Auf großem Fuß
Bei genauerer Betrachtung erweist sich der Direkt gestalterisch also als viel mehr als eine schnöde breite Kiste, und für seine Technik gilt das allemal. Das durchaus reizvolle Design hat tatsächlich auch funktionale Gründe, nicht nur wegen des erforderlichen Platzes für ein großes Chassis. Eine breite Schallwand lässt mehr Direktschall beim Hörer ankommen, weil sie breitwinklig abgestrahlte Schallenergie nach vorn lenkt, so dass weniger seitliche Raumreflexionen neben und hinter den Lautsprechern entstehen. Das Flachgehäuse des Direkt wird aus MDF gefertigt, mehrere Innenverstrebungen sorgen für zusätzliche Stabilität des dickwandigen Korpus. Die Konstruktion ruht auf drei äußerst robusten, sich nach unten verjüngenden Vollmetall-Füßen, wobei die vorderen beiden länger sind als der hintere, um den Direkt bei empfohlenen Hörabständen in die optimale Neigung zu bringen. Zum Lieferumfang gehörende Spikes, die in die Füße geschraubt werden, erlauben, leichte Bodenunebenheiten auszugleichen.
Die Länge der Standfüße dient dazu, einen definierten Abstand zwischen dem Gehäuseboden des Lautsprechers und der Stellfläche zu gewährleisten, denn diesen Platz braucht der Direkt zum Ausatmen: Sein Bassreflex-System beinhaltet zwei strömungsoptimierte Austrittsöffnungen, die im Downfire-Prinzip nach unten gerichtet sind. Eine solche Ventilation gen Boden hat mehrere Vorteile: Der Lautsprecher kann einfacher positioniert werden und die Tiefton-Schallenergie verteilt sich gleichmäßiger im Raum, in Folge dessen kann eine besonders kontrollierte Basswiedergabe erreicht werden. Auch dank seiner Bassreflex-Abstimmung kann der Direkt tief in den Frequenzkeller hinabsteigen und ordentlich Druck machen, obwohl er keinen separaten Tieftöner hat. Immerhin misst die Tiefmittelton-Membran stattliche 27,5 Zentimeter im Durchmesser, aber wie vermag ein solches Chassis sowohl mittlere Lagen als auch Bässe sauber zu reproduzieren? Mitverantwortlich dafür ist die minimalistisch konzipierte Frequenzweiche, sie ist nur mit besonders hochwertigen Bauteilen, die enge Toleranzen aufweisen, bestückt. Aufgrund ihrer Phasenoptimierung und ihres linearisierten Impedanzverlaufs hilft sie den Treibern, eine impulsgenaue Wiedergabe hinzukriegen - und ganz nebenbei sorgen unter anderem die elektrischen Eigenschaften der Weiche für einen außergewöhnlich hohen Wirkungsgrad: Gerade mal zehn Röhrenwatt reichen, um den Direkt richtig auf Trab zu bringen.
Hauptsächlich allerdings gehen die Effizienz des Direkt und das Kunststück, mit einer Makro-Tiefmittelton-Membran akkurat zu spielen, auf das Konto der Treiber. Eben jener sehr üppig dimensionierte Tiefmitteltöner ist für Kenner das Highlight am Direkt-Konzept. Seine Membran wird aus „Kraftpapier“ gefertigt: Mit diesem etwas eigentümlichen Namen bezeichnet Heco eine spezielle Zellulosefaser-Mixtur, die der Membran genau die richtige Mischung aus Steifigkeit und Elastizität verleiht. Zudem weist diese von Heco entwickelte Papiermembran eine sehr geringe Masse und ein sehr günstiges Partialschwingungsverhalten auf. Die stark belastbare Schwingspule und die relativ harte, verlustarme Sicke tragen außerdem zur Impulsgenauigkeit und Effektivität des Tiefmitteltöners bei. Angetrieben wird das Chassis von einem besonders kräftigen Magnetsystem, es ist in einem strömungsoptimierten, verwindungssteifen Aluminium-Druckguss-Korb montiert.