Perlisten R5m im Test: Aufstellung und Hörtest
Bei seiner Aufstellung erweist sich der R5m als unkompliziert, allein die gängigen Faustregeln hinsichtlich der Abstände zu begrenzenden Wänden sollte man beachten. Mit eineinhalb Metern Distanz zu den seitlichen Wänden ist der R5m sehr gut bedient, zur Rückwand sollte ein Abstand von etwa fünfzig Zentimetern gewahrt bleiben, anderenfalls kann die Wiedergabe in etwas kleineren Räumen im Oberbass ein wenig füllig geraten. Wer die Möglichkeit hat, sollte erwägen, nach hinten noch mehr Raum zu geben, da die räumliche Abbildung in der Tiefe davon profitiert - hier geht es allerdings um Nuancen. Wer den R5m dann noch leicht auf den Hörplatz einwinkelt, reizt die außerordentlichen Fähigkeiten bei der räumlichen Darstellung und Fokussierung dieses Lautsprechers zu einhundert Prozent aus.
- Die Investition in die optionalen, für den R5m entwickelten Stative lohnt sich fraglos (Bild: Perlisten)
Schon beim Experimentieren mit der optimalen Platzierung in meinem Raum fällt auf, dass sich der R5m in einer eher schallharten Umgebung außergewöhnlich gutmütig verhält. Hier machen sich die durch die vertikale Schallbündelung des DCP-Array reduzierten Reflexionen von Decke und Boden deutlich bemerkbar. Diese weitwinkelige, »flache« Abstrahlcharakteristik führt indes keineswegs zu einem flachen Klangbild - sie bewirkt lediglich, dass mehr Direktschall am Hörplatz eintrifft, was grundsätzlich von Vorteil ist. Tatsächlich fördert der vergleichsweise hohe Anteil an Direktschall nicht nur eine besonders ausgewogene tonale Balance und eine sehr präzise, in der Breite weitläufig ausgedehnte Abbildung: Die vertikale Bündelung des R5m begünstigt ganz besonders eine realistische Darstellung in der Höhe. Anders gesagt: Mit dem R5m hört man weniger den Raum.
Hörtest
Bei einem Album wie »Quattro« von John Digweed finden daher manche Synthesizerklänge an der Zimmerdecke statt; der Elektrokünstler hat hier einen dreidimensionalen Raum abgemischt, der vor allem auf ein breites Panorama ausgelegt ist, aus dem einzelne Soundeffekte jedoch immer wieder nach oben ausbrechen. Ein wohlig-erdiger, zugleich straff konturierter Bass bei geringer Lautstärke, ein fast uferloser Ausblick auf das cinemaskopische Klanggeschehen und eine feindynamisch sehr fein aufgelöste, spielfreudige Gangart sorgen für die erste von vielen langen Nächten mit dem R5m.
- Liana Flores bietet auf ihrem Debütalbum »Flower Of The Soul« durchaus gehaltvolle Texte in beschwingt-eingängige Melodien verpackt - erfrischend und eine wunderbare Begleitung für entspannte Abende
Musikalisch ganz anders beschaffen, aber genauso gut geeignet, um in die Materie einzutauchen ist das Debütalbum »Flower Of The Soul« von Liana Flores. Darauf kreiert die britische Komponistin und Sängerin mit brasilianischen Wurzeln ihre eigene Mischung aus Folk und Bossa Nova, vor allem ihre Texte und ihre Gesangstimme machen die elf Songs hörenswert. Die Besetzung ist auf das Wesentliche reduziert, zwei Gitarren werden gelegentlich von kleiner Percussion und Streichern begleitet. Der R5m stellt die Instrumente mühelos mit skulpturaler Plastizität und völlig authentischen Klangfarben in den Raum, aber besonders gern packt er die Gelegenheit beim Schopf, jede noch so feine Nuance in Liana Flores’ facettenreicher Stimme offenzulegen. Genauso wie die verspielten Ausflüge dieser sehr guten, ungekünstelten Produktion: Da taucht immer wieder eine Gesangsspur weit außerhalb der Mitte auf, und im nächsten Moment haucht mir eine zuckersüße Stimme direkt ins Ohr - der R5m präsentiert solche Details mit exemplarischer Präzision auf dem Silbertablett.
Für das Album »Love In Exile« habe ich mich an dieser Stelle schon begeistert, und ich kann nur nachdrücklich empfehlen, sich auf diese Kompositionen einzulassen. Vijay Iyer und Shahzad Ismaily schaffen einen faszinierenden Klangkosmos, und bisher hat jeder Lautsprecher die Vorlage verwandelt, doch der R5m zelebriert die Virtuosität der Musiker. Die stimmungsvollen, in feinsten tonalen Abstufungen verästelten Klänge des Moog-Synthesizers, die schiere Farbenpracht des Pianos, Bassläufe wie ein Erdbeben - und dann dieser Gesang von Arooj Aftab: Vor dem geistigen Auge entsteht augenblicklich das messerscharfe, körperhafte Bild der Sängerin, man schaut der organischen Lautbildung zu. Dabei gerät die Darbietung des R5m keineswegs seziererisch, ganz im Gegenteil, der Perlisten agiert höchst atmosphärisch und verleiht dem meditativen Charakter dieser Musik eine hypnotische, ja geradezu magische Sogwirkung. Kompliment - der R5m ist ein traumhafter Lautsprecher!