Ein konsequentes Konzept
Der Sinn eines solchen Aufwands mag sich nicht sofort erschließen, davon ausgehend, dass letztlich doch nur ein Transport von Nullen und Einsen stattfindet. Tatsächlich kann die Bedeutung von Störeinflüssen selbst sehr hochwertiger Netzteile auch hierbei kaum überbewertet werden, denn im Detail ist der Prozess komplizierter und die Integrität der Datenströme fragil. Das gilt sogar, obwohl SU-R1 und SE-R1 im Vergleich zur C700-Serie ein grundsätzlich anderes Konzept bezüglich der Verbindung zwischen den Komponenten darstellen: Die Netzwerk-Vorstufe SU-R1 übermittelt dem Endverstärker SE-R1 nichts anderes als digitale Daten - per Ethernet-Kabel. Aber wie kann man sich das vorstellen, der SU-R1 ist doch ein Vorverstärker?
Der Trick beim Technics Digital Link sieht so aus: De facto regelt der SU-R1 nicht wirklich die Lautstärke, er überträgt lediglich die Information über die vom Hörer gewünschte Lautstärke an den Endverstärker - man muss sich von traditionellen Verständnis einer Vorstufe lösen, um rein digital kommunizierende System-Komponenten zu verstehen. Technics reizt dieses Prinzip voll aus, denn das Digital Link funktioniert zweigleisig: Ein Ethernet-Kabel führt die Audiodaten des linken Stereo-Kanals und die Steuerbefehle, ein zweites Ethernet-Kabel überträgt die Audiodaten des rechten Kanals. Auf diese Weise lassen sich jegliche Störeinflüsse des Signaltransfers minimieren und eine praktisch perfekte Kanaltrennung erzielen.
Sind die Signale im Endverstärker SE-R1 angekommen, werden sie trotz ihrer vorherigen Aufbereitung einer weiteren, sorgfältigen Bereinigung unterzogen: Die „JENO-Engine“ glättet nochmals niederfrequenten Jitter mithilfe eines hochpräzisen, batteriebetriebenen Taktgenerators im Noise-Shaping-System während der Abtastraten-Wandler Jitter im Hochfrequenz-Spektrum reduziert. Zur JENO-Topologie gehört auch der Pulsweiten-Modulator, denn dessen besonders schnelle Schaltvorgänge sind wesentlich an der hohen Geschwindigkeit beteiligt, mit der das Noise Shaping im SE-R1 stattfinden kann. Aber eins nach dem anderen: Der SE-R1 ist ein digitaler Schaltverstärker, das heißt, im Gegensatz zu analog arbeitenden Endverstärker-Stufen, die kontinuierlich verstärken, schaltet er ständig an und aus - aberwitzig schnell. Das Herz eines Schaltverstärkers ist der so genannte Pulsweiten-Modulator, kurz PWM. Natürlich kommt ihm klangentscheidende Bedeutung zu, deshalb haben die Ingenieure von Technics keine fertige Lösung eines Spezialisten eingekauft, sondern kurzer Hand eine eigene entworfen.
Zurück zur Lautstärkeregelung: Sie findet erst statt, nachdem die Digitalsignale die D/A-Wandler-Sektion und die JENO-Schaltung durchlaufen haben, unmittelbar vor der PW-Konversion. Damit ist allerdings die Arbeit des SE-R1 noch nicht beendet: Vor seinen Lautsprecher-Ausgängen wird eine Impedanzanpassung vorgenommen - mithilfe eines Testsignals spezifisch für die angeschlossenen Lautsprecher. Diese „Load Adaptive Phase Calibration“ genannte Technologie ermöglicht dem SE-R1 nicht nur, sich optimal auf ein Zusammenspiel mit Lautsprechern anderer Hersteller einzustellen: Auch im Familienverbund ist LAPC klanglich vorteilhaft, weil die Impedanz ein Schallwandlers frequenzabhängig variiert. Passt sich eine Endstufe laufend dieser Impedanzkurve an, kann das elektrische Wechselwirken zwischen Verstärker und Lautsprecher optimiert werden - im Endeffekt bedeutet dies optimale Kontrolle über die Lautsprecher.