Velodyne Acoustics VI-Q 10 im Test:Einrichtung und Hörtest
Obwohl Subwoofer im Vergleich zu Lautsprechern weniger Sorgfalt bei ihrer Aufstellung erfordern, lohnt es sich, ein paar Grundregeln zu beachten, bevor man mit der automatischen Einmessung beginnt. Es ist nie verkehrt, bei der Positionierung von Subwoofern ähnlich vorzugehen, wie bei Lautsprechern. Zuerst muss ein moderater Pegel und eine Einsatzfrequenz eingestellt werden, die etwas höher liegt als die angegebene untere Grenzfrequenz der Lautsprecher. Anschließend sollte man verschiedene Positionen im Raum auszuprobieren. Dabei gilt es darauf zu achten, ob der Bass aufgebläht oder sehr dünn klingt. Musik mit akustischer Instrumentierung eignet sich dafür am besten. Wenn eine geeignete Position gefunden ist, kann man mit der am VI-Q stufenlos einstellbaren Subwoofer-Lautstärke sowie der stufenlos regelbaren Einsatzfrequenz optimieren. Dann ist alles bestens vorbereitet, um den VI-Q 10 mithilfe der automatischen Raumanpassung ausreizen.
Raumeinmessung mit der App »iWoofer Pro«
Velodyne nutzt hinsichtlich der App-Steuerung ebenso wie einige andere Hersteller die für iOS und Android erhältliche App »iWoofer«. Sie ist hardwareseitig systemoffenen und stammt von dem freien Entwickler Artem Khlyupin. Die kostenfreie Version dieser App gestattet, die Einsatzfrequenz, die Lautstärke und die Phasenlage bequem vom Sofa aus einzustellen. Darüber hinaus bietet sie Voreinstellungen wie Gain und Delay sowie einen parametrischen Equalizer - diese Parameter sollten nur von Experten variiert werden. Die automatische Raumanpassung gestaltet sich dagegen recht einfach und liefert optimale Resultate, dieses Feature bietet jedoch nur die kostenpflichtige (5,99 Euro) und ausschließlich für iOS verfügbare Pro-Version an. Im Folgenden zeigen wir Ihnen die einzelnen Schritte bei der Raumeinmessung.
- Die Menüstruktur der App iWoofer ist übersichtlich und bietet umfassende Einstellmöglichkeiten und Voreinstellungen an (Bild links). Unter anderem können verschiedene Presets abgelegt werden (Bild Mitte). Vor der automatischen Einmessung (nur mit iWoofer Pro, 5,99 Euro) kann man diverse Parameter definieren (Bild Rechts). Wir empfehlen, die Standardeinstellungen zu übernehmen, die sich für jede Situation eignen (Screenshots: AV-Magazin)
- Mit dem parametrischen Equalizer lassen sich gezielte Korrekturen in mehreren einzelnen Frequenzbereichen manuell vornehmen. Nur wer sich genau auskennt, sollte hier mit Fingerspitzengefühl eingreifen (Screenshot: AV-Magazin)
- Vor der Einmessung wird die Vorgehensweise bei der Nahfeldmessung erklärt, die zuerst erfolgt (Screenshot: AV-Magazin)
- Nach einer ersten Messreihe am Hörplatz kann man weitere Messungen durchführen (Screenshot: AV-Magazin)
- Mit drei oder vier Durchgängen ist man auf der ganz sicheren Seite, in den meisten Räumen genügt eine Messung (Screenshot: AV-Magazin)
- Nach der letzten Messung kann die Zielrichtung der Kompensation gewählt werden, passend zum Raum und zum Subwoofer (Screenshot: AV-Magazin)
- Danach wird eine ausführliche Erklärung zur gewählten Methode angezeigt, in diesem Fall »Linear« (Screenshot: AV-Magazin)
- Jetzt kann die Korrektur mit einem Druck auf den Button »Compensate« gestartet werden (Screenshot: AV-Magazin)
- Zum Schluss werden die Korrekturkurven an den DSP des VI-Q 10 übermittelt (Screenshot: AV-Magazin)
Hörtest
- Billie Eilish hat für die ausgezeichnet produzierte EP »Guitar Songs« zwei sehr hörenswerte Musikstücke komponiert und zeigt einmal mehr, dass sie zu einer Künstlerin herangereift ist, die sich auch auf das Singer-Songwriter-Genre versteht
Der Hörtest beginnt mit einer ehemaligen Teenager-Pop-Ikone, die spätestens mit ihrem 2021 veröffentlichten Album »Happier Than Ever« gezeigt hat, dass sie zu einer Künstlerin mit Tiefgang herangereift ist. In 2021 und 2022 hat die inzwischen 21-jährige Sängerin und Komponistin drei nur mit Gitarre instrumentierte Songs eingespielt: »Your Power« aus der gleichnamigen EP und die zwei Songs »TV« und »The 30th« aus der EP »Guitar Songs«. Diese hörenswerten Titel eignen sich besonders, um den Fähigkeiten des VI-Q 10 auf den Zahn zu fühlen, denn wenn es um Timing und tonale Geschlossenheit geht, verhält sich eine »handgemachte« Einzelbesetzung wie eine akustische Lupe. Der Velodyne stellt hier schon bei den ersten Takten seinen Feinsinn unter Beweis, er bringt die tiefsten Saiten der Gitarre voll zur Geltung ohne des Guten zu viel zu tun, und präzisiert das Abbild des Instrumentenkörpers: Vor dem geistigen Auge spielt ein Instrument aus Holz, mit schwingendem Resonanzkörper - in realistischer Größe, mit messerscharfen Konturen gezeichnet. Dabei bleibt die Gitarre tonal als Einheit völlig intakt, ebenso wie die nah mikrofonierte Stimme der Sängerin. Deren dunkles Timbre kann der VI-Q 10 wohldosiert akzentuieren, und auch hierbei bleibt der Zusammenhalt der einzelnen Tonlagen des Gesangs erhalten.
Das von Manfred Eicher produzierte, bereits 2003 erschienene Album »In Praise Of Dreams« gehört zu meinen persönlichen Favoriten aus der Feder des norwegischen Saxophonisten und Komponisten Jan Garbarek, der hier das Jazz-Trio behutsam mit elektronischen Klängen ergänzt. Gleich zu Beginn des Titelsongs erklingt ein tiefdunkler elektronischer Beat im Drum ‚n‘ Bass-Rhythmus, und der VI-Q zeigt, welche Spurts er hinlegen kann: Die kurzen, stakkatoartigen Drumbeats klingen staubtrocken und werden rhythmisch genau auf den Punkt gesetzt. Wenn Jan Garbarek dann mit dem Saxophon einsetzt, changiert das Instrument zwischen samtig-dunklen Noten und goldgelb strahlender Prägnanz, doch die Stunde des Velodyne-Woofers schlägt, als sich Kim Kashkashian an der Bratsche dazu gesellt: Er präsentiert zusammen mit den Elac Vela FS 407 das Instrument wie aus einem Guss und verleiht seinen tiefsten Noten das gewisse atmosphärische Etwas.
Die audiophilen Gene des VI-Q 10 haben tiefen Eindruck hinterlassen, deshalb dürfen nun Pflicht und Vergnügen bei einer anderen persönlichen Vorliebe Hand in Hand gehen - Charlotte de Witte hat mit »Missing Channel« aus der im Herbst 2022 veröffentlichten EP »Apollo« einen großartigen, mit psychedelischen Anklängen geradezu hypnotisch wirkenden Techno-Track geschaffen. Nach einem beherzten Dreh am Lautstärkeregler des Verstärkers versetzt mich der Velodyne-Subwoofer binnen Sekunden in eine andere Welt, die satten, knackigen Beats und die voluminösen, straff durchgezeichneten Bassläufe sorgen für pures Club-Feeling - mit einem Unterschied: es klingt weitaus besser als in allen mir bekannten Locations. Um es mit einer Textzeile aus dem Titel zu sagen: »This Is The Missing Channel, Deeper Than My Soul« - Gratulation nach Hamburg zu diesem erstklassigen Subwoofer!