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Clearaudio compass im Test:
Inbetriebnahme und Hörtest

Der Clearaudio compass kommt puristisch daher, macht aber in jeder Wohnumgebung einen äußerst eleganten Eindruck (Bild: Clearaudio)

Wer mit dem compass neu oder wieder in das Thema Vinyl einsteigt, dem macht es dieser Plattenspieler leicht. Die empfindliche Abtastnadel beziehungsweise den Nadelträger zu beschädigen, ist allerdings für Neulinge und erfahrene Analoghörer ein ärgerliches Szenario - meist muss dann ein neuer Tonabnehmer her. Der N1 dagegen ermöglicht einen einfachen Austausch der Nadel mithilfe eines cleveren Stecksystems: Der Nadelträger samt Nadel wird in eine Führung im Systemkörper gesteckt. Weniger versierte Vinylfans schrecken häufig vor der Installation des Tonabnehmers zurück, doch diese Hürde bleibt Besitzern des compass erspart, denn der Tonabnehmer ist bereits ab Werk montiert und optimal in der Headshell justiert. Einige wenige Arbeitsschritte sind dennoch unumgänglich; zunächst sollte man den Plattenspieler ins Wasser bringen, sprich waagerecht ausrichten. Bei einer ebenen Fläche auf einem geeigneten Möbel zeigen sich meist nur geringfügige Abweichungen, die mit den höhenverstellbaren Füßen ausgeglichen werden können.

Nützliches Zubehör: Das neue, optional erhältliche »Stylus Cleaner Pad« reinigt die Abtastnadel schonend (Bild: Clearaudio)

Danach bringt man die Antiskatingvorrichtung an, indem man den Halterungsring so weit auf das Tonarmrohr schiebt, bis er dem ab Werk montierten Ausleger gegenüber liegt - das Gewicht selbst wird noch nicht eingehängt. Die genaue Position des Rings ist hier jedoch wichtig, damit später die Auflagekraft stimmt, wenn das Gegengewicht in seiner üblichen Position sitzt. Aber keine Sorge, das Prozedere ist unkompliziert, wenn man das Objekt vor Augen hat. Zudem ist dieser Arbeitsschritt in der Anleitung beschrieben und mithilfe zweier Bilder dargestellt - gut gemacht. Im nächsten Schritt schiebt man das Gegengewicht so auf den Tonarm, dass es hinten bündig mit dem Tonarmrohr abschließt. Um anschließend die empfohlene Auflagekraft einzustellen, wird eine Tonarmwaage benötigt. Clearaudio liefert eine solche gleich mit, wobei diese Kippelwaage in der Handhabung denkbar einfach ist: Wenn sich die Waage nicht neigt, während die Nadel bei der 2-g-Markierung abgesenkt ist, stimmt die Auflagekraft. Anderenfalls gilt es, das Gegengewicht vorsichtig nach vorn oder hinten zu verschieben - mit angehobenem Tonarm, versteht sich. Schließlich führt man den Faden des Antiskatinggewichts durch die Öse des Auslegers - fertig.

Hörtest

Transparentes Vinyl und Techno par excellence: Mit »Stranger (To Stability)« hat Dustin Zahn ein ikonisches Werk geschaffen, dem das Remix von Len Faki den letzten Schliff gibt

Eine der ersten Platten, die auf dem Teller des compass landen, stammt aus meinem Electro-Fundus, sie enthält zwei Remixes von Len Faki des grandiosen Tracks »Stranger (To Stability)« von Dustin Zahn. Retrospektiv wirkt dieses sechzehn Jahre alte Stück mit seinem konsequenten Minimalismus seiner Zeit voraus, und ganz nebenbei sieht die Sonderausgabe in transparentem Vinyl auf dem Acrylteller des Clearaudio, mit Verlaub, rattenscharf aus. Auch akustisch macht der Dreher hier eine ausgesprochen gute Figur, er setzt den treibenden Beat mit agiler Spielfreude und ordentlich Punch in Szene, unterlegt von druckvoll pumpenden Bassläufen. Gleichzeitig spannen Effektspuren ein breites Panorama auf, das weit über die Lautsprecher hinaus reicht. Einzelne Sounds sind dabei fest an ihrem Platz fixiert, was bei dieser Abmischung zwar kein Kunststück ist, aber dennoch einen ausgeprägten Sinn für Ordnung erahnen lässt.

Weiterhin auf dem faszinierenden Terrain elektronischer Musik wandelnd lässt sich die Fähigkeit zur Strukturierung des compass mit einer Band näher erkunden, die musikalisch ihrer Zeit um Lichtjahre voraus war und produktionstechnisch Maßstäbe gesetzt hat - natürlich ist jetzt von Kraftwerk die Rede. Mindestens ein Album der Düsseldorfer Pioniere darf ohnehin bei keinem Plattenspieler-Test oder längeren Musikabenden fehlen. »The Mix« aus dem Jahr 1991 hält sich dabei hartnäckig als mein Favorit, mit kongenialen Remixes legendärer Titel und hervorragender Produktionsqualität. Beim Opener »Die Roboter« zeigt der compass sofort seine Natur: Er agiert souverän wie ein Masselaufwerk und quicklebendig wie ein leichter »Studentendreher«. Die Kraftwerk-typisch blubbernden Bassläufe wirken organisch und gegenläufige Rhythmen sitzen punktgenau. Dabei steigt der Clearaudio verblüffend tief in den Frequenzkeller herab und differenziert dort auch feine Schattierungen. Was den Überblick über das große Ganze anbelangt, bestätigen die fließend ineinander abgemischten Titel »Trans-Europa Express«, »Abzug« und »Metall auf Metall« die schon geäußerte Vermutung: Hier hat jeder Soundeffekt unverrückbar seinen Platz in einem dreidimensionalen, großzügig angelegten Arrangement. Die Melodie entspringt der Tiefe, schwebende Klänge durchziehen die ganze Breite des Raumes. Und wie der compass hier das psychedelische Element der Synthesizer akzentuiert, ist eine Wonne.

Klangfarbenreichtum

Auf »6.0« erzählt Ina Müller Geschichten über das Älterwerden - mit Reife, Witz und jugendlicher Frische

Wie treffsicher Plattenspieler und Tonabnehmer bei handgemachter Musik ans Werk gehen, soll das brandneue Album »6.0« von Ina Müller zeigen, mit dem die vielseitige Künstlerin abermals die Perspektive eines Lebensabschnitts thematisiert. Kluge Texte erzählen Geschichten aus dem Alltag, in denen sicherlich jeder ein Stück von sich selbst wiederfindet; die saubere Produktion ohne Schnickschnack spiegelt den erfrischend ehrlichen Charakter der Songs wieder. Der compass nimmt die Atmosphäre dieses Albums wunderbar auf, vermittelt mit seiner feinfühligen Spielweise die melancholischen Anklänge und die heiteren Momente gleichermaßen involvierend. Wenn Ina Müller bei »Mit der stimmt doch was nicht« auf tanzbare Art den Klatsch über Dauer-Singles aufs Korn nimmt, sorgt das für Schmunzeln und Fußwippen. Obendrein verleiht der Clearaudio der Bassdrum ordentlich Gewicht und lässt den Bass autoritär-trocken klingen. Auch die mitunter etwas raue Stimme der Sängerin klingt vollkommen natürlich, bemerkenswert ist hierbei vor allem die richtig proportionierte und sehr scharf fokussierte Abbildung.

»The Light« von Eydís Evensen soll nun die Grenzen dieses Plattenspielers ausloten. Der compass versetzt mich allerdings schon beim ersten Stück »Anna’s Theme« augenblicklich ganz in die zutiefst emotionale, kontemplative Stimmung dieses Albums, da fällt kritisches Hören schwer. Das Stück »The Light II« lässt jedoch auch in analytischer Weise aufhorchen: Der achtzehnstimmige Kammerchor Schola Cantorum Reykjavicensis steht fein säuberlich aufgereiht vor mir, die einzelnen Tonlagen und Gesangstimmen werden geradezu lupenrein abgegrenzt dargeboten - Kompliment! Bei »Tranquillant« ist es dann ganz um mich geschehen, der compass beweist seine Klasse, indem er dem melodischen Fluss mühelos folgt und sich mit schlafwandlerischer Sicherheit Kontrapunkten und Pausen widmet. Nicht minder beeindruckend ist der Klangfarbenreichtum, der sich jetzt präsentiert, der »kleine« Clearaudio geht prachtvoll und durchaus farbstark, aber stets ausgewogen zu Werke. Er verleiht dem Flügel Gestalt und stattet ihn mit wohldosierter Grundtonwärme aus, lässt gleichzeitig hohe Noten mit kristallklarer, luftiger Prägnanz erklingen. Dass der Tonabnehmer auf Augenhöhe mit Laufwerk und Tonarm spielt, wird vollends deutlich, wenn Lizzie Ball und Shlomy Dobrinsky an den Violinen, Meghan Cassidy an der Bratsche und Gabriella Swallow am Cello sowie Arngunnur Árnadóttir auf der Klarinette die Pianistin begleiten: Der compass trifft haargenau das Timbre der sämigen Streicher und die rauchigen Anklänge der Klarinette. So wird einer der stärksten Momente dieses Albums zu einem kostbaren Hochgenuss, bei dem kein Auge trocken bleibt

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Klang
+ausdrucksstarke, natürliche Klangfarben
+plastische, großformatige Abbildung
+souverän geordnete Darbietung
+agile & dynamische Spielweise
+tiefreichender, präziser Bass
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