Rundum eindrucksvoll
Die Technologie der Criterion-Tieftöner ist nicht weniger beeindruckend: Ihre sehr harten, geprägten Membrane werden von überaus leistungsstarken Magnetsystemen auf Trab gebracht, auch hier sorgen Flachsicken für eine kontrollierte Auslenkung; selbst bei sehr schnellen und langen Hüben. Allein ihre Dimension und die Bestückung des TCD 210 S ist schon gelinde ausgedrückt reizvoll: Im TCD 210 S residieren zwei stattliche Tieftöner mit 220 Millimetern Durchmesser - es sind die gleichen Tiefton-Chassis wie beim „kleinen“ Modell CWT 500 der Statement-Serie Solitaire CWT.
T+A hatte die ursprüngliche Serie "Criterion" 1982 vorgestellt, vier Jahre nach Gründung der T+A Elektroakustik, und bringt mit den neuen Criterion nicht umsonst diesen Namen erneut ins Spiel, der "Kriterium" beziehungsweise "Maßstab" bedeutet… Dabei lässt nicht nur diese Hommage an die damalige sehr erfolgreiche Serie einen Hauch der goldenen Achtziger aufwehen, denn das seinerzeit populäre Transmissionline-Prinzip hat T+A als Lautsprecherhersteller mehr gekennzeichnet, als jede andere Technologie: In Herford wurde diese spezielle Bassabstimmung über all die Jahre hinweg nie aufgegeben, und nun dient sie den neuen Criterion TCD als Aushängeschild. Eine Transmissionline ist ein separates, genau berechnetes Volumen im Gehäuseinneren mit einer Austrittsöffnung, das an ein geschlossenes Gehäuse angekoppelt ist. Im Gegensatz zum Bassreflex-Prinzip nutzt eine Transmissionline, auch Verzögerungsleitung genannt, stehende Wellen zur Verstärkung der Tieftonenergie. Anstatt weiter auf technische Details einzugehen, soll genügen zu sagen: Aus gutem Grund schwören viele Kenner auf Transmissionline-Lautsprecher. Und so entfacht der TCD 210 S in Sachen Tieftonenergie auch viel mehr einen Orkan denn einen Hauch.
Eigentlich erscheint es mir dem audiophilen Status dieses Lautsprechers beinahe unangemessen, gleich zu Anfang von seinem Bassdruck zu schwärmen, aber zum Glück gibt es von außergewöhnlicher Durchhörbarkeit, exzellenter Klangfarbendifferenzierung und frappierender Präzision der Tieftonwiedergabe zu berichten, ebenso wie von mitreißender Ansatzlosigkeit derselben. Wie unverfroren locker, druckvoll und impulsgenau der TCD 210 S auch die tiefsten Register dem Hörer entgegen wirft, ist wirklich spektakulär. Dabei sollte man weder Vordergründigkeit noch zu viel Wohlwollen erwarten: Der 210 S ist unbestechlich ehrlich und bindet seine Basspotenz absolut harmonisch in das übrige Spektrum ein. Dort demonstriert er die gleichen klanglichen Prämissen und Tugenden: Alles wirkt fast irritierend transparent, obgleich der TCD 210 S kein seelenloser Sezierer ist; allein so ein Auflösungsvermögen hört man wahrlich nicht alle Tage. Die Mittel-Hochton-Einheit des 210 S leistet ganze Arbeit, vollbringt das Kunststück, Sänger und Sängerinnen beinahe tatsächlich anwesend wirken zu lassen und schenkt eine Detailfülle, die erstmal schlüssig eingebunden sein will - doch der 210 S meistert auch dieses Spagat mit Bravour. Dazu verwöhnt er mit sehr weitläufiger, in allen Dimensionen ausgedehnter Raumabbildung sowie greifbarer Plastizität und Körperhaftigkeit des Klanggeschehens. Der Criterion TCD 210 S ist nicht eben ein kleiner Lautsprecher, doch er klingt noch eine ganze Nummer größer - sogar "nur" mit kräftigen Vollverstärkern. Besser hätte man die Faszination der Solitaire-Modelle wohl nicht in erschwinglichere und für viele Fälle auch praxisgerechtere Gefilde transferieren können, der TCD 210 S ist ein außergewöhnlich kompromissarmer Lautsprecher und ein heißer Tipp für Audiophile, die für vergleichsweise wenig Geld sehr hoch hinaus wollen.