Der andere Weg
Weniger umfangreich ist die Ausstattung der Komponenten, denn mit Blick auf Trends der High-End-Szene geht Audio Exklusiv einen anderen Weg als viele seiner Mitbewerber. Während anderswo immer mehr Mikroprozessoren im Dienste des Bedienkomforts und immer mehr Funktionsvielfalt Einzug halten, folgt die Elektronik-Entwicklung bei Audio Exklusiv einem einfachen Rezept und baut in klassische Manier Verstärker, die alles an Bord haben, was man für stereophonen Musikgenuss braucht - nicht mehr. So ist auch der P 112 vergleichsweise puristisch, sein Konzept beinhaltet abgesehen von einer Monitorschleife nur das Wesentliche, manch einer würde sagen „das Nötigste“.
Subwoofer-Ausgang, Vorstufen-Ausgang, Kopfhörer-Ausgang? Fehlanzeige, nicht einmal eine Fernbedienung gehört standardmäßig zum P 112, eine Lautstärke-Fernbedienung ist aber erhältlich. Und wozu braucht ein Stereo-Verstärker ein Display? Genau… Vom Kopfhörer-Ausgang vielleicht abgesehen kann ich persönlich nur sagen: Bravo! Ohne aus dem einen oder anderen Weg eine philosophische Anschauung zu machen: Es ist nicht nur legitim, sondern erfreulich, wenn Hersteller sich noch trauen, minimalistische Verstärker für die tatsächlichen Bedürfnisse der meisten Audiophilen zu bauen, die Stereo-Anlagen mit zwei Tonquellen besitzen oder anschaffen wollen.
Immerhin bietet der P 112 vier Tonquellen und einem Aufzeichnungsgerät gleichzeitig Anschluss, jeweils ausschließlich über RCA-Buchsen. Der andere Teil dieses Gegenentwurfs besteht im Qualitätsgedanken: Was der P 112 kann, soll er möglichst gut machen. Daher ist seine technische Konzeption zwar ebenfalls konsequent puristisch, jedoch durchgehend sehr aufwendig realisiert und an den richtigen Stellen mit Liebe zum Detail optimiert. Zunächst werden alle Bauteile sorgfältig in Hörtests ausgewählt, die einzelnen Exemplare anschließend streng selektiert. Die gesamte Doppel-Mono-Schaltung kommt mit Ausnahme des sehr hochwertigen Lautstärkepotentiometers von TKD ohne mechanische Kontakte aus, gasgefüllte Reed-Relais besorgen die Eingangsumschaltung. Aus klanglichen Gründen wurde auf eine Überalles-Gegenkopplung verzichtet, darüber hinaus findet auch keine Gegenkopplung der endverstärkenden Transistorsektion statt. Im Gegensatz zur hauseigenen größeren Elektronik ist die Vorstufensektion des P 112 passiv ausgeführt, die nachfolgende Treiberstufe ist mit Röhren bestückt; zum Einsatz kommen hier pro Kanal jeweils eine E 88 C und eine 6N6 - beide Typen besonders streng selektiert, versteht sich. Die Verwendung von Röhren dient jedoch nicht dazu, einen gewissen nostalgischen Charme zu versprühen, prominent sichtbar sind die Glaskolben ohnehin nicht: Sie sind vitaler Bestandteil der klanglichen Konzeption des P 112, sie gelten zurecht nicht nur bei Audio Exklusiv als vorzügliche Spannungsverstärker für feine Signale mit geringem Pegel.