Canton GLE 80 S2 im Test:Aufstellung und Hörtest
Bei der Aufstellung erweist sich der GLE 80 S2 als sehr unkompliziert, seine Abstrahlcharakteristik nagelt nicht auf den Sweet Spot fest. In unserem Hörraum konnten wir bei leichter Einwinkelung auch seitlich der mittigen Hörposition eine tonal ausgewogene und räumlich ordentlich gestaffelte Abbildung erzielen. Im Zuge der Optimierung haben wir die Lautsprecher so auf den Hörplatz eingewinkelt, dass von dort aus die innen liegenden Gehäuseseiten noch als schmale Kanten zu sehen sind, um eine noch schärfere Fokussierung zu erreichen. Der Abstand zu den seitlichen Wänden beträgt 75 Zentimeter bei einer Basisbreite von 2,2 Meter, zur Rückwand haben wir eine Distanz von 60 Zentimetern gewählt. Diese Platzierung hat sich für unseren Hörraum als ideal dargestellt; grundsätzlich gilt, dass die räumliche Darstellung von einer freien Positionierung profitiert. In vielen Wohnsituationen wird insbesondere so viel Abstand zur Rückwand nicht eingehalten werden können, was trotz der Bassreflex-Abstimmung des GLE 80 S2 mit rückseitiger Ventilationsöffnung jedoch kein Problem darstellt: Wir konnten bis etwa 25 Zentimeter zur Wand rücken, ohne den Bass aufzublähen. Wer den GLE 80 S2 ausreizen möchte, sollte auch diesbezüglich zu Hause experimentieren, denn jeder Raum ist anders.
Hörtest

- Die Modelle der neuen GLE-Serie sind auch in weißem Dekor erhältlich (Bild: Canton)
Zum lockeren Einstieg läuft das Album »Hard Pop Vol. 2« von Deborah De Luca, das die italienische Techno-Produzentin als Fortsetzung von »Hard Pop« aus 2024 im Frühjahr herausgebracht hat. Allzu locker wird die Angelegenheit allerdings nicht, denn Deborah De Luca kommt gleich mit dem Opener »Nero« zur Sache, Tempo und Arrangement des Tracks halten in Atem. Der GLE 80 S2 hält mühelos mit, schleudert tiefe, trockene Beats druckvoll und völlig unbeeindruckt aus dem Ärmel. Auch voluminöse Bassläufe stellen für die schlanke Säule keine Herausforderung dar, der filigrane Lautsprecher lässt sie grummeln und zeichnet bis in die unteren Oktaven straff durch. Gleichzeitig bringt er das geradezu explosive Element der Produktion voll zur Geltung, wenn laut abgemischte, Acid-typische Sounds unvermittelt in den Raum schneiden. Bei »Without Me« sind einige Effektsounds sehr plastisch gestaltet und akkurat im virtuellen Raum arrangiert. Der GLE 80 S2 lässt sie organisch wirken und in einem breit angelegten Panorama von links nach rechts springen. Dabei zeichnet er das dreidimensionale Geschehen exakt nach, man kann haargenau nachvollziehen, wie die Sounds in Beziehung zueinander angeordnet sind.
Billie Eilish hat im vergangenen Jahr ihr drittes Studioalbum »Hit Me Hard and Soft« veröffentlicht, mit dem sie ihre bemerkenswerte musikalische Entwicklung fortsetzt. Blitzsauber zusammen mit ihrem Bruder Finneas O`Connell im Home Studio produziert, mit akustischer sowie elektronischer Instrumentierung und kalkuliert dosierten Abstechern in Genres abseits des Pop, markiert dieses Album zweifelsohne den Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens. Zu Beginn der Ballade »Wildflower« setzt der Canton-Lautsprecher die akustische Gitarre gekonnt in Szene, zeichnet ihren Korpus mit scharfen Konturen und stattet sie mit einem in seiner Wärme perfekt dosierten Grundton aus. Auch die facettenreiche Gesangstimme klingt vollkommen natürlich, während der GLE 80 S2 eine richtig proportionierte und in richtiger Höhe platzierte Abbildung liefert. Bei »L’Amour de ma vie« trifft der GLE 80 S2 wunderbar den warm-sanften Ton von Billie Eilish, bis ihre Stimme im Stile alter Chansons auf Schellackplatten verfremdet wird - großartig! Wenige Augenblicke später wandelt sich der Song zum tanzbaren Pop-Hit, mit schnellem, erdigem Beat, lebhafter Synthesizer-Melodie sowie jeder Menge verschachtelter Vocalsamples und Hallspuren. Der GLE 80 S2 behält souverän den Überblick und präsentiert jedes Detail dieser verspielten, komplex angelegten Passage. Dabei rückt er die klangästhetische Dimension ins richtige Licht, die diese künstlerische »Eskapade« zu etwas Besonderem macht.

- »Oceanic Mirror« heißt das taufrische Album von Eydís Evensen, das abermals hochatmosphärische, von der Natur inspirierte Kompositionen enthält
Ein Konzertflügel, ein Streichquartett und ein Chor - damit stellen wir jetzt diesen Canton-Lautsprecher ultimativ auf die Probe. »Oceanic Mirror« heißt das taufrische, vierte Album von Eydís Evensen, das abermals von hochatmosphärischen, von der Natur inspirierten Kompositionen aus ihrer Feder gekennzeichnet ist. Die ausgezeichnete Produktion hat wieder Valgeir Sigurõsson verantwortet. Sowohl deren Güte als auch die des GLE 80 S2 zeigt sich sofort, wenn bei »Friõarglymur« der 18-köpfige Kammerchor Schola Cantorum Reykjavicensis sein Gastspiel hat, die einzelnen Stimmen werden klar voneinander abgegrenzt und entsprechend der Aufstellung der Sängerinnen und Sänger in zwei Reihen akkurat abgebildet. Solo-Passagen des Flügels offenbaren, welches Potenzial im GLE 80 S2 steckt, er macht das Schwingen der Saiten und des Korpus’ hörbar und kann zudem den dynamischen Umfang dieses kraftvollen Instruments glaubhaft abbilden. Doch diese organische Komponente ist längst nicht alles, womit dieser Canton-Lautsprecher seine audiophile Ader demonstriert: Er schwelgt mit Eydís Evensen in dunklen Klangfarben, löst feinste Schattierungen der unteren Register des Flügels, der Bratsche und des Cellos auf. Aber seine Vorliebe für Tonalität beschränkt sich keineswegs auf diese Lagen, er verleiht der Trompete bei »Eternal« rauchigen Charakter und lässt sie bei höheren Tönen mit treffsicher dosierter Prägnanz erstrahlen. Und auch die höchsten Noten der Klaviatur perlen kristallklar, nach oben heraus spielt der GLE 80 S2 völlig offen. Zugleich macht seine atmosphärische Spielweise die Klanglandschaften und Melodien dieses Albums zu einem emotional berührenden Erlebnis - eine reife Vorstellung.

