Galant
Bis hierhin verkörpert der dezent gestaltete, wie aus dem Röhrenverstärker-Lehrbuch konzipierte RV 1 geradezu eine idealisierte Vorstellung von einem Röhrenverstärker, ein Blick auf seine Leistungsdaten lässt daraus einen kühnen Traum werden, der fast zu schön scheint, um wirklich wahr zu sein. Röhrenfans kennen das Phänomen der „Röhrenwatt“: Ein Glaskolben-Verstärker mit zwanig Watt Ausgangsleistung befeuert problemlos viele ausgewachsene Lautsprecher und wirkt subjektiv wesentlich potenter als die meisten Transistorverstärker mit doppelter Leistung. Die von Magnat sehr konservativ angegebenen fünfunddreißig Watt wecken deshalb natürlich große Erwartungen. Dank einer hervorragenden Praxistauglichkeit müssen diese auch nicht lang auf die Folter gespannt werden, der RV 1 lässt sich einfach hinstellen und sofort genießen. Das ausgeklügelte Resonanzkonzept des Magnat macht sich bereits bei der Positionierung bemerkbar, denn er zeigt sich röhrenuntypisch keinen Deut anfälliger gegenüber mechanischen Einwirkungen als Transistorverstärker - nichtsdestotrotz gönnten wir ihm einen gebührenden Platz in Form unseres bewährten Phonosophie-Racks. Die erste faustdicke überraschung folgt sogleich auf das Einschalten: Frisch ausgepackt kalt macht der RV 1 sofort seine Klasse deutlich. Deshalb haben wir uns, freimütig gestanden, auch gleich den Pflichtteil mit kleinen, feinen Zweiwege-Boxen gespart und die in Kürze hier vorgestellten brandneuen Stand-Lautsprecher der britischen Profi-Schmiede PMC an die Vier-Ohm-Abgriffe des RV 1 angeschlossen. Die PMC FB1i, so viel darf vorab verraten werden, zeichnet sich ihrer Herkunft gemäß durch wirklich außerordentlich ausgeprägte Monitorqualitäten aus und vermag dank ihrer Transmissionline-Konzeption unten sehr ordentlich hinzulangen, sie ist eine akustische Lupe mit allerdings nur durchschnittlichem Wirkunsgrad - eine gleichermaßen bestens geeignete Spielpartnerin und Probe für den Magnat RV 1. Nach einigen Stunden des Warmspielens rotiert Diana Kralls „All For You“ in der Schublade des Leema Acoustics Antila, dieses Album trennt insbesondere bezüglich Atmosphäre und Feinauflösungsvermögen leicht die Spreu vom Weizen. Eine Aufgabe, mit der sich der RV 1 pudelwohl fühlt, der Magnat baut eine geradezu spektakulär weitläufige und wohl geordnete Bühne vor dem Zuhörer auf: Piano, Bass und „The Blonde“ werden mit richtigen Proportionen abgebildet, das Studio der New Yorker Power Station bis in die sprichwörtlich letzte Ecke hell ausgeleuchtet - grandios, ganz offensichtlich zählt die Raumillusion zu den dezidierten Schokladenseiten des RV 1.