Clearaudio compass im Test:Ausstattung & Technologie
Der in Schwarz und Silber erhältliche Dreher kommt puristisch daher, doch das wichtigste Komfortmerkmal ist an Bord: eine elektronische Drehzahlumschaltung. Sie wird mit einem Kippschalter vorn an der Unterseite der Zarge bedient, wobei die Geschwindigkeiten 33,3 und 45 RPM zur Verfügung stehen - die Option für 78 RPM wäre nun wirklich eine praxisfremde Nostalgie gewesen. Außerdem dient die Mittelstellung des Kippschalters dazu, den Plattenspieler auszuschalten. Mit einer Staubschutzhaube verhält es sich ähnlich wie mit Frontabdeckungen für Lautsprecher - die einen schätzen sie, die anderen lassen sie im Karton. Positiv ist, dass der compass seinen Besitzern die Wahl lässt, vor allem weil Schutz vor Staub bei einem Plattenspieler durchaus relevant ist. Zudem schützt die Haube im Zweifelsfall die empfindliche Mechanik vor neugierigen Kinderhänden oder Haustieren. Die Acrylhaube wird mit soliden Gelenken aus Edelstahl geführt; wer lieber »offen fahren« und für eine konsequent aufgeräumte Optik sorgen möchte, kann sie abmontieren - dazu müssen pro Aufnahme nur zwei Schrauben gelöst werden.
Durchdacht bis ins Detail

- Drei Aluminium-Füße samt Gummidämpfer halten störende Resonanzen oder Trittschall vom Laufwerk fern (Bild: Clearaudio)
Die Zarge des in zwei Jahren Entwicklungsarbeit entstandenen compass ist eine Sandwich-Konstruktion und macht einen Gutteil seines Gesamtgewichts von rund acht Kilogramm aus. Im unteren Bereich der umgebenden MDF-Schicht ist eine Bodenplatte aus Stahl eingelassen, die für zusätzliche Kilos auf der Waage sorgt und mit dieser Masse zur Stabilisierung dient. Breite, höhenverstellbare Gerätefüße koppeln den Plattenspieler an die Stellfläche an. Deren Gehäuse werden aus Aluminium hergestellt und enthalten Gummidämpfer, die Schwingungen wie Trittschall absorbieren und so die Resonanzübertragung auf das Chassis sowie die Mechanik minimieren. Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass die Ingenieure auf eine Dreipunktlagerung setzen, bei der ein Fuß hinten mittig und zwei Füße vorne platziert sind. Diese Anordnung wird von einigen Herstellern unterschiedlicher Komponenten als vorteilhaft angesehen, wenn es um schnelle Energieableitung geht.

- Ein Gummi-Flachriemen überträgt die Antriebskraft auf den Subteller (Bild: Clearaudio)
Beim Plattenteller verfolgt Clearaudio das klassische Konzept mit einem Subteller, der hier aus Aluminium gedreht wird. Ein Flachriemen aus Gummi überträgt die Kraft des laufruhigen Synchronmotors über den Motorpulley an diesen Subteller. Anders als in vielen vergleichbaren Fällen üblich, stellt Clearaudio den Motorpulley aus Kostengründen nicht aus Kunststoff her, sondern dreht dieses Bauteil ebenfalls aus Aluminium. Der Hauptteller dagegen wird - wie könnte es bei Clearaudio anders sein -, aus Acryl hergestellt. Diese Materialwahl ist längst zu einem Markenzeichen des Hauses geworden, verantwortlich für günstige Resonanzeigenschaften und eine reizvolle Optik. Der 18 Millimeter dicke Plattenteller ist sehr leicht und kommt daher fix auf Solldrehzahl; vor allem aber ist hier die Verarbeitungsqualität eine Augenweide: Dank der äußerst präzisen Fertigung ist nicht sichtbar, ob der Teller dreht - man sieht stets einen vollkommen ebenen, riefenfreien Rand, im Lichteinfall seidenmatt schimmernd. Die Schallplatte wird direkt auf den Plattenteller aufgelegt, eine Auflagematte ist nicht vorgesehen. Diese etwas ungewohnte Variante sieht zweifelsohne richtig gut aus, wenn keine Platte aufliegt; überdies sollen die Materialresonanzen von Vinyl und Acryl für eine optimale Ankopplung sorgen.
Tonarm & Tonabnehmer aus eigener Fertigung

- Sämtliche Komponenten des Tonarms T1 werden aus Aluminium hergestellt (Bild: Clearaudio)
Für eine reibungsarme Rotation sorgt ein invertiertes Lager, dessen Stahlachse in einer Bronzebuchse auf einem Lagerspiegel aus Polytetrafluorethylen läuft. Der für den compass neu entwickelte Tonarm »T1« basiert auf dem »Satisfy«-Tonarm, sämtliche Teile dieses 9-Zöllers werden aus Aluminium hergestellt. Bei der kardanischen Lagerung kommt ein Saphirlager für die vertikale Bewegung zum Einsatz, während ein Kugellager für horizontales Schwenken zuständig ist. Die Materialqualität fällt hier erneut ins Auge: Kunststoff findet sich hier nirgends, selbst der Tonarmhebel und die Tonarmbrücke sind aus Aluminium gefertigt. Dazu passend zeugt das fest verbundene Tonarmkabel aus dem eigenen Sortiment, namentlich das Direct Wire Plus, von einem ausgesprochen hohen Anspruch innerhalb dieses Budgetrahmens.

- Der Systemkörper des in Erlangen gefertigten N1 wird aus dem vollen Aluminiumblock gefräst (Bild: Clearaudio)
Diese konsequent klangorientierte Zielsetzung wird vielleicht beim zum Paket gehörenden Tonabnehmer am deutlichsten, denn die meisten Mitbewerber greifen an dieser Stelle auf bewährte Einsteigersysteme einschlägiger Spezialisten wie Ortofon zurück. Clearaudio hat dagegen seine langjährige Erfahrung bei der Entwicklung von Tonabnehmern genutzt, um hier ebenfalls eine autarke Lösung zu präsentieren. Der »N1« ist ein Moving-Magnet-System, das auch separat erhältlich ist und mit einer Gesamtmasse von 12,5 Gramm zu leichten und mittelschweren Tonarmen passt. Seine Abschlusswerte und seine Ausgangsspannung stellen preislich passende Phonostufen vor keinerlei Probleme, ein naheliegender Tipp wäre diesbezüglich die hauseigene Nano Phono V2, die optisch wunderbar mit diesem Dreher harmoniert. Der Systemkörper wird aus dem Vollen gefräst; Aluminium dient hier aufgrund seiner Steifigkeit und geringen Masse abermals als Werkstoff. Gleiches gilt für den Nadelträger, an dessen Spitze eine elliptisch geschliffene Nadel sitzt.

