Canton Vento 100 im Test:Aufstellung und Hörtest
Eingedenk der Abmessungen und der Chassisbestückung ist der Vento 100 offenkundig für mittelgroße und große Räume konzipiert; wer befürchtet, dass der voluminöse Schallwandler besonders viel Platz um sich herum benötigt, kann jedoch ganz beruhigt sein. Die Ventilationsöffnung des Bassreflex-Kanals ist mittig im Gehäuseboden platziert, folglich wirkt die Reflexabstimmung nach unten gerichtet und strahlt die Schallenergie gleichmäßig in den Raum ab. Vor allem dank dieses Downfiring-Prinzips braucht man nicht so sehr auf den Abstand zur Rückwand achten, ein halber Meter genügt vollauf. Zu den Seiten sollte es schon mindestens einen Meter Freiraum geben, damit sich ein luftiges, weitläufiges Klangbild entfalten kann. Wer über großzügige Platzverhältnisse verfügt, kann den Vento 100 im Gegenzug bedenkenlos völlig frei aufstellen, er klingt auch in sehr großen Räumlichkeiten nicht verloren und erfüllt sie mit raumgreifendem Klang.
- Der neu gestaltete Sockel lässt den Lautsprecher »schweben«. Das Anschlussfeld ist mit selbst entwickelten Polklemmen ausgestattet, die zweifache Ausführung ermöglicht Bi-Wiring und Bi-Amping (Bild: Canton)
Hörtest
- Auf ihrem neuen Album »Duality« verbindet die Violinistin und Komponistin Lindsey Stirling keltische Einflüsse mit eigenwilligen Pop-Arrangements - zwölf hörenswerte Stücke abseits des Mainstream
Die Versuchung ist groß, den mächtigen Vento 100 gleich von der Leine zu lassen, aber zu Beginn soll es doch gesittet zugehen, und zwar mit dem neuen Album »Duality« von Lindsey Stirling. Darauf finden sich zwölf Songs, die teils unter Mitwirkung der Autoren und Produzenten Lucky West und Graham Muron entstanden. Musikalisch prägen hier keltische Einflüsse die ersten sechs Stücke, danach erfrischt die Violinistin mit hörenswerten Pop-Arrangements. Lindsey Stirling spielt hier ihre zusammen mit Yamaha eigens für sie entworfene Violine, die restliche Instrumentierung entspringt dem Synthesizer. Die Abmischung dieser sehr guten Produktion spiegelt eine kleine Besetzung auf mittelgroßer Bühne wieder, die der Vento 100 völlig mühelos glaubhaft abbildet. Auch die tiefen Bass-Sequenzen beim Opener »Evil Twin« entlocken ihm allenfalls ein müdes Lächeln, was bei mir indes für ein breites Grinsen sorgt. Derweil erstrahlt die akustische Violine voller Verve, hinauf bis zu ihren höchsten Tönen seidig und mit punktgenau dosierter Prägnanz.
Die Berliner Philharmoniker hatten anlässlich des 150. Geburtstages von Sergej Rachmaninoff ihr Album »Rachmaninoff 150« veröffentlicht, das unter der Leitung ihres Chefdirigenten Kirill Petrenko mit dem Pianisten Kirill Gerstein entstand. Im Zentrum dieser durch Solo-Werke ergänzten Kollektion steht die Aufführung des Klavierkonzerts Nr. 2 in c-Moll, op. 18, während des Saisonabschlusskonzerts am 25. Juni 2022 auf der Berliner Waldbühne. Der Vento 100 geht mit dieser gefeierten, zutiefst gefühlvollen Darbietung völlig souverän um, er spannt ein weitläufig ausgedehntes Panorama auf und gewährt einen lichtdurchfluteten Überblick über das Bühnengeschehen. Welch Klangfarbenreichtum in diesem Live-Mitschnitt eingefangen wurde, ist wirklich außerordentlich, und darüber lässt dieser Lautsprecher keinerlei Zweifel zu. Der Vento 100 schwelgt in kristallklaren Klaviernoten, sämigen Bratschen und prachtvollem Bläser-Glanz. Ebenso versiert widmet er sich dem atmosphärischen Moment, die Spannung, die an diesem Konzertabend in der Luft liegt, lässt sich jetzt förmlich mit Händen greifen. Der dramatische dritte Satz neigt sich mit grollenden Pauken dem Ende zu, und der Vento 100 setzt das Anschwellen des Orchesters eins zu eins um - ohne mit der Wimper zu zucken.
Diese ungemein lockere Selbstverständlichkeit des Vento 100 bringt jetzt einen persönlichen Hard-Rock-Favoriten an die erste Position der Playlist: Den Live-Mitschnitt eines furiosen Konzerts im P3 in Purmerend der niederländischen Gothic-Metal-Band Nemesea, die sich leider 2020 aufgelöst hat. Die originale Aufnahme von 2009 (2012 erschien ein Remaster) ist direkt, unperfekt und angemessen dreckig - und man muss sie einfach laut hören. Wie geschaffen, um die Nehmerqualitäten des Vento 100 auszuloten. Der Verstärker steht auf ein Uhr - oh wehe, wenn er losgelassen! Sängerin Manda Ophuis röhrt was das Zeug hält, die Hi-Hats explodieren und die Bassdrum hat spürbaren Kick. Zugleich drücken die Bassgitarren-Riffs knochentrocken und bretthart in den Raum - die helle Freude!