Über sich hinaus gewachsen
So behält die Membran besonders wenig Masse und kann auch kräftigere Tieftonimpulse abgeben, ohne sich in ungünstiger Weise zu verformen und dadurch den Klang zu verzerren. Eine weiche Rundsicke erlaubt der flinken Membran ihre Sprints, die Leistung des langhubig konzipierten Chassis wird mithilfe einer Bassreflex-Abstimmung unterstützt. Die strömungsoptimierte Öffnung des Bassreflex-Kanals befindet sich im oberen Drittel der Rückwand, deren Anblick irritiert: Es befindet sich dort kein Anschlussterminal für die Lautsprecherkabel. Auf der Suche danach wird man an der Unterseite der Mini fündig, in eine Vertiefung im hinteren Bereich des Gehäusebodens sind Schraubklemmen eingelassen, die Kabelenden mit bis zu vier Millimetern Querschnitt sowie Gabelschuhe und Bananenstecker aufnehmen. Besonders wenn man die optionalen, speziell für die Mini konzipierten Stative verwendet, lässt sich dank dieser Positionierung des Terminals das Lautsprecherkabel sehr schön sauber entlang der Stativsäule führen.
Aus klanglicher Sicht empfehlen sich die Stative ohnehin, denn wer die Mini ausreizen will, sollte nicht der Versuchung nachgeben, einen so kleinen Lautsprecher auf einen Schrank oder gar in ein Regal zu verbannen. Von wegen ausreizen: Ebenso wenig sollte man eine gewisse Sorgfalt bei der Wahl des Lautsprecherkabels vernachlässigen; nicht weil die Mini in dieser Hinsicht kritisch wäre, sondern weil es sich einfach lohnt. Ein passender Spielpartner ist beispielsweise das Straight Wire Pro-12 Special, dessen Leiter aus sauerstofffreiem Kupfer in einer symmetrischen Koaxialanordnung geführt und mit Teflon isoliert werden.
Dieses Kabel harmoniert aufgrund seiner sehr guten Feinzeichnung und seiner dynamischen, transparenten Charakteristik klanglich bestens mit den Mini, die sich vom ersten Ton an mit Spielfreude engagieren. Offenheit, Agilität und Feindynamik sind freilich Qualitäten, die man einem Kompaktlautsprecher zu Recht leicht zutraut, doch selbst wer das Auflösungsvermögen guter Kleinmonitore kennt, wird die Präzision der Imagine Mini unterschätzen: Sie ist ungeachtet ihres Preises ein richtig guter Monitor, der Veränderungen in der HiFi-Kette deutlich widerspiegelt und auch musikalische Nuancen auf dem Präsentierteller darbietet. Die große Überraschung jedoch bereiten die Imagine Mini dank ihrer Fähigkeit, auch mit wenig zimperlichen Klangkulissen wie der Alpensinfonie von Richard Strauss erstaunlich souverän umzugehen. Naturgemäß vermitteln sie verglichen mit Standlautsprechern kaum mehr als eine Andeutung der grollenden Pauken beim Gewitter, doch sie vollbringen das Kunststück, selbst einem solchen Werk in einer involvierenden Weise gerecht zu werden, der man gern zuhört. Die üppige Dimension ihrer Klangabbildung und die ausgezeichnete Durchhörbarkeit dieses reich instrumentierten Orchesters entlarven die Imagine Mini sofort als HiFi-Perle, die für kleines Geld großen Musikspaß bietet.