Vorteile bei der Abstrahlung bietet. Dezentral arbeitende Systeme sind - je nach Hörposition - in puncto Summenbildung stark benachteiligt. Soll heißen, das vor den Wandlern elektrisch getrennte Signal, wird akustisch nicht wieder korrekt zusammengesetzt, oder aber unter jedem Hörwinkel mit anderen Zeitbezügen und unterschiedlichen Frequenzgängen. Die Folge: Unnatürliche Räumlichkeit von zu eng bis aufgeblasen mit einer Abbildung von scharf umrissen bis völlig diffus. Das hängt auch damit zusammen, dass der von den Begrenzungsflächen des Hörraums reflektierte Schall im beschriebenen Fall mehr oder weniger stark in Klangfarbe und Phasenlage vom Direktschall abweicht. Beim Piega Koaxial-Bändchen sind diese Probleme minimiert. Mit besonderen Anforderungen muss sich der Konstrukteur bei Überlegungen zur Tieftonübertragung auseinander setzen, denn die Bändchen sind aberwitzig schnell und es besteht die Gefahr, dass der Bass hörbar hinterherhinkt. Ähnlich einem LKW an der auf grün umspringenden Ampel braucht die Membran einfach mehr Zeit zum Beschleunigen. Es gilt also, diesen Vorgang zu verbessern und zwar in einem Maße, dass die Tieftöner an das Koaxbändchen akustisch angepasst werden können. Scheuch verwendet für den Tieftonbereich Scan Speak-Chassis. Einzig das Kürzel „MOM" weist auf die clevere Veränderung hin. Die Abkürzung steht für „Magnetic Optimized Motor" und soll die Transienteneigenschaften des Chassis dramatisch verbessern. Alles klar? Wohl kaum. Wenn wir Instrumente oder Stimmen akustisch erkennen, dann liegt das an dem individuellen Einschwingvorgang, also den ersten Bruchteilen von Sekunden. Physiker nennen das die Transienten. Schneidet man diesen Einschwingvorgang beispielsweise aus einer Aufnahme heraus, ist uns die Benennung der akustischen Quelle unmöglich. In der Tat kann man dann eine Geige nicht mehr von einer Trompete unterscheiden! In der TC 70 X arbeiten zwei Bässe, die genau in diesem klanglich so relevanten Bereich Maßstäbe setzen. Bildlich übertragen kann man sagen, dass es sich aus Sicht der Beschleunigung um einen LKW mit Motorradeigenschaften handelt. Also die genau passenden Partner zu den schnellen Bändchen. Für optimale Teilung des Frequenzspektrums sorgt eine solide konstruierte und mit besten Bauteilen bestückte Weiche, die mit besten Bauteilen bestückt ist. Damit sind alle technischen Voraussetzungen für hochwertige Musikwiedergabe geschaffen.