Vertical Limits
Während die Lasereinheit nebst dazugehöriger Steuerungs-Software unverändert aus den großen VRDS in das neue VSOP übernommen wurde, verbirgt sich dessen eigentlicher Clou im so genannten „Vertical Alignment“, einer vertikal ausgerichteten Abstimmung also. Konkret bedeutet dies die präzise Abgleichung aller mechanischen und optischen Parameter auf der vertikalen Achse zwischen dem unten montierten Spindelmotor des Laufwerks bis zu einem magnetisch fixierten Mitläufer aus Edelstahl ganz oben. Letzteren kann man sich anschaulich wie einen Schallplatten-Stabilisierungspuk vorstellen. Da das VSOP-Laufwerk die CD nur im unbeschriebenen Bereich um das Mittelloch herum einklemmt, dient diese Scheibe der zusätzlichen Resonanzunterdrückung mittels hoher Masse. Zwischen Lasereinheit und Stabilisator befindet sich eine Platte aus Stahlblech, welche zur Vermeidung von Laserstreulicht mattschwarz eloxiert ist. Die Abtasteinheit selbst wird von zwei Magneten und einem mittig montierten Führungspin gehalten, so dass die Laseroptik horizontal und vertikal beweglich ist. Diese Flexibilität ermöglicht eine permanent exakte Ausrichtung des Lasers an der Mitte der jeweils abgetasteten Datenspur. Somit entfallen aufwändige Fehlerkorrekturen für so genannte Achsfehler, der berüchtigte Jitter wird so ebenfalls reduziert.
MP3 wird klanglich salonfähig
Wer jetzt glaubt, die restliche Software des DV-60 sei eingedenk des großen Aufwands vorne eher unspektakulär, wird auf das Angenehmste überrascht. Drei unterschiedliche Upsampling-Filtercharakteristiken bieten alles, was das Herz eines „Ohrenmenschen“ begehrt. Interessanterweise lassen sich deren klangliche Auswirkungen durchaus mit den hörbaren Unterschieden zwischen den digitalen audiophilen Tonformaten vergleichen: FIR, das Kürzel steht für Finite Impulse Response, klingt unabhängig vom eingelegten Tonträger wie viele CDs: Sehr dynamikreich, in sich stimmig spannungsgeladen und gut fokussiert - manchmal jedoch auch mit einer spätestens im Direktvergleich wahrnehmbaren Tendenz von spröder Glasigkeit durchzogen. Die Kombination aus FIR-Algorithmus und dem sehr breitbandig ausgelegten RDOT-Filter (Refined Digital Output Technology) demgegenüber erinnert mit einer fantastischen Synthese aus Samtigkeit und Prägnanz schon eher an XRCDs und SACDs, dieser Modus klingt deutlich analoger. Die dritte Betriebsart, PCM auf DSD, konvertiert jedes Stereosignal im PCM-Format, gleichgültig mit welcher Samplingrate und Bit-Tiefe die CD oder XRCD nun produziert worden ist, in das DSD-Format der SACD. Damit steigert der DV-60 sämtliche vorher gehörten Qualitäten nochmals spürbar und gibt eine Weitläufigkeit in der dreidimensionalen Raumillusion hinzu, die schlicht phänomenal zu nennen ist und sich mit dem Niveau der ganz großen Digitalkombis dieser Welt vergleichen lässt - die Konvertierung in DSD wird so glasklar des Qualitätsjunkies erste Wahl. Doch die Riesenüberraschung des hochgerechneten DSD verbirgt sich im Ergebnis bei MP3-Wiedergabe, Sie wissen schon, dieses datenreduzierte Geschredder, das wir allenfalls in der S-Bahn (meist unfreiwillig) oder im Auto hören. Wie gut damit beschriebene Scheiben im DV-60 klingen, und das bedeutet im Falle ursprünglich tauglich produzierter Aufnahmen nicht bloß „gut für MP3“, sondern „wirklich gut“, muss man erst selbst hören, bevor man es fassen kann. Das ist - Scherz beiseite - wirklich ein hervorragender Mehrwert!