Konserviertes lebendig
In die Hörtest-Sessions geht der CD37 unter großen Erwartungsdruck, seinem hohen Entwicklungsaufwand entsprechend: Eine so stringent auf maximalen Klang fürs Geld hin gezüchtete Komponente von Arcam lässt sofort viele freudevolle Erinnerungen an frühere Berührungen mit Kunststücken aus der Bolidenschreck-Schmiede aufleben. Um sich dennoch ganz gewissenhaft unvoreingenommen dem CD37 zu nähern, soll er gleich zu Anfang zeigen, wie er mit musikalischen Anforderungen zurecht kommt, die Low Mass-Designs früher oder später an ihre natürlichen Grenzen bringen: Tiefbass-Orgien. Produktionstechnisch besonders exquisite XRCDs von den Labeln Wind Music und First Impression Music mit Künstlern wie Dadawa, He-Xun Tian und Ten Drums haben davon einige im Repertoire – der Arcam CD37 vermittelt die majestätische, fast beklemmende Wucht riesiger Trommeln mit beeindruckender Glaubhaftigkeit, differenziert dabei locker zwischen unterschiedlichen Größen und Anschlägen. Genauso weitgehend unbeeindruckt gibt sich der CD37 bei elektronischen Abstiegen auf der Tonleiter, mal pumpend-blubbernd bei Kraftwerk, dann federnd-farbig bei Hitoshi Ohishi und schließlich tieftrocken brummend bei Etienne de Crécy.
Lassen wir die Kirche allerdings im Dorf: Die ultimative Autorität, Gelassenheit und Konturenschärfe erheblich teurerer Exemplare erreicht der CD37 nicht, gerät jedoch deshalb nie in klangliche Verlegenheit. Entscheidend für das musikalische Empfinden sind nicht Kriterien wie Dynamik und tonaler Umfang in ihrer Absolutheit allein, sondern mehr noch die Fähigkeit, ein in sich stimmiges Gefüge abzubilden. Der Arcam verschweigt nicht, dass Felle beben und mit Holz geschlagen wird, setzt einzelne Aspekte einer Aufnahme im Rahmen seines dynamischen und tonalen Vermögens ins richtige Verhältnis zueinander – was würde beispielsweise ein Mörderbass nützen, der verloren und regelrecht deplatziert wirkt neben flacher Dynamik, unbeholfenem Timing und mattem Hochtonspektrum? Genau, Homogenität geht letztlich über alles – und die spendiert der Arcam in aller verwöhnender Reichhaltigkeit.
Auch in anderen Belangen gibt sich Arcams Neuer nicht nur keinerlei Blöße, der CD37 überrascht mit einem hohen Maß wirklich erwachsener Qualitäten. Seine räumliche Darstellung ist weit ausgedehnt - besonders in der Breite – und im Binnenverhältnis richtig proportioniert; Timing, feindynamische Auflösung und Klangfarbendifferenzierung wirken zuweilen geradezu wie beseelt. Eine kürzlich erschienene Compilation des Labels Opus 3 trifft mal wieder zum genau richtigen Zeitpunkt ein, um ein Klangfest in doppelter Hinsicht zu feiern: Die SACD „Best of Audiophile Classics“ ist wie von Opus 3 gewohnt hervorragend produziert und ein Arcam CD37 ist ein hervorragendes Instrument, klassische Besetzungen zu inszenieren. Die hohen in ihn gesetzten Erwartungen hat der CD37 bereits vollauf erfüllt, doch die Musikmaschine ist damit noch nicht am Limit ihres Könnens: Selbst große Orchester verkommen mit dem Arcam CD37 nicht zu miniaturisierten Karikaturen – sie strahlen kraftvoll, mitreißend und üppig. Kompliment: Bei solchen Aufnahmen „Faithful Musical Joy“ zu bereiten, sprich interpretationsgerechte Wiedergabe zu leisten, da gehört wirklich was dazu.