Merdidian Ellipse im Test:Bedienung und App
Auf der Oberseite des Lautsprechers befinden sich beleuchtete Touch-Bedienelemente für grundlegende Funktionen wie Lautstärkeregelung und Quellenauswahl. Mit der kostenlosen „Meridian Control“-App für iOS und Android gelingt die Ersteinrichtung spielend. Mit ihr lassen sich nicht nur die Lautstärkeregelung und Quellenwahl und Streaming-Optionen steuern, sondern auch Klanganpassungen (Presets passend zur Aufstellung im Regal, an der Wand, freistehend oder in der Ecke sowie klassische Balance-, Bass- und Höhenregler) vornehmen. Der Weg dahin ist dabei nicht selbsterklärend – wer die Bedienungsanleitung scheut oder – wie ich – versucht herauszufinden, wie intuitiv sich eine App bedienen lässt, wird hier ein wenig herumprobieren müssen. Multiroom-Installationen steuert die App selbstverständlich auch, so dass einer flexiblen Nutzung mehrerer Meridian-Geräte in unterschiedlichen Räumen nichts entgegensteht. Zudem scheint mir die App oft ein paar Gedenksekunden zu benötigen, bis sie die gewünschten Informationen anzeigt.
Mit einem Preis von 2.400 Euro positioniert sich die Ellipse im Premium-Segment der kabellosen Lautsprecher und konkurriert dort durchaus mit Modellen wie dem Devialet Phantom I (um 3.100 Euro) und dem Bang & Olufsen Beosound Balance (ab ca. 3.000 Euro). Aber auch günstigeren Mitbewerbern wie dem B&W Zeppelin (800 Euro) muss sich der Meridian Ellipse gegenüberstellen lassen. Ein gewichtiges Argument für den Ellipse ist dabei – neben der Handfertigung in Großbritannien – die Kombination aus der hohen Verarbeitungsqualität, den kompakten Maßen, den fortschrittlichen DSP-Technologien und der daraus (hoffentlich) resultierenden Klangqualität, welche die Investition für Audiophile rechtfertigen soll. Denn seien wir ehrlich: Wirklich erstklassiger Klang in einer so kompakten Form dürfte für nicht wenige Klangliebhaber ein langgehegter Wunschtraum sein.
Klang und Praxis
Der Meridian Ellipse muss sich angesichts seiner kompakten Maße fast schon zwangsläufig auf die einzigartigen DSP-Technologien von Meridian verlassen können, um einen raumfüllenden Klang zu verwirklichen. Viel Resonanzraum ist eben nicht da, und sehr weit auseinander können die Stereoschallquellen nicht liegen. Ich bin also einigermaßen gespannt, ob und wie sich die DSP-Features im Klang des Briten niederschlagen und starte mit allen Beeinflussungen „Off“, in der EQ-Neutralstellung und im „Free“-Modus.
Die drei aktiven Treiber des Ellipse liefern bereits „flat“ einen dynamisch ansprechenden und im Bass druckvollen Klang, der allerdings etwas an Glanz im Hochton missen lässt und – wie zu erwarten – punktförmig aus dem Gerät kommend ortbar ist. Dann aber schlägt die große Stunde der Technik: Die „Bass & Space“-Technologie hilft der virtuellen Stereoabbildung in drei Schritten von „Off“ bis „Max“ auf die Sprünge und schafft im Maximalfall ein beeindruckendes räumliches Klangerlebnis mit einer fast unfassbar breiten Klangbühne. Unter zwei Voraussetzungen: Es dürfen sich keine reflektierenden Wände neben dem Speaker befinden, dann fällt die Abbildung auf die Quasi-Punktschallquelle, die der Ellipse nun mal darstellt, zusammen. Und man sollte ziemlich genau im Sweetspot sitzen, denn außerhalb dessen gerät die Bühne weit weniger natürlich“ stereohaft. Kann sie ja auch nicht, da die Laufzeiten- und Phasenmanipulationen nur unter einem bestimmten Winkel – und damit bei definierten Abständen der Ohren des Hörers von den beiden Breitbandtreibern – wirklich funktionieren können. Die „Image Elevation“- Funktion macht den Raum nach oben hin etwas auf, indem sie mehr Hochton hinzufügt. Hier belasse ich das Setting auf „Med“ (Mittelstellung), da mir auf „Max“ das Klangbild etwas zu sehr ins Helle tendiert. Bass und Hochton bleiben in der Neutralstellung.
In dieser Einstellung ergibt sich in meinem knapp 25 Quadratmeter großen, im Hochton gut bedämpften Hörraum ein weitgehend stimmiges Klangbild. Der Kick-Bass in „Letting Go of Forever“ von SHOLTO kommt fast schon fett rüber – mit einem kleinen, wohl bei dieser Gerätegattung unvermeidbaren Buckel im Oberbass. Dennoch geht der Ellipse erstaunlich tief runter in den Keller – das ist für seine Größe recht beeindruckend. In Michael Jackson’s „Bad“ schiebt der Bass richtig böse – das kann schon Spaß machen.
Vornehm zurückhaltend
In den (erweiterten) Mitten gönnt sich der feine Meridian durchaus Charakter. Sonst wäre er ja auch kein Brite, oder? Den Grundton und die unteren Mitten nimmt der Ellipse ein wenig zurück, bevor er in den mittleren und oberen Mitten neutral weitermacht. Stimmen wirken daher etwas eher nach Kopf als nach Brust und insgesamt im Mix ein wenig zurückgenommen, Streicher klingen einen Hauch frischer, so dass ich den Ellipse Fans klassischer und Vokal-Musik nur eingeschränkt empfehlen würde. Andererseits kommen Pop-Produktionen mit dieser Charakteristik frisch und direkt rüber, auch Akustikgitarren, kleine Jazz-Besetzungen, elektronische Musik und andere moderne Genres profitieren eher von der grundsätzlichen Mini-Loudness des Meridian Ellipse, wirken knackig und dank des kräftigen Bassfundaments druckvoll zugleich.
Im Hochton glänzt der Meridian Ellipse mit für Breitbänder sehr klaren und offenen Details, wirkt sauber und aufgeräumt. Dass die recht großen Chassis keine 25-mm-Seidenlalotten sind, bleibt erfahrenen Hörern sicher nicht verborgen, doch sie tun ihren Job redlich und können sogar mit einer guten Auflösung bis in den oberen Hochton aufwarten. Gerade Glöckchen und elektronische Effekte im Oberstübchen machen Spaß mit dem Meridian Ellipse – und erscheinen oft erstaunlich breit gestreut auf der Klangbühne.
Dynamisch schlägt sich der Meridian Ellipse für seine Größe wie gesagt sehr wacker und kann, entsprechend geeignetes Musikmaterial vorausgesetzt, sogar ab und an das "Popometer" mit physischen spürbaren Impulsen aktivieren. Nein, es spielt kein 38er mit hart aufgehängter Pappe, und Partybeschallung überlässt der Ellipse auch lieber Anderen. Doch für die Größe ist das Gebotene aller Ehren wert.