Bild und Ton
Wir befinden uns eindeutig auf der Schwelle in ein völlig neues TV-Universum. Das durften die AV-Magazin-Redakteure beim Bildtest des Cinemascope-TVs erleben – nachdem der High-End-Fernseher das Testlabor verlassen hatte. Da kam von Philips die Nachricht, es stünde eine neue Softwareversion für die Bildsignalverarbeitung bereit. Vor allem die Bewegungsdarstellung habe sich nochmals verbessert. Und: Wir sollen den 56PFL9954H doch einfach via Net TV mit dem Internet verbinden, dann hätten wir die neue Software! Wir taten's gespannt, das vom Menü geführte Update klappte reibungslos. So wurde aus dem Philips in Sekunden wieder ein aktuelles Modell und sammelte für die Bildwertung gleich noch mehr Pluspunkte. Derartigen Komfort hat’s noch nie gegeben – Philips lässt die Zukunft des Fernsehens beginnen.
Da ahnt man bereits, dass der exklusive Exot auch im Praxistest überzeugen konnte. Mit gutem Klang startete die Laborrunde. Natürlich wünscht man sich für solch einen Schirm eine Klangwucht, die der schmale Rahmen kaum liefern kann. Dennoch spielt er mit durchaus respektablen Tiefen auf und vermittelt Kinogefühle. Bei den Höhen bemüht er sich sogar etwas zuviel, sie wirken ein klein wenig grell.
Für die Bewertung des Bilds gab es gleich eine ganze Reihe von Sondertechniken zu begutachten. Funktioniert die 200-Hertz-Technik von Philips so, wie sie soll? Wie macht sich der HD-Film-Dejudder im Verbund? Und: Stellt das beim Philips ganz besonders geforderte Scaling zufrieden? Das Kapitel „Cinemascope-Bildauflösung“ hat die Notwendigkeit, HD-Cinemascope-Filme vergrößern zu müssen, bereits erläutert.
All die ungewöhnlichen Feinheiten mussten im Test Berücksichtigung finden. Die AV-Magazin-Redakteure entschlossen sich daher, das Super-Breitbild zunächst einfach wirken zu lassen und die Frage zu beantworten: Lohnt der Cinemascop-Aufwand wirklich? Eindeutige Antwort: Ja!
Ob Action oder Naturaufnahmen, verglichen etwa mit 50-Zoll-TVs, die beim Platzverbrauch im Wohnzimmer in einer ähnlichen Liga spielen, wirken die Szenerien auf dem Cinemascope-Schirm deutlich fulminanter. Tatsächlich nimmt das breite Format des Philips ähnlich gefangen, wie man es aus dem großen Kino kennt. Doch Füße hochlegen und Popcorntüte aufreißen war leider noch nicht möglich – da gab’s noch viel mehr zu prüfen.
Etwa die Schärfe des breiten, skalierten Bildes, die prinzipbedingt nicht so hoch ausfallen kann wie bei der pixelgenauen Wiedergabe. Wer dies ins Kalkül zieht, wird überrascht sein, wie präzise das Bild wirkt. Motivkanten sind akkurat gezogen und etwaige Abstufungen darin kein Thema. Ganz im Gegenteil: Erst bei feinen HD-Details muss man gewisse Abstriche in Kauf nehmen. Der Plastizität des Bildes tut dies allerdings keinen Abbruch, sobald der Film-Dejudder HD Natural Motion und die 200-Hertz-Technik zum Einsatz kommen. Die Zwischenbildberechnung verleiht Cinemascope-Filmen eine etwas andere Bildcharakteristik mit scharfen, ruhigen Bewegungsabläufen, die dank der neuen 200-Hertz-Wiedergabetechnik noch weiter verfeinert werden.
Tatsächlich funktioniert das Prinzip des pulsierenden Schirmlichts (Blinking Backlight) beeindruckend gut. Selbst Testbilder wie Laufschriften oder ein schwingendes Pendel bildet der Philips so konturiert ab, wie es 100-Hertz-LCDs schlichtweg gar nicht können – eine beeindruckende Verbesserung. Das ist mit herkömmlichen TV-Bildern ebenfalls zu erkennen: Die niedriger aufgelöste Standard-Kost des Fernsehprogramms oder von herkömmlichen DVDs gewinnt durch die 200-Hertz-Wiedergabe deutlich an Bewegungsschärfe. Dabei gelingt es dem Philips sogar, die Schwächen der Analogzuspielung vom integrierten TV-Tuner oder Scart-DVD-Player erstaunlich gut aufzufangen und die gerade mal 576 Zeilen der Standardbilder gehörig aufzupeppen. Selbst Markierungslinien von Fußballfeldern oder die Bandenwerbung dahinter bleiben auf diese Weise beeindruckend konturiert.
Nur sehr selten kommt der glatte Bildfluss mit TV- und Kinokost kurz ins Stocken oder flimmern Linien nervös, da der Elektronik bei der Bildberechnung ein Fehler unterläuft. Dazu konnte Philips das typische Pixelflirren weiter reduzieren, das mit Film-Dejuddern nach wie vor sichtbar ist. Wobei dieser Bildfehler ausschließlich dann auftaucht, wenn die Motive sich vor einem detailreichen Hintergrund bewegen.
All diese Vorteile kommen bei der pixelgenauen Wiedergabe von HD-Kost, die im 16:9-Format produziert wurde, ebenso zum Tragen. Der TV nimmt keinerlei Umrechnung vor, sobald unter den Zoom-Modi „Nicht skaliert“ aktiviert wurde. Dann zeigt sich das Bild frei von Verlusten der Vergrößerung und wirkt nochmals detailreicher. Zudem ist es in allen Modi möglich, der originären Kinobildwiedergabe 24p den Vorzug zu geben, was bei früheren Philips-Modellen nicht klappte. Hierfür muss man lediglich HD Natural Motion ausschalten.
Einzig nicht ganz hundertprozentig im Griff hat der Philips die Farbwiedergabe. Die Rot-Grün-Farbkomponenten lassen sich nicht perfekt ausbalancieren, sodass der Schirm hier leichte Abweichungen zu verzeichnen hat. Allerdings sind diese sehr gering und fallen nur im direkten Vergleich mit einem Referenzpanel auf. So gehört auch der Cinemascope-Star zu den Könnern in puncto Bildnatürlichkeit. Der hohe Kontrast des Panels tut sein Übriges und verleiht hellen wie dunklen Szenen jene Spannung, die das revolutionäre 21:9-Format so richtig zur Geltung bringt.
Selbst an der Ausleuchtung des Panels gibt es nichts zu kritisieren. Trotz der Breite des Panels lässt sich kein nennenswerter Lichtabfall zu den Rändern hin ausmachen, und auch Lichflecken in einem Schwarzbild waren keine zu beanstanden. Da war in der AV-Magazin-Redaktion der Lohn der Testmühe klar definiert: Endlich Füße hoch und Popcorntüte auf.