Canton Reference 5 im Test:Design und Technologie
Was mit sanften Schwüngen in wiederkehrenden Radien ausgesprochen elegant und wie aus einem Guss aussieht, ist das Ergebnis zahlreicher Computersimulationen und 3-D-Modellierungen. Man ahnt es natürlich, der Aufwand wurde nicht allein betrieben, um der Erscheinung des durchaus stattlichen Lautsprechers eine gewisse Leichtigkeit zu verleihen. Der primäre Zweck ist ein eher nüchterner: Diese gänzlich asymmetrische Gehäuseform vermeidet stehende Wellen im Inneren und erhöht außerdem die Steifigkeit der Konstruktion, wozu überdies mehrere Innenverstrebungen beitragen. Die zwei Schichten UV-beständigen Polyesterlacks und die zwölf polierten Lackschichten im Falle der Ausführung »Schwarz Piano« dagegen dürfen ohne Einschränkung als »Zugeständnis« an die Ästhetik verstanden werden.
Ebenso gewollt war eine stimmigere Optik innerhalb der Serie; der Radius des Deckels ist nun bei allen Modellen gleich, während sich die Bögen der Seitenteile im Gegensatz zur vorherigen Serie ähneln. Die Einzelteile des Korpus’ bestehen aus mehreren Schichten MDF, die unter hohem Druck miteinander verleimt werden, was die innere Dämpfung des Aufbaus erhöht. Um eine optimale Resonanzkontrolle und zugleich ein möglichst großes Innenvolumen zu erreichen, sind die Gehäuseteile in unterschiedlichen Wanddicken ausgeführt: Die Schallwand des Reference 5 misst an ihrer dicksten Stelle stolze 51 Millimeter, die Rückwand ist 36 Millimeter dick und die Wangen sowie der Deckel weisen eine Materialstärke von 21 Millimetern auf. Im Inneren des Korpus’ setzt sich das Prinzip der Asymmetrie fort, hier lenken ein abgeschrägtes Bassvolumen und ein konisch geformtes Gehäuse für den Mitteltöner den Luftstrom in gewünschter Weise. Zur zusätzlichen Bedämpfung des Gehäuses werden die Innenseiten mit 40 Millimeter starker, hochdichter Polyfaserwatte ausgekleidet; weitere Elemente aus dem gleichen Material finden sich in der asymmetrischen Hochtonkammer und im Umfeld der Frequenzweichenplatinen.
- Die Reference-Serie umfasst fünf Standlautsprecher, einen Kompaktlautsprecher, einen Center und einen Subwoofer. Alle Modelle sind neben Weiß Seidenmatt auch in schwarzem Piano-Finish zu haben. Darüber hinaus sind die Standlautsprecher Reference 2 und Reference 7 auch in einem Nussbaumfurnier erhältlich (Bild: Canton)
Treiber-Technologie
- Die Hochtonkalotte wird aus Aluminiumoxid hergestellt und mit einer Substratschicht bedampft (Bild: Canton)
Für die Schallwandlung hoher Frequenzen ist ein 25-mm-Hochtöner zuständig, dessen Kalotte aus Aluminiumoxid hergestellt wird. Dieses Material selbst wird in einem anodischen Oxidationsbad erzeugt, welches die molekulare Struktur der Oberfläche der Aluminiumkalotte umwandelt, sodass sie der Struktur von Keramik entspricht. Im Laufe dieses Prozesses wird dem Oxidationsbad ein Metallpulver zugesetzt, dessen feine Partikel sich auf der offenporigen Oberfläche der Aluminiumoxid-Kalotte ablagern und sie beidseitig schwarz einfärben; deshalb nennt der Hersteller dieses Material »Black Ceramic«, kurz »BC«. Der Vorteil von Aluminiumoxid gegenüber Aluminium liegt in der höheren Steifigkeit des Materials, während es im Vergleich zu Vollkeramik günstigere Resonanzeigenschaften aufweist. Abschließend wird ein nicht näher bezeichneter Substrat-Layer auf den Kalottendom gedampft, um dessen Dämpfungseigenschaften bei höchsten Frequenzen zu optimieren. Ein neu entwickelter, asymmetrischer Waveguide sorgt für ein optimiertes Abstrahlverhalten, wodurch eine homogenere Anbindung an den Mitteltöner erreicht werden soll.
- Die Membrane der Konustreiber werden aus Aluminiumoxid gefertigt, wobei Wolfram und weitere Metalle zugesetzt werden. Die Membrane färben sich in diesem Prozess schwarz ein (Bild: Canton)
- Die Konusmembrane sind in der »Wave Sicke 3.0« aufgehängt. Aus POM hergestellte Dichtungsringe gewährleisten einen hermetischen Abschluss der Montageringe mit der Schallwand (Bild: Canton)
- Die Frequenzweiche des Reference 5 ist mit Spulen und Kondensatoren bestückt, die für Canton in Deutschland hergestellt werden. Ihr Mittelhochtonzweig ist als Linkwitz-Riley-Filter 4. Ordnung aufgebaut (Bild: Canton)
Die Konusmembrane des Mitteltöners und der zwei Tieftontreiber werden mithilfe desselben Verfahrens hergestellt, wobei der Hauptbestandteil des Metallpulvers hier Wolfram ist, weshalb Canton dieses Material »Black Ceramic Tungsten«, kurz »BCT« nennt - die anderen Metallkomponenten bleiben ein Firmengeheimnis. Über die Vorzüge des Eloxal-Verfahrens gegenüber galvanischen Überzugsverfahren kann Frank Göbl dagegen offen sprechen: Es ermöglicht, die Schichtdicke exakt zu definieren und den Härtegrad sehr fein zu dosieren. Im Ergebnis lässt sich so ein Konus herstellen, der steifer, aber nicht schwerer ist, und somit ein optimales Verhältnis von Masse und Dämpfung erreichen. »Dämpfung« ist überhaupt das zentrale Stichwort bei zahlreichen Detailmaßnahmen: Die Konustreiber sind von Frontringen eingefasst, die aus dem thermoplastischen Kunststoff POM hergestellt werden, der sich durch günstige Dämpfungseigenschaften und hohe Steifigkeit auszeichnet. Sie dienen ebenfalls als asymmetrischer Waveguide. Hinter ihnen befinden sich neu entwickelte, mit einem speziellen Gewebe beflockte Dichtungsringe, die das Innenvolumen hermetisch versiegeln und gleichzeitig die Übertragung von Körperschall reduzieren. Cantons bekannte »Wave Sicke« in ihrer dritten Generation verteilt mit ihren deckungsgleichen Bögen die bei der Auslenkung der Konusmembran wirkenden Kräfte gleichmäßig und trägt so ihren Teil zu einem linearen Hub bei. Die Frequenzweiche des Reference 5 ist mit Spulen und Kondensatoren bestückt, die für Canton in Deutschland hergestellt werden. Ihr Mittelhochtonzweig ist als Linkwitz-Riley-Filter 4. Ordnung aufgebaut und übergibt bei 3 kHz an den Mitteltöner. Der Tieftonzweig realisiert einen Tiefpass 2. Ordnung und einen Hochpass 2. Ordnung, der den Mitteltöner bis 170 Hz sehr weit herunterspielen lässt. Jenseits der elektrischen Eigenschaften richteten die Ingenieure auch an dieser Stelle besonderes Augenmerk auf Resonanzkontrolle: Die Platinen ruhen auf Korkschichten, um sie vor Mikrophonie-Effekten zu schützen.
- Der Tieftonzweig realisiert einen Tiefpass 2. Ordnung und einen Hochpass 2. Ordnung, der den Mitteltöner weit herunter laufen lässt. Die gesamte Innenverkabelung ist mit dem hauseigenen »Canto Link 400« ausgeführt (Bild: Canton)