An ART G3 führt kein Weg vorbei
Seine penible Choreographie einzelner Sounds im Raum, die in Relation zum Rhythmus stehenden Muster ihrer exakt zueinander definierten Anordnung werden unter diesen Bedingungen wie unter dem Mikroskop betrachtet nachvollziehbar. An den „Surround-Sound“ der Stereo-Anlage bei Audionet muss man sich jedes Mal aufs Neue ein paar Augenblicke lang gewöhnen, die Klänge passieren bei Yello auch mehrere Meter hinter dem Hörplatz. Bezüglich ihrer Transparenz und Dynamik erreicht die Produktion ein Niveau, das sehr eindrücklich für den Tonträger CD spricht, zumal es sich hier nicht um eine HDCD oder eine XRCD handelt. ART G2 und VIP G3 holen bereits so viel Informationsdichte und vor allem Dynamikumfang aus den vermeintlich audiophil zur zweiten Wahl gehörenden CDs, dass ich dachte, diesbezüglich ginge es mit der guten alten Silberscheibe wirklich nicht mehr besser. Tatsächlich jedoch gelingt die Wiedergabe des ART G3 auch gerade in dieser Audionet-Paradedisziplin noch souveräner, zupackender, grenzenloser und befreiter. Mehr denn je erzeugt das Audionet-CD-Player-Konzept in der dritten Generation insbesondere dynamisch den Eindruck real im Raum befindlicher Instrumente und Stimmen, zudem wirkt die Spielweise des ART G3 noch organischer und detaillierter als die seines Vorgängers.
Inzwischen läuft „The Heaven Outside Of Heaven“ aus dem Album „Tathàgata“ von He Xun-tian, eine formidabel produzierte XRCD von First Impression Music. Kenner des japanischen Klangkünstlers und des audiophilen Labels wissen, was Zuhörer erwartet: Opulente Arrangements mit Schlaginstrumenten von ehrfurchtgebietender Größe. Das Erlebnis dieser Einspielung mit dem ART G3 lässt sich dagegen nicht antizipieren: Die Wucht der hart angeschlagenen riesigen Trommeln ist geradezu umwerfend, man hört förmlich, dass die dazugehörigen Schlegel über zwei Kilo wiegen. Weit links, rechts und weit oberhalb der Bühne erklingende Chorstimmen jagen mir einen Schauer über den Rücken, ihr moderater Gesang macht die majestätische Atmosphäre dieser Intonation der Leidenschaft aus.
Noch mehr wunderbare Musik: Die Symphonischen Tänze von Sergej Rachmaninoff, gespielt vom Minnesota Orchestra unter der Leitung von Eiji Oue, gleichzeitig ein weiteres Musterexemplar von Produktion, eine 24Bit-HDCD von Reference Recordings. Der Eindruck hier, in diesem Raum, mit dieser Anlage und geschlossenen Augen: Konzertsaal, erste Reihe, Mitte. Nebenbei verinnerliche ich unwillkürlich eine Erkenntnis: Die besten NAS-Lösungen erreichen noch nicht die Dynamik der besten Disc-Player, und so etwas hier können sie schon gar nicht vollbringen. Der ART G3 wirkt nach dieser ersten Kostprobe auf mich wie ein Räuber im eigenen Stall; das Wertgefüge wurde zurecht gerückt, denn an der Spitze der Musikwiedergabe aus Bochum steht wieder ein Audio-Player.