Mythbuster
Für den Hochtonbereich setzt PMC eine 19 Millimeter durchmessende Kalotte ein, die aus einem speziellen, patentierten Verbundgewebe namens „Sonomex“ hergestellt wird, ein außergewöhnlich starkes Magnetsystem treibt die Membran an und sorgt zusammen mit einer ausgeklügelten Kühlung für hohe Belastbarkeit und minimale Verzerrungen. Häufig weisen Monitor-Lautsprecher eine stark gebündelte Charakteristik auf, PMC hat indes den Hochtöner der Fact 8 für eine weitläufige Schallabstrahlung konzipiert, so dass adäquates Hörvergnügen kein Privileg des besten Platzes im Sweet Spot bleibt und die richtige Positionierung des Lautsprechers nicht in akribische Millimeterarbeit ausartet. Hauptsächlich verdankt der gegenüber den i-Modellen weiter entwickelte Gewebe-Hochtöner auf Basis eines Seas-Modells seine praxistaugliche Abstrahlcharakteristik einer besonders breiten Sicke, die es trotz der kleinen in ihr aufgehängten Kalotte auf einen Außendurchmesser von 34 Millimetern bringt. Durch die Kombination der kleinen Membranfläche mit der großen Sicke vereint PMC die Vorteile kleiner und großer Kalotten in einem Hochtonsystem: Die Kalotte sorgt für ausgezeichnete Fokussierung, während die Sicke den Schall gut verteilt.
Ganz Profi-untypisch erlaubt die Fact 8 sogar eine moderate Regelung ihres Hoch- und Tieftonpegels, um sowohl räumlichen Gegebenheiten als auch persönlichen Präferenzen entgegen kommen zu können; die Wiedergabe des Hochtonspektrums kann um zwei Dezibel angehoben oder abgesenkt werden, der rückseitige Kippschalter für den Tiefton lässt dagegen nur die Wahl, dessen Pegel um ein oder zwei Dezibel zu senken - das spricht schon Bände.
Grundsätzlich fühlt sich die Fact 8 im Zusammenspiel mit unterschiedlichster Elektronik wohl, selbst die Leistung kleiner Röhrenverstärker reicht völlig aus, um ihr Durchsetzungsvermögen und ihre exzellenten dynamischen Qualitäten zu entfalten: Vor allem ihr günstiger, beinahe konstanter Impedanzverlauf knapp unter acht Ohm ist für diese Gutmütigkeit verantwortlich. Die wird allerdings mit unserem Testensemble nicht benötigt: Hauptsächlich haben wir die Fact 8 mit Elektronik von Audionet gehört, deren klangliche Intention ausgezeichnet zum Credo von PMC passt, so viel musikalische Information wie möglich zu präsentieren. Traditionell haftet Lautsprechern von Herstellern aus dem professionellen Segment in einigen audiophilen Zirkeln das Image an, zwar hervorragend aufzulösen, aber doch allzu enervierend zu agieren und feinste Klangfarbennuancen im Mitteltonbereich gar zu unterschlagen. So hartnäckig sich diese in Einzelfällen gar nicht verkehrte Ansicht hält, so prädestiniert ist die Fact 8 dieses Klischee zu widerlegen. Bereits die ersten leisen Töne offenbaren neben schierem Informationsreichtum Feinsinn und ‚audiophile Etikette‘ - und unglaublichen Tiefton.
- Für diese klanglich herausragende K2 HD-CD wurde ein vollständiges Remastering vorgenommen: Mariah Careys Können war nie besser erfahrbar und wird mit der Fact 8 zum reinsten Vergnügen
- Die Blockflötistin Dorothee Oberlinger wurde 2009 auch außerhalb der Klassikszene durch eine Zusammenarbeit mit Yello bekannt: Sie spielte Improvisationen mit sechs unterschiedlichen Flöten ein, die Boris Blank für das kontemplative Stück "Takla Makan" auf dem Album "Touch" collagiert hat. Ihr neues Werk "French Baroque" demonstriert erneut ihre Virtuosität, es enthält eine Auswahl französischer Kammermusik voller Intensität und Intimität
Besonders auf die Qualitäten der Fact 8 in unteren Lagen bin ich schon im Testbericht über die Audionet-Anlage eingegangen; und obgleich dieser Lautsprecher auf vielfältige Weise fasziniert, fällt ihre Tieftonpotenz zuerst auf. Normalerweise geht der Tiefton bei sehr geringer Lautstärke mehr oder weniger unter, nicht so jedoch mit der Fact 8: Sie legt dank ihrer Transmission Line auch bei minimaler Hintergrundbeschallung jene fast subsonischen Bassteppiche aus, die Boris Blank bei „Takla Makan“ auf dem Album „Touch“ gewoben hat, und zwar im richtigen Lautstärkeverhältnis. Wenn man die Fact 8 los lässt, entfacht dieses außergewöhnliche Vermögen eine geradezu furiose Kraft, die den Puls garantiert nicht nur bei Fans elektronischer Musik beschleunigt - mit Blick auf noch bezahlbare und in übliche Wohnräume passende Lautsprecher definiert die Fact 8 den Maßstab für Tiefton-Schalldruck neu. Im wohltuenden Gegensatz zu vielen anderen potenten Kandidaten benötigt die Fact 8 allerdings keine gehobene Lautstärke, um die Emotionalität unterschiedlichster Musik lebendig werden zu lassen und hat es nicht nötig, mit Grobdynamik zu beeindrucken. Die Fact 8 spielt sehr eindringlich, ohne aufdringlich zu sein und beweist ausgeprägtes Feingefühl, das sie vorbehaltlos als audiophilen Schallwandler qualifiziert: Mariah Careys stimmliches Spektrum wird eindrücklich erfahrbar, sie berührt und schmeichelt wohlig wie selten. Auch Hélène Grimauds subtile Zwischentöne am Piano ziehen unwillkürlich die ganze Aufmerksamkeit auf sich, dokumentieren ihre technische und interpretatorische Ausnahmestellung. Von Nüchternheit ist hier keine Spur: Die Fact 8 offenbart das künstlerische Instrumentarium und alle aufnahmetechnischen Tatsachen; das beinhaltet bei "Resonances" vor allem die überblickende Darbietung eines komplexen Spannungsbogens, die souveräne Integration des Nuancenreichtums in ein harmonisches Ganzes und jede Menge direkt eingefangener Atmosphäre, die ungefiltert beim Zuhörer ankommt. Leise derart involvierend zu spielen ist freilich die hohe Kunst, und das beherrscht die Fact 8 vorbildlich, sie geht flüsternd unter die Haut und überwältigt geradezu bei realitätsnahen Pegeln. Kurzum: PMC entlarvt mit der Fact 8 einige Mythen und offeriert einen klanglich äußerst brisanten, nachdrücklich zu empfehlenden Lautsprecher.