200 Hertz
Je höher die Bildwechselfrequenz, desto schärfer fällt die Darstellung von Bewegungsabläufen aus. Bereits der Sprung von 50 auf 100 Hertz verdoppelte die Bildwechselfrequenz der LCDs und schärfte die Motivkonturen deutlich. Warum ist das so?
LCD-Zellen bilden die dargestellten Informationen ab, bis neue sie „überschreiben“. Das Bild bleibt daher für einen kurzen Moment stehen. Dies entspricht jedoch keinem natürlichen Bewegungsablauf – und den entsprechend angelernten Sehgewohnheiten des Auges. Es erwartet vielmehr eine kontinuierliche Fortsetzung der Bewegung. Daher hält es nicht gemeinsam mit dem dargestellten Bild inne, sondern bewegt sich langsam weiter.
Einen vergleichbaren Effekt kennt jeder aus dem Alltag: Streift der wandernde Blick einen stillstehenden Gegenstand, verwischen dessen Konturen und werden unscharf wahrgenommen. Dies geschieht zum einen, da sich das Auge bewegt, der Gegenstand aber nicht. Zum andern, weil das menschliche Auge einen nur sehr kleinen Sichtbereich aufweist, in dem es wirklich scharf sieht. Genau dieselben Probleme ergeben sich mit den 50 oder 100 mal pro Sekunde kurz verharrenden Motiven auf dem Bildschirm.
Die Lösung besteht darin, den Zeitraum, für den das LCD-Bild einfriert, so kurz wie möglich zu halten. In 200-Hertz-TVs wechseln die Bilder viermal schneller als bei 50-Hertz-Modellen und verbessern so die Bewegungsschärfe. Es stellt sich allerdings die Frage, mit welchen Bildern die zusätzlichen Wechsel bewerkstelligt werden. Denn das Fernsehen sowie herkömmliche DVDs liefern wie gehabt nur 50 Bilder pro Sekunde, Blu-ray-Schreiben sogar nur 24. An sich müsste der Philips-TV mit TV- und DVD-Bildern drei Zwischenbilder neu berechnen und in den Bewegungsabläufe einfügen, mit Blu-ray (24p) sogar sechs.
Die 200-Hertz-Technik der Niederländer liegt jedoch ein anderes Prinzip zugrunde. Es kam bereits in ähnlicher Form bei früheren „Clear LCD“-Fernsehern des Herstellers zum Einsatz: ein schnell pulsierendes Schirmlicht (Blinking Backlight). Im ersten Schritt – von 50 auf 100 Hertz – fügt die Elektronik tatsächlich wie oben beschrieben neu kalkulierte Zwischenbilder ein. Die dargestellte Bildzahl entspricht nun der von üblichen 100-Hertz-TVs. Im zweiten Schritt – von 100 auf 200 Hertz – berechnet der Hersteller keine weiteren Zwischenbilder, sondern verkürzt die Darstellungszeit pro Bild auf andere Weise: Er schaltet das Panellicht (Backlight) kurz aus, der Schirm ist für einen Bruchteil von Sekunden schwarz. Philips deutet „200 Hertz“ damit neu. Klassischer Weise beschreibt der Wert die Häufigkeit, in der Bildinhalte dargestellt werden. Philips münzt ihn um auf die Dauer der Bilddarstellung. Da diese nun kurz genug ist, verwischt das Auge durch seine Eigenbewegung die Motive deutlich weniger.
Für das perfekte Blinking-Timing, aus dem der Wechsel zwischen Bildinhalt und Schwarzbild im 200-Hertz-Rythmus entsteht, ist eine aufwändige Bildabstimmung notwendig. Zumal Philips nicht den gesamten Schirm gleichmäßig hell und dunkel schaltet, sondern im schnellen Wechsel stets nur 50 Prozent der Fläche ausknippst. Großflächenflimmern ist dank der hohen Schaltgeschwindigkeit dabei kein Thema.