Ausgewogen
Praktisch alle Bauteile und die Innenverkabelung beider Komponenten wurden per Gehör ausgewählt, und das ist in zweifacher Hinsicht ein entscheidendes Stichwort. Denn das Schaltungsdesign der E 1, die dieselbe Ausgangsleistung wie der E 12 bereitstellt, entspricht zwar prinzipiell einem E 12 ohne dessen passive Vorstufe mit Lautstärkeregelung, aber Details machen hier mal wieder den Unterschied: Neben einer aufwendigeren Spannungsversorgung heben höherwertigere Bauteile auch die Endstufe vom Integrierten ab.
Zudem sind für die E 7 und die E 1 weiterreichende Feinabstimmungen als »S-Paket« erhältlich; im Rahmen dessen werden bei der E 7 Optimierungen am Netzteil und an der Verkabelung sowie ein mechanisches Feintuning vorgenommen. Die Tuning-Option für die E 1 beinhaltet Modifikationen im Netzteil und mechanische Detailverbesserungen. Wir haben uns das Duo allerdings in der Basisversion angehört, wobei zum Schluss schrittweise auch zwei d.C.d.-Basen, die Silentplugs und die d.C.d.-Gerätefüße zum Einsatz kamen, die in der Redaktion als Arbeitsmittel dienen. Die zeigten auch mit der E 7 und der E 1 den bekannten Effekt: Das Klangbild wird nochmals in sich stabiler, feiner gezeichnet und lebendiger. Doch die Kombi liefert auch ganz ohne irgendeine besondere Maßnahme in ihrem Umfeld eine außerordentlich detaillierte Abbildung des Geschehens, wobei Nuancen nie vordergründig herausgeschält und dadurch ein wenig isoliert wirken. Bei »Stay a Little Longer« aus dem aktuellen Album »Within a Dream« des Emil Brandqvist Trios ebbt der glänzende Ausklang der angeschlagenen Becken ganz allmählich ab, man kann vor dem geistigen Auge mühelos verfolgen, wie sie langsam ausschwingen - sogar ihre Dimension lässt sich erahnen.
Allerdings lenken die Audio Exklusiv hier nicht die Aufmerksamkeit auf bestimmte tonale oder feindynamische Aspekte, vielmehr hatte ich mich auf das virtuose, unnachahmlich einfühlsame Spiel von Emil Brandqvist konzentriert. Tatsächlich fällt beim Hören dieser Kombi zuerst auf, wie leicht sie es dem Hörer macht, zwischen unterschiedlichen Perspektiven auf die Einspielung zu wechseln, einzelne Instrumente zu verfolgen oder sich das große Ganze anzuschauen. Entscheidet man sich in einem Moment für das »Weitwinkelobjektiv«, wird sofort deutlich, dass die E 7 und die E 1 es auch wie selbstverständlich schaffen, die Musiker auf einer hervorragend durchhörbaren Bühne von glaubhaften Ausmaßen zu platzieren, mit sehr viel Luft um Schlagzeug, Kontrabass und Piano herum. Wenn Elektronik zu einer erkundenden Wanderung durch die Aufnahme einlädt, hat sie im Grunde bereits ihren Zweck bestens erfüllt und sich vorbehaltlos als Vermittler von Musik qualifiziert.
Kürzlich bin ich auf eine australische Sängerin gestoßen, die sich unter dem Künstlernamen »Georgi Kay« dem Indie-Pop verschrieben hat. Georgina Kingsley, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt, hat 2013 den wunderbaren Song »In My Mind« veröffentlicht, der einen anrührenden Text in einer eingängigen Melodie verpackt. Vor allem jedoch hat mich sofort ihre äußerst ausdrucksstarke, facettenreiche Stimme in ihren Bann gezogen, in der eine Tiefgründigkeit mitschwingt, die unter die Haut geht. Die E 7 und die E 1 präsentieren diesen charakteristischen Gesang mit einer Natürlichkeit, die unwillkürlich die Vorstellung einer tatsächlichen Präsenz erweckt. Sie lassen die Stimme vibrieren, skizzieren plastisch einen dazugehörigen Körper und entfalten ihr warmes Timbre in seiner ganzen Farbstärke. Meine neu entdeckte Vorliebe für diesen Song und die intensive, atmosphärische Darbietung des Audio-Exklusiv-Duos veranlassen mich, für eine Weile die »Repeat«-Funktion des Musikservers zu nutzen. Ursprünglich war dieser Titel allerdings an mir vorbeigegangen, bis eine Coverversion im Radio lief - ein Remix eines Covers, genauer gesagt. Wichtig ist dabei nur, dass die im November 2017 von Dynoro & Gigi D’Agostino veröffentlichte Fassung von »In My Mind« - obwohl manche Gesangsamples verfremdet wurden - eine dem Original würdige Neuinterpretation darstellt, die ungeheuer Spaß macht. Die ungebremste Spielfreude der Eco-Verstärkerkombi auf diesen Dance-Kracher loszulassen, kann ich nur empfehlen. Weder dessen sehr tiefe Bassläufe noch die angeschlossenen Standlautsprecher mit mittlerem Wirkungsgrad scheinen die Endstufe irgendwie zu beeindrucken, das Gehörte hinterlässt dementsprechend emotional seine Spuren - Kompliment: das passt mal wieder.