Feinste Abstufungen
Aber im Grunde ist der di122 zu schade, um sein Dasein lediglich als bessere Soundkarte zu fristen; die Bitte eines älteren Hasen lautet daher, ihn wenigstens hin und her zu tragen oder ihm gleich seinen Platz im HiFi-Rack zukommen zu lassen. Dann ermöglicht die ebenfalls hochwertig gemachte Fernbedienung des di122, ihn selbst sowie eventuelle weitere Wadia-Komponenten bequem vom Sofa aus zu kommandieren. Für die klassische Verwendung als D/A-Wandler mit Lautstärkeregelung innerhalb eines HiFi-Systems bietet das Portfolio von Wadia noch eine besonders interessante Option: Der di122 ist prädestiniert, mit der hauseigenen Digital-Endstufe a102 kombiniert zu werden, deren Größe und Design nicht ganz zufällig perfekt mit dem di122 harmonieren. Bezüglich seiner Anschlüsse ist der di122 für die „Old School“-Varianten natürlich bestens ausgestattet, digitale Tonquellen können über zwei koaxiale S/PDIF-Buchsen, zwei optische TosLink-Schnittstellen und einen USB-Audioeingang ihre Signale zuführen.
Was deren Datenstromformate angeht, verwertet der di122 mit Ausnahme von MQA alles, was heute und in absehbarer Zukunft unterkommen kann: Seine Koaxial-Eingänge und die TosLink-Eingänge beherrschen PCM bis zu einer Auflösung von 24 Bit / 192 kHz, der USB-Eingang öffnet das Tor für Ultra-High-Resolution-Audio, denn er unterstützt PCM bis 32 Bit / 384 kHz, DSD64 und DSD128 sowie DXD mit 32 Bit / 352,8 kHz und 32 Bit / 384 kHz. Sämtliche Eingangssignale durchlaufen dann den Wadia-spezifischen Upsampling-Prozess: Das patentierte Rekonstruktionsfilter rechnet die Originaldaten synchron auf eine Auflösung von 1.536 kHz mit einem polynomen Spline-Algorithmus 12. Ordnung hoch! Die nötige Rechenleistung für diese immense Samplerate der DigiMaster-Systematik liefert ein ES9016S von ESS mit acht Kanälen und acht Digitalfilter-Sektionen, dank dieser konfigurierbaren Bereiche kann der hochperformante DAC-Chip neben der eigentlichen D/A-Wandlung und der digitalen Lautstärkeregelung auch die sehr aufwendige Filterung übernehmen. Damit der DAC seine Feinarbeit ungestört verrichten kann, wird er von einem Gehäuse abgeschirmt; außerdem ist das leistungsstarke 5-Volt-Schaltnetzteil des di122 in das Netzkabel ausgelagert.
Wie präsentiert sich der di122 klanglich? Auf dem neuen Album „Boomerang“ von Itamar Borochov findet sich eine klassische Jazz-Besetzung mit Saxophon, Piano und Bass - keine Riesenherausforderung also. Dennoch eignet sich diese ausgezeichnete Produktion, um die typische Charakteristik des di122 zu illustrieren. Dass er souverän Ordnung innerhalb von Orchestern wahrt und Säle ausleuchten kann, hat er zuvor in unseren Hörtests bereits demonstriert. Was den Wadia ganz speziell auszeichnet, wird bei jeder Art von Instrumentierung und Musik aller Genres sofort deutlich: Der di122 ist ein wahrer Künstler, wenn es darum geht, Atmosphäre zu schaffen. Dafür verantwortlich ist zum einen seine plastische und feindynamisch nuancierte Spielweise, die Instrumenten nicht nur viel Luft um sie herum gewährt, sondern das Vibrieren ihrer Saiten und ihre Resonanzkörper erfahrbar macht. Gepaart mit einer tonalen Balance, deren gefühlvoll dosierter Hauch Wärme auch Asketen anrühren dürfte, sorgt der di122 jederzeit für eine emotional äußerst involvierende Darbietung. Zum anderen beweist der di122 ein ausgeprägtes Talent für rhythmische Akzentuierung, folgt jeder noch so flinken und winzigen Variation mit spielerischer Leichtigkeit. Diese Qualitäten verschmelzen zu einer überaus homogenen, geradezu hinreißenden Musikalität - es scheint, als richte der di122 einen Bühnenscheinwerfer auf den Musiker, der gerade seinen Einsatz hat.