Die beiden Masterminds von Perlisten wollen sich dagegen jeden Schubladendenkens enthalten und machen grundsätzlich keinen Unterschied zwischen Orchester und Action-Blockbuster, ihre Lautsprechermodelle sollen sich für alle akustischen Szenarien gleichermaßen eignen. Dementsprechend ist auch der Kompaktlautsprecher S4b konzipiert, um sich nahtlos in ein Surround-Setup einzufügen oder - gegebenenfalls mit Unterstützung eines Subwoofers - als Stereo-Lautsprecher zu dienen. Wie sich der kleine Monitor alleine in einer klassischen HiFi-Anlage auf musikalischer Bühne präsentiert, haben wir ausführlich getestet.
THX Gütesiegel
Was das Renommee in der Disziplin Home Cinema anbelangt, sind die neuen Lautsprecher mit einem gewichtigen Gütesiegel versehen: Perlisten hatte als erster Hersteller weltweit die Zertifizierung gemäß des Standards THX Dominus erlangt. Dieser kürzlich neu eingeführte Standard setzt die Messlatte hinsichtlich Signaltreue sowie vor allem des unter Einhaltung definierter Parameter erreichbaren Maximalpegels noch einmal höher an und schließt eine Eignung für Kinosäle mit einer Größe von bis 184 Quadratmetern ein. Mit Blick auf den erfahrenen Newcomer kommt das THX Dominus-Siegel einem Paukenschlag zum Start gleich und dürfte der jungen Unternehmung über das mehrkanalige Segment hinausreichend den Weg ebnen. Bei den in Deutschland zunächst eingeführten Modellen der Signature-Serie handelt es sich um den Standlautsprecher S7t, die Kompaktlautsprecher S5m und S4b, den Center-Lautsprecher S7c sowie den Surround-Lautsprecher S4s - die insgesamt vier Subwoofer-Modelle sind in einer eigenen Serie zusammengefasst.
Konstruktion
Während der S5m mit seinen zwei Konustreibern und seinen vergleichsweise stattlichen Abmessungen noch gerade eben als Kompaktmonitor durchgeht, eignet sich der kleine S4b auch als Regallautsprecher, zumal er ein geschlossenes Gehäuse hat. Diese Bauart verspricht eine besonders präzise Basswiedergabe, allerdings darf man gespannt sein, wie weit es damit wegen des geringen Innenvolumens her ist. Für eine freie Aufstellung sind die optionalen Stative »SSLR« erhältlich, die mit einem moderaten Paarpreis von 1.500 Euro zu Buche schlagen und sowohl optisch als auch technisch optimal auf den Lautsprecher abgestimmt sind. Für gewöhnlich bin ich der erste, der im Falle eines High-End-Kompaktlautsprechers die Positionierung auf Stativen als obligatorisch ansieht, und tatsächlich lassen sich mit ihnen die Abbildungsfähigkeiten des S4b ausreizen. Allerdings sorgt der S4b auf einem Sideboard oder einem hinsichtlich des Formfaktors vergleichbaren HiFi-Möbel wie unserem Amitara von Roterring aufgestellt für eine Überraschung: Seine räumliche Abbildung wird davon kaum beeinflusst. Bei dieser für moderne Einrichtungsstile typischen Aufstellung koppelt der S4b mit Filzfüßen an den Untergrund an und profitiert im Zweifelsfall in tiefen Lagen von der Nähe zur Rückwand.
Technologie
Der Korpus und die dickwandige Schallwand werden aus HDF hergestellt, das aufgrund seiner besonders hohen Dichte äußerst verwindungssteif ist und ein günstiges Resonanzverhalten aufweist. Die Chassisaufnahmen werden aus Holz gefertigt und ragen in die Seiten der Schallwand hinein, die großzügig abgerundet sind, um Kantenreflexionen zu minimieren. Die Hochtoneinheit ist von einer hornähnlichen, ovalen Schallführung umgeben, die ihrerseits ebenfalls dazu dient, frühe Reflexionen zu vermeiden. In erster Linie jedoch sorgt diese Schallführung für eine spezielle Richtcharakteristik: Das Abstrahlfeld der zentralen Kalotte ist breitwinklig und zugleich in der Vertikalen gezielt limitiert, um Reflexionen von Boden und Decke zu reduzieren. Daher gelangt ein höherer Anteil Direktschall zum Hörplatz - mit anderen Worten, die akustische Beschaffenheit des Raumes wirkt sich weniger stark auf das Klangbild aus. Diese breite, flache Abstrahlcharakteristik ist auch hauptsächlich dafür verantwortlich, dass der S4b bedenkenlos auf einem Möbel Platz nehmen darf.
Hinter dem Stichwort »zentrale Kalotte« verbirgt sich eine ganz besondere technische Raffinesse des S4b - genau gesagt, aller Perlisten-Lautsprecher. Die Ingenieure haben in Kooperation mit Spezialisten aus den USA und aus Schweden anderthalb Jahre darauf verwendet, mithilfe aufwendiger Simulationen und zahlreicher Hörtests eine neuartige Hochtoneinheit zu entwickeln. Teil dieser zum Patent angemeldeten, »Directivity Pattern Control« (kurz »DPC«) genannten Technologie ist die schon beschriebene Schallführung. Im Zentrum der DPC-Einheit steht ein 28-mm-Hochtöner, dessen Kalotte aus Beryllium hergestellt wird. Perlisten reiht sich mit der Verwendung dieses kostspieligen Materials in eine Handvoll Hersteller weltweit ein, die dieses seltene Alkalimetall einsetzen. Während der Fertigungsprozess einer Berylliumkalotte sehr aufwendig ist und spezialisierte technische Anlagen erfordert, liegen die Vorteile des Werkstoffs vor allem in seiner außerordentlichen Steifigkeit und seinem geringen Gewicht.
Der Clou: Einer D’Appolito-Anordnung ähnlich, befinden sich oberhalb und unterhalb des Beryllium-Hochtöners zwei weitere 28-mm-Kalotten, die weiter vorn am Übergang zwischen Schallführung und Schallwand positioniert sind, um ein zeitrichtiges Abstrahlverhalten der DPC-Einheit zu gewährleisten. Sie werden aus einem speziellen, besonders dünnen Karbonfasergeflecht hergestellt und gestatten, den Übergabepunkt recht tief zu definieren: Die beiden Karbonfaserkalotten laufen bis etwa 1,2 kHz herunter, daher ist das DPC-Ensemble im Grunde eine Hoch-Mittelton-Einheit. Die Berylliumkalotte spielt oberhalb von 4 Kilohertz allein, innerhalb dieses Frequenzbereichs laufen die drei Kalotten parallel. Mit diesem Kalottenverbund kann ein sehr hoher Pegel erzielt werden, diese Reserve soll eine verzerrungsfreie Wiedergabe des Hochtons und des oberen Mitteltons gewährleisten. Die Belastbarkeit und die Abstrahlcharakteristik der DPC-Einheit ermöglichen zudem eine größere Hördistanz, der S4b eignet sich deshalb uneingeschränkt für große Räumlichkeiten.