Klang
Besagter Abstand zwischen Gehäuseboden und Sockelplatte wird für die Ventilation der nach unten gerichteten, strömungsoptimierten Bassreflex-Öffnung benötigt. Das Downfiring-Prinzip sorgt für eine gleichmäßigere Verteilung der Schallenergie im Raum und ermöglicht gleichzeitig, den FS 408 näher an der Rückwand aufzustellen. Der FS 408 bleibt mit deutlich weniger als einem halben Meter Distanz tonal auf der straff-kontrollierten Seite; allerdings büßt er dann unvermeidlicher Weise ein wenig Abbildungstiefe ein. Dennoch gelingt dem FS 408 auch jetzt eine faszinierende räumliche Staffelung: Selbst bei einer klassischen Jazz-Besetzung erstreckt sich die Illusion der Bühne weit in die Tiefe hinein, beispielsweise bei »Ti stimo« aus dem 2019 veröffentlichten Album »Avec le temps« von Giovanni Guidi schlägt João Lobo gefühlt außerhalb des Hörraums auf die Ränder seiner Drums.
Im Gegenzug muss man sich um die Substanz im Bassbereich keinerlei Gedanken machen, wenn man den FS 408 etwas mehr als einen Meter von der rückwärtigen Wand entfernt positioniert, wie das jetzt von Tidal gestreamte Album »Moma« von Emmanuel Top eindrucksvoll zeigt: Die ganz tief im Frequenzkeller grummelnden Bassläufe bei »Moma Part 3« klingen bedingungslos autoritär und lassen mich tatsächlich bei angemessenem Pegel Vibrationen am Oberkörper und am Sofa spüren - größer kann die Freude über ein neues Album des Electro-Altmeisters nach sieben Jahren Schaffenspause kaum ausfallen. Dieses außergewöhnlich experimentelle Album ist viel ein Ambient-Werk als ein wildes Techno-Spektakel, und deshalb kann der FS 408 dabei weit mehr als satte Basspotenz unter Beweis stellen. Zahlreiche Effektsounds und schwebende Synthesizer-Fahnen fügen sich zu einem äußerst weitläufig ausgedehnten, dreidimensionalen Klanggemälde zusammen, das in seiner Akkuratesse und Verspieltheit an Boris Blank erinnert.
Mindestens ebenso sehr würde ich ein neues Album der kanadischen Sängerin Emilie-Claire Barlow begrüßen, doch mit dem FS 408 wird ihre facettenreiche Stimme auch auf dem 2015 publizierten, ausgezeichnet produzierten Album »Clear Day« zu einer hellen Freude. Bei »(It’s Just) Talk« wird ihre Stimme messerscharf umrissen, richtig proportioniert sowie in passender Höhe abgebildet. Auch tonal gelingt die Reproduktion hier wie aus einem Guss, die Abbildung der Sängerin klingt natürlich und bis zu den höchsten Tönen hinauf glockenklar, dabei wird jede vokale Variation hörbar. Gleichzeitig werden die Instrumente mit scharfen Konturen auf einer großformatig angelegten Bühne abgebildet, die bis in den letzten Winkel hinein taghell ausgeleuchtet ist. Dabei löst der FS 408 hier das dynamische Geschehen minutiös auf, malt die Klangfarben des Tenorsaxophons mit feinem Pinsel und dosiert dessen Strahlkraft punktgenau.
Souverän & dynamisch
- Diese hervorragende Aufnahme von Decca ist eine besondere Herausforderung, doch der FS 408 geht mit ihr völlig souverän um und macht sie zu einem wunderbaren Klangerlebnis (Cover: Decca)
Marco Schiavo und Sergio Marchegiani haben mit Decca die Klaviersonaten für vier Hände, KV 19d, 358, 381 und 521 von Mozart eingespielt. Diese hervorragende Aufnahme stellt eine Kette vor eine besondere Herausforderung; vor allem, weil sie den Konzertflügel sehr direkt einfängt, doch der FS 408 geht mit ihr völlig souverän um. Er stellt das Instrument realistisch dimensioniert auf eine luftige Bühne, bringt auch hier feinste tonale Schattierungen zur Geltung und bildet dessen dynamischen Umfang glaubhaft ab. Zudem kann er die beiden Pianisten mühelos voneinander abgrenzen, vor dem geistigen Auge entsteht ein plastisches Bild davon wie sie an den Seiten der Klaviatur sitzen, mehr noch, von jedem ihrer Tastenanschläge - Kompliment.