Analog
Im Vergleich zu seinem analogen Gegenstück wurden bei der Verstärkertechnik des Digital Vanguard keinerlei Abstriche gemacht: Der Schaltungsaufbau entspricht dem eines gering gegengekoppelten Stromverstärkers, der von den Eingängen bis hin zur Ausgangsstufe vollsymmetrisch konzipiert und mit diskreten Bauteilen bestückt ist. Ein üppig dimensionierter Ringkerntrafo mit 750 VA Kapazität versorgt die für analoge und digitale Schaltkreise separat ausgelegten Stromversorgungen. Durchweg vielversprechende Voraussetzungen sind also gegeben - bleibt nur zu prüfen, was der Digital Vanguard als Wandler und Streamer klanglich zu leisten vermag und wie gut sein Verstärkerzweig und sein Digitalteil harmonieren. Joshua Redman hat mit Ron Miles, Scott Colley und Brian Blade sein neues Album »Still Dreaming« eingespielt, bei dem Saxophon und Trompete thematisch im Vordergrund stehen. Der Digital Vanguard nimmt sich dagegen bei »It’s Not The Same« in bestem Sinne zurück und durchleuchtet tonal sowie feindynamisch jede Facette dieser atmosphärischen Aufnahme. Die schillernde Schärfe der Trompete und die rauchige Aura des Saxophons klingen prägnant und vollkommen natürlich, während die Dimensionen der Drums mühelos nachvollziehbar sind und man dem Ausschwingen ihrer Felle »zuschauen« kann.
Diese ausgeprägte Fähigkeit, Nuancen ganz fein aufzuschlüsseln zeigt der Digital Vanguard auch im Tiefton sehr eindrucksvoll, wobei sich auch seine souveränen Kraftreserven deutlich bemerkbar machen. Die Bassläufe des Techno-Tracks »Thunderstorm« von Crazy Sonic zeichnet er straff, farbstark und bis in abgründige Tonlagen hinunter scheinbar ohne jede Anstrengung durch, lässt zugleich die trockenen Beats förmlich einschlagen. Paul Lewis spielt die Klaviersonate in a-Moll, D784 (Op. 143) von Schubert; auch bei dieser Einspielung geht der Digital Vanguard mit spielerischer Leichtigkeit zu Werke und untermauert, dass er auch größere Lautsprecher bedingungslos kontrolliert. Zudem kann er hier den Instrumentenkorpus vollkommen plastisch abbilden und die Dynamik des Flügels auch in lauteren Passagen glaubhaft entfalten. Dabei lässt der Digital Vanguard einzelne Noten gefühlvoll verklingen und inszeniert die melodiöse Dramaturgie dieses Stücks mit exemplarischer Balance zwischen Gelassenheit und Agilität auf den Punkt.