KLH Model Three im AV-Magazin Hörtest
Das Singer-Songwriter-Duo »Carolin No« hatte 2020 sein Album »No No« veröffentlichtet, auf dem die Genre-Einflüsse der vorangegangenen Alben zusammenfinden. Die Produktion ist ganz in der Tradition des Duos blitzsauber gemacht und stellt die Gesangstimme von Carolin Obieglo in den Vordergrund, wobei sie sich mit Effekten und Nachbearbeitung zurückgehalten haben. Der Model Three bildet die Stimme richtig proportioniert, in passender Höhe und mit messerscharfen Konturen ab, wobei jede Nuance des vokalen Ausdrucks mühelos hörbar wird. Tatsächlich entsteht der Eindruck, vor Abhörmonitoren zu sitzen, hier werden keine Sibilanten verschliffen und das gesamte tonale Spektrum des Gesangs wird ausgesprochen transparent serviert. Dennoch gehen die Lautsprecher nicht bloß sezierend zu Werke, vielmehr machen sie auch die Emotion, die in den Songtexten mitschwingt, spürbar. Bei »Mauerblümchen« wird zudem auch der Korpus der begleitenden Gitarre plastisch abgebildet und das Instrument mit einem erdigen Grundton ausgestattet, selbst das Fingerschnippen von Carolin Obieglo klingt völlig authentisch.
- Sein Debüt bei Blue Note Records: Ethan Iverson hat fast alle Stücke auf »Every Note Is True« selbst komponiert und liefert mit hochkarätigen Mitstreitern ein sehr hörenswertes Album ab. Mit dem Model Three entsteht dabei Jazz-Club-Feeling (Coverfoto: AV-Magazin)
Der Pianist und Komponist Ethan Iverson gab mit seinem aktuellen Album »Every Note Is True« im vergangenen Jahr sein Debüt bei Blue Note Records und konnte mit Larry Grenadier am Bass und Jack DeJohnette am Schlagzeug Legenden des Jazz als Trio-Partner gewinnen. Die zehn Stücke stammen mit einer Ausnahme (»Blue«, Jack DeJohnette) aus seiner Feder und wurden von Andreas K. Meyer hervorragend produziert. Der Model Three entwirft hier ein dreidimensionales, weitläufig ausgedehntes Klangbild, das bis in die Tiefe der Bühne hinein präzise gestaffelt und taghell ausgeleuchtet ist. Während das Piano beim Intro-Stück »The More It Changes« in der Mitte der Bühne steht, gruppiert sich ein Chor, der aus 44 Personen besteht, um das Instrument herum. Die Sängerinnen und Sänger hatten Aufnahmen geschickt, die im Studio zu einem virtuellen Bühnengeschehen abgemischt wurden; der Model Three behält hierbei die Übersicht und vermittelt einen glaubhaften Eindruck von einem großen Chor, bei dem mehrere Stimmlagen zeitversetzt singen. Bei »The Eternal Verities« entfaltet der Model Three den ganzen Klangfarbenreichtum des Pianos und verleiht staubtrocken klingenden Drums Gewicht. Zugleich klingen die tiefen Saiten des Kontrabasses knorrig und geradezu unerbittlich autoritär, bei entsprechender Lautstärke klingt das mehr nach Jazz-Club als nach Wohnzimmer.
Diese ehrliche, direkte und zupackende Gangart soll den Tiefton betreffend mit einem Techno-Track auf die Probe gestellt werden: »Sugar« aus dem Album »She Sleeps« von Deborah De Luca. Die Bassläufe, die hier den Beat unterlegen, haben es in sich, doch der Model Three bleibt davon auch bei Pegeln, die nicht Mietshaus-tauglich sind, völlig unbeeindruckt. Er legt bei den Synthesizer-Loops bemerkenswerte Durchsetzungsstärke an den Tag, schiebt sie absolut sauber konturiert und druckvoll in den Raum. Mehr noch: Der Bass klingt beinhart - Kompliment!