Nichts dem Zufall überlassen
Die Membrane der Tieftöner werden aus einer thermoplastischen Kunststoffmischung hergestellt, die geringes Gewicht und hohe Verwindungssteifigkeit vereint. Zur zusätzlichen Versteifung weisen die Membrane exakt positionierte Streben auf, die während der Produktion unter Wärmeeinwirkung in der Membran ausgeformt werden, also aus dem gleichen Kunststoffverbund bestehen. Um das Resonanz- und Beschleunigungsverhalten der Membran zu optimieren, verjüngen sich die Streben von innen nach außen, auch die Membranfläche wird zur invertierten Sicke hin verlaufend dünner. Derlei Materialfeintuning ist mit Zellulosewerkstoffen nicht realisierbar, dennoch haben Papiermembrane sowohl unter Audiophilen als auch unter Herstellern viele Anhänger. Vienna Acoustics reiht sich insofern hier ein, als ihre Membrane nicht wie typische Kunststoffvertreter klingen sollen und viele Eigenschaften von Papiermembranen für deren Entwicklung als Zielvorgabe dienten. Tatsächlich geben die Tieftöner und der Mitteltöner des Beethoven Grand auf ein Fingerklopfen hin eher das charakteristische Papierfeedback als ein polymeres Tick-Tock von sich.
Für den besonders vitalen Mitteltonbereich kommt im Beethoven Grand ein mit 150 Millimetern Durchmesser amtlich dimensionierter Treiber zum Einsatz, dessen Membran ebenfalls aus einem Kunststoffgemisch hergestellt wird: Dem Materialmix der Tieftöner sind hier drei weitere, Polypropylen-basierte Kunststoffe zugesetzt, um die innere Dämpfung weiter zu erhöhen. Die für den Hochtonbereich zuständige 28mm-Seidenkalotte entwickelte Vienna Acoustics zusammen mit Scan Speak, sie spielt bis 22 Kilohertz herauf.
Das Kabinett des Beethoven Grand wird aus einem vergleichsweise konventionell erscheinenden Material, nämlich mitteldichtem Faserholz gefertigt. Allerdings sind auch beim Gehäuse alle Details darauf ausgelegt, selbst minimalste Resonanzen zu vermeiden und somit für die Chassis ein optimales Arbeitsumfeld zu gewährleisten. Eingedenk der beachtlichen Gesamtmembranfläche der drei Tieftöner kommt es hier auf ganz besondere Steifigkeit an, um geringfügige Bewegungen der Gehäusewände durch deren Luftströme zu unterbinden und so eine unerwünschte Federwirkung des Korpus durch den Chassishub auszuschließen. Daher sind die Seitenteile 21 Millimeter stark, die Schallwand und die Rückwand gar 39 Millimeter; zusätzlich wird strukturell unterschiedlich ausgerichtetes MDF gezielt verwendet, um das Gehäuse klanglich möglichst neutral zu halten. Zum Lieferumfang gehörende, den Fußabdruck etwas verbreiternde Standfüße werden ebenfalls unter dem Aspekt der Resonanzabstimmung aus hochverdichtetem Aluminium hergestellt, sie nehmen massive Stahlspikes auf. Diese können auch direkt in den Gehäuseboden eingeschraubt werden, bei festem Bodenbelag kann die direkte Ankopplung für noch einen Tick mehr Präzision, insbesondere bei der Tieftonwiedergabe sorgen.
Der ausgeprägte Sinn für Optimierung lässt die Ingenieure von Vienna Acoustics natürlich auch bei der Frequenzweiche Feintuning betreiben: Ihre sieben, durchweg sehr hochwertigen Bauteile sind sowohl gegen Resonanzübertragungen als auch gegen Interferenzen geschützt. Die Anordnung der Komponenten und Kupferleiterbahnen folgt einem asymmetrischen Muster, welches sich aus der Prämisse ergeben hat, kürzeste Signalwege zu realisieren. Selbst entwickelte, mit Gold und Silber legierte Anschlussterminals setzen die Liste eigenständiger Lösungen fort, sie sind direkt mit der Frequenzweichenplatine verbunden und nehmen sowohl Gabelschuhe als auch Bananenstecker auf.