Klarsicht
Für Videophile hält der Esoteric nicht minder erlesene Zutaten bereit: Seitens der D/A-Wandlung kümmert sich mit dem ADV7324 von Analog Devices ein 14-Bit-Chiptyp mit 214 Megahertz Taktung der neuesten Generation um die Erzeugung analoger Bildsignale, gleich sechs solcher Hochleistungswandler erledigen im DV-60 die anspruchsvolle Rechenaufgabe. Zudem verfügt dieser Chip über die neue Noise Shaped Video-Technologie (NSV), welche dank Multibit-Delta-Sigma-Konvertierung verlustfreier arbeitet als analoge Filterverfahren und so Bildrauschen deutlich reduziert. Im Progressive Scan-Modus profitiert der Esoteric von einer Kooperation mit dem Videochip-Giganten Faroudja, dessen I/P-Konvertierungschip FLI 2310 mittels neuester Interpolationstechnologie namens Directional Correlational Deinterlacing, kurz DCDi, eine Hardware-gestützte Kantenglättung erlaubt. Die mit älteren Verfahren auftretenden Aliasing-Effekte, besser bekannt als „Treppeneffekte“, bei diagonalen Linien können inzwischen gänzlich vermieden werden. Über den HDMI-Ausgang werden Bilder bis zur HD-Konvertierung 1080p ausgegeben. Per Chroma-Delay kann das Verzögerungsintervall zwischen Y- und C-Signalen bei Progressive Scan justiert werden. Wofür das alles? Für eines der besten Bilderlebnisse, das wir mit diesem Player im Testraum hatten. Ob dunkle Gassen im computererzeugten Paris des 18. Jahrhunderts oder die Weite der Provence, der Tykwer-Film „Das Parfum" hält beides bereit. Und der DV-60 spielt seinen Stärken über den gesamten Bereich aus: kräftige, leuchtende Farben, klare Kontrastlinien und schwarzes Schwarz gehören genauso dazu, wie niedrigstes Bildrauschen. Den wahren Sinnenrausch erzielt man aber mit Konzert-DVDs. Selbst ein älteres Schätzchen wie „The Corrs - Live in London" bekommt vom Esoteric ein sehr viel attraktiveres Gewand verpasst, als es herkömmliche Player schaffen. Denn selten stimmen Bild und Ton auf so hohem Niveau überein. Bei der Darbietung des DV-60 kommt nichts zu kurz und es wird nichts übertrieben, er markiert die perfekte Mischung beider Welten.
Emotion durch Präzision
Was für Bildfans offenbar eine Selbstverständlichkeit darstellt, scheint manchen Musikfreunden noch nicht ausreichend zu Ohren gedrungen zu sein, folgt man den immer wieder stattfindenden Diskussionen um das große Stichwort „Musikalität“: Gern wird das Prädikat „analytisch“ synonym zu „künstlich-nervig“ verwendet, Präzision wird häufig mit Musikalität kontrastiert. Diesbezüglich kann der DV-60 hervorragend verdeutlichen, dass letztlich eine Komponente umso realistischer, emotional packender - sprich musikalischer - klingt, je exakter die Information des Tonträgers herausgearbeitet wird. Anderenfalls ist es eben mit der Qualität der Aufnahme nicht allzu gut bestellt, doch wer sich dem High End verbunden fühlt, sollte in derlei Fällen nicht einer hochauflösenden Anlage die Schuld dafür geben. Getreu diesem Credo deaktivieren wir per Fernbedienung nicht nur die Displaybeleuchtung, sondern ebenso die Ausgabe des Videosignals, um mit dieser – auch in der Bedienungsanleitung empfohlenen Maßnahme – dem Esotric das allerletzte Quentchen Klanggüte zu entlocken. Übrigens kann der reine Audiofan getrost zum Schwestergerät des DV-60 greifen: Der zweihundert Euro preisgünstigere SA-60 enthält kein Videoboard, ist davon abgesehen jedoch mit dem DV-60 identisch. Besonders interessant für Audiofanatiker ist die Upgrade-Option durch den Word Sync-Eingang: hier kann ein externer Clock Generator angeschlossen werden, der dann den internen Taktgeber ersetzt. Die so nochmals gesteigerte Präzision wirkt sich klanglich überraschend deutlich aus, ein spannendes Experiment wäre der Einsatz des hauseigenen Spitzenmodells G-0Rb mit Rubidium-Oszillator, welches eine Taktstabilität von unglaublichen 0,05 ppb aufweist - nur die Atomuhr in Braunschweig ist eine Winzigkeit genauer. Angesichts des Verkaufspreises von 13.999 Euro erscheint allerdings der kleinere G-03X als sinnvolle Wahl. Immerhin bringt es der mit Kristallkern auf ebenfalls beachtliche 0,1ppm Genauigkeit und stellt mit 3.000 Euro eine passende Investition zum DV-60 oder SA-60 dar.