Im Hörlabor
Ohne zunächst einmal klangliche Unterschiede zwischen ART G2, VIP G3 und ART G3 zu berücksichtigen beziehungsweise zu kennen, war eins im Vorfeld klar: Der Neuling wird für uns unter idealen Bedingungen debütieren. Trotz mittlerweile einiger intensiver Musiksessions im akustisch optimierten Hörraum von Audionet hat die dortige Akustik nie ihren Reiz des absolut Außergewöhnlichen verloren, die Musikwiedergabe in dieser Arbeitsstätte fasziniert mich noch immer wie beim ersten Mal. Dafür ist nicht nur ein vehementer Verdrängungsmechanismus verantwortlich, der notwendig ist, um weiter zuhause Musik genießen zu können: Es ist das Erleben eines neuen Horizontes von Musikreproduktion, ein Eintauchen in gemeinhin für praktisch unmöglich gehaltene Resultate des Zusammenwirkens einer Musikanlage und eines Hörraums, das Suchtpotenzial wie eine Droge entfaltet und nach immer mehr verlangt.
Um sich klar zu machen, was mich zu solch euphorischen Bemerkungen verleitet und worum es geht, stellen Sie sich einmal vor: Ein Rohbau, der ohne Rücksicht auf Aufwand egal welcher Art von Grund auf nur für einen Zweck konzipiert und realisiert wurde - für Musikwiedergabe optimale akustische Bedingungen zu schaffen. Obgleich diese Tatsache angesichts gewöhnlicher Lebensraumumstände schwer zu akzeptieren ist: Ihr Raum hat mehr Einfluss auf das Endergebnis als Ihre Anlage; so können Sie vielleicht erahnen, wie gravierend die Auswirkungen sind, wenn man die raumakustische Optimierung wirklich kompromisslos auf die Spitze treibt. Musikfreunde, die ein hochwertiges System besitzen oder anschaffen wollen, sollten unbedingt auch Budget für raumakustische Elemente einplanen, zumal eine Raumoptimierung auch mit gehobenem Stilempfinden kompatibel gestaltet werden kann.
Auf dem zentralen Hörsessel sitzend und auf einiges gefasst sind mir vermutlich dennoch Gesichtszüge entglitten, als das erste meiner derzeitigen Lieblingsalben im ART G3 anläuft: „Touch“ von Yello. Dieses in herausragender Qualität anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Schweizer Duos produzierte Album ist mir insofern bestens vertraut, als ich es seit Wochen ständig mit unterschiedlichsten Komponenten bei Hörtests in der Redaktion einsetze und zuhause höre. Die Altmeister des Elektropop bringen inspirierte Remakes legendärer, ihrerzeit für neue Stilrichtungen elektronischer Musik wegbereitender Titel wie „Bostich“ und einige neue entzückende Titel wie etwa die von Heidi Happy gesungenen Balladen „You Better Hide“ und „Stay“ oder das meditative Instrumentalstück „Takla Makan“. Boris Blank hat seine Klangcollagen in bester Tradition des Künstlerprojekts bis ins Detail ausgefeilt und akustische Erlebnisräume geschaffen, die extrem weitläufig, facettenreich und wie immer auch etwas verspielt sind.