Klasse für Kenner
- Die französische Starpianistin Hélène Grimaud wird euphorisch gefeiert und zuweilen auch als zu wenig werktreu kritisiert. Auch bei dieser Einspielung der Klaviersonate Nr. 5 setzt Grimauds Interpretation ihre teils eigenwilligen, unverwechselbaren Akzente. Die Aufnahme fängt mit sehr nah positionierten Mikrophonen bisweilen den Instrumentenklang etwas zu direkt ein, an Nebengeräuschen mangelt es auch nicht. Gerade auch deshalb hat allerdings nicht nur Grimauds Spiel, sondern ebenso die Produktion eindringlichen Charakter und intime Atmosphäre, welche der Beethoven Grand wunderbar entfaltet
Über durchdachte Details des Beethoven Grand ließe sich noch eine Weile berichten, besonders erwähnenswert ist allerdings seine spezielle Innenverkabelung: Sie besteht aus hochreinem Kupfer, die einzelnen Adern mit zweckgebunden unterschiedlich definiertem Querschnitt sind als Solid Core-Leiter ausgeführt; ihre Länge und Windungsanzahl wurde gleichfalls genau definiert, um Rauschinduktionen zu verhindern. In unseren Hörtests zeigte sich in diesem Zusammenhang abermals, wie vergleichbare Technologien in einer Kette Synergien erzielen können: Unter den verwendeten Lautsprecherkabeln harmonierten jene besonders mit dem Beethoven Grand, die auch eine Solid Core-Architektur aufweisen. Ein diesbezüglicher Tipp ist das von AV-Magazin häufig eingesetzte MI 2 Veracity von Goertz, ein erschwingliches Kupfer-Flachkabel mit exzellenten, sehr neutralen Klangeigenschaften. Mit seinem hohen Wirkungsgrad und ‚echten‘ vier Ohm Impedanz macht es der Vienna Acoustics Verstärkern elektrisch besonders leicht; einzig klanglich auf Augenhöhe angesiedelte Exemplare zu finden, schränkt hier den Kreis der Kandidaten merklich ein. Der jüngst hier vorgestellte, ebenfalls mit Solid Core-Leitern innenverkabelte Vollverstärker Audio Research DSi200 dagegen ist vorzüglich für diese Aufgabe geeignet und diente deshalb für unseren Parcours mit dem Beethoven Grand hauptsächlich als Antreiber. Die Komponenten dieses Trios unterstützen sich gegenseitig mit der sie auszeichnenden Schnelligkeit und Transparenz, erlauben ihren Spielpartnern ihr ganzes Können zu zeigen. Und davon hat der Beethoven Grand jede Menge zu bieten; offenkundliche Qualitäten und solche, die sich in vollem Umfang erst nach einiger Zeit erschließen.
Irgendwie mahnt alles an diesem Lautsprecher zur Klassik: Herstellertradition, Name und schwarzer Pianolack lassen die legere Redaktionsatmosphäre fast unpassend wirken. Als eingefleischter Freund elektronischer Musik ignoriere ich allerdings zunächst die dezente Aufforderung des Beethoven Grand, gleich mit dem ernsten Fach zu beginnen und nehme statt dessen zum Warmwerden dankbar die Einladung seiner drei Basschassis an. Persönliche Allzeit-Favoriten von Etienne de Crecy über Kraftwerk und Yello, bis hin zu Kruder & Dorfmeister sowie deren Soloprojekte Peace Orchestra und Tosca rotieren im Audionet VIP G3, der Audio Research ist gönnerhaft aufgedreht. Seitens des Beethoven Grand lässt sich jedoch keine Spur von Frackflattern ausmachen, er wirft auch anspruchsvolle Tieftonsequenzen ganz locker aus der Hüfte durch den Hörraum, scheint mit einem Touch Wienerischer Aristokratie zu fragen, ob das eine Prüfung sein soll. Was hier bereits auffällt, ist eine ganz besondere, überblickende Gelassenheit; Druck, Präzision und Timing der Basswiedergabe sind schlicht exzellent, treten jedoch nicht als separate Qualitäten in den Fokus des Zuhörers, sondern vielmehr deren Resultat in Form völliger Selbstverständlichkeit. Dieselbe Glaubwürdigkeit vermittelt der Beethoven Grand in allen Disziplinen, er provoziert nie die Frage, ob da vielleicht doch noch etwas mehr von diesem oder jenem in der Aufnahme verborgen sein mag.
Mit dieser vorbehaltlos überzeugenden Gesamtabstimmung hat der Beethoven Grand mir inzwischen richtig Lust auf klassische Musik gemacht, das schaffen nur wenige Lautsprecher, da die anderen große Orchester mehr karikieren als gut präsentieren. Die französische Starpianistin Hélène Grimaud spielt das Klavierkonzert Nr. 5 und die Klaviersonate Nr. 28 von Beethoven: Was die Vienna Acoustics hier an dynamischer und tonaler Differenzierung vollbringen, lässt jede Nuance musikalischer Intention beim Hörer ankommen, erzeugt Atmosphäre, die gänzlich involviert. Will man Lautsprecher dieser Klasse überzeichnend in zwei Lager teilen, das analytische und das ‚musikalische‘, so gehört der Beethoven Grand trotz seiner Akkuratesse klar letzterem an, da sich seine Abstimmung in letzter Konsequenz auf absolute Ausgewogenheit und Integrationsfähigkeit konzentriert - und das ist das Beste an diesem großen Lautsprecher.
- Direkt oberhalb des Anschlussterminals befindet sich eine zweite Bassreflex-Öffnung. Die mit Gold und Silber legierten Lautsprecheranschlüsse wurden von Vienna Acoustics unter der Prämisse geringsten elektrischen Widerstand zu bieten selbst entwickelt, sie sind direkt mit der Frequenzweiche verbunden