Philips 55OLED910/12 im Test:Messungen und Bildeindruck
In der Werkseinstellung verzeichnen wir sehr bunte Farben und ein extrem flüssiges und scharfes Bild. Da wir ein normgerechtes Bild anstreben, ganz ohne Seifenoper-Effekt, wechseln wir in den Bildmodus „Calman“. Dieser ist etwas heller nach der Kalibrierung und besitzt eine höhere Farbtreue als die Modi „Eco“ und „Filmmaker“. Der Farbraum Rec.709 für HDTV wird zu 100 % abgedeckt. Rot, Grün, Blau, Cyan, Magenta, Gelb treffen ihre Zielkoordinaten. Durch die Kalibrierung erzielen wir messtechnisch zwar noch ein besseres Ergebnis, aber die Unterschiede sind so gering, dass sie praktisch nicht zu sehen sind. Alleine aus diesem Grund macht die Investition in das teure Calman „AutoCal“ keinen Sinn.
Erwartungsgemäß ist ein 6-Achsen-Farbmanagement implementiert, um die Primär- und Sekundärfarben innerhalb des Farbraums anzupassen. Alle Regelungen arbeiten fehlerfrei. Das Gamma-Preset besitzt bei Philips immer noch keine eindeutigen Bezeichnungen wie 2,2 oder 2,4. Stattdessen gibt es einen rudimentären Schieberegler, der von – 4 bis + 4 reicht. Hiermit wird das Gamma abgesenkt oder erhöht. Ins Minus verschoben wird das Bild heller, in den Plusbereich verschoben wird das Gamma dunkler. Wir haben nachgemessen: Gamma 0 entspricht einem tatsächlichen Wert von 2,2. Gamma +4 entspricht 2,4. Eine kleine Überraschung ist, dass die Gammaregelung selbst für HDR-Signale aktiv ist. Das ist zwar technisch nicht vorgesehen, nehmen wir aber gerne mit, um dunklen Szenen mehr Zeichnung zu verleihen.

- Das Gamma 2,4 schmiegt sich nah an die Ziellinie (Messung: AV-Magazin)
Bei der „Helligkeits-Spitzenwerterhöhung“ handelt es sich um ein Preset für kleine Elemente. Bei Signalen unter 1 % erzielt der Proband über 4000 cd/m2 (auch Nits genannt). Allerdings ist diese hohe Lichtausbeute zeitlich limitiert. Nach rund 15 Sekunden werden diese Elemente zunehmend gedimmt. Dieser Zeitraum ist lang genug, um beispielsweise in Weltraumaufnahmen die Sterne gleißend hell im tiefen Schwarz erstrahlen zu lassen.
Gerade für HDR ist dieses Tool eine sichtbare Bereicherung, weil damit praktisch alle Inhalte nativ dargestellt werden können, die für High Dynamic Range bis 4000 cd/m2 spezifiziert sind, ohne dass ein dynamisches Tone Mapping aktiv sein muss.
Mit HDR-Inhalten beträgt die Lichtausbeute 1981 cd/m2 out of the Box mit der aktivierten „Lichtverstärkung“. Kalibriert erhöht sich die Leuchtdichte auf herausragende 2224 cd/m2. Dieses Ergebnis erzielen wir mit einem 25 Prozent großen Messfenster. Mit einem 1-Prozent-ADL-Testbild steigt die Lichtausbeute auf einen Rekordwert von 4050 cd/m2. Bislang hatten wir noch keinen OLED-TV auf unserem Testparcours, der mit einer so hohen Helligkeit daherkam. Philips hat das dynamische OLED-Dimming gleichzeitig angenehm reduziert, damit die hohe Lichtausbeute länger dargestellt wird. Wie erwartet ist der Kontrast in allen durchgeführten Messreihen unendlich, da das neue OLED META 3-Panel imstande ist, ein vollausgesteuertes weißes Pixel neben absolutem Schwarz darzustellen.
SDR

- Der Graustufenverlauf ist mustergültig von 0 – 100 Prozent (Messung: AV-Magazin)
Schwarz/Weiß-Aufnahmen sind farbneutral und Grauabstufungen ohne den geringsten Farbstich. Die Durchzeichnung ist herausragend, weil nichts im Schwarz zuläuft oder ins Weiß überstrahlt. Unsere Panoramaaufnahme von Hamburg weist einen farbneutralen Straßenbelag aus. Die Wegweiser unter der Brücke reproduzieren sogar den Schriftzug „Elbbrücken“ klar und deutlich. Das Rot des Doppeldeckers ist realistisch, einzelne Personen werden messerscharf auf dem Oberdeck abgebildet. Blockbuster laufen originalgetreu mit 24 Hz. Sportübertragungen und Serien mit 50 Hz respektive 60 Hz werden ruckelfrei abgebildet. Wird die Zwischenbildberechnung auf „Film“ hinzugeschaltet, nimmt die Bewegungsschärfe noch deutlich sichtbar zu, ohne dass ein Seifenoper-Effekt auftritt. Es ist alles messerscharf bis in die Ecken hinein. Aufhellungen und Abschattungen sind nicht vorhanden.

- Der HDR-Farbraum DCI-P3 ebenfalls mit 100 Prozent reproduziert (Messung: AV-Magazin)
HDR
Mit HDR-Inhalten läuft der Philips 55OLED910/12 zur Hochform auf. Von 0,0 bis 10.000 Nits werden alle Signale im Rahmen des dynamischen Tone-Mappings reproduziert. Spitzlichter knallen mit bisher nicht gekannter Leuchtkraft aus dem TV heraus. „Blooming“ um weiße Schrift auf schwarzen Hintergrund glänzt mit Abwesenheit. In „Superman“, den wir von der Ultra-HD Blu-ray zuspielen, geht es sofort actionreich los. Die Zwischenbildberechnung schüttelt Bewegungen von Darstellern und Fahrzeugen knackscharf aus dem Ärmel. Es verschmiert nichts. Das Gesicht von Superman offenbart alle Details, als er von den Robotern in der Festung der Einsamkeit behandelt wird. Als die gelbe Sonne auf ihn strahlt schöpft der TV seine ganze Leuchtkraft aus. Was für ein ultrahelles Bild.
Zuletzt schauen wir uns noch „West Side Story“ an. Der Film ist nicht nur ein Handwerkszeug für uns, um Filmfehler zu detektieren, er macht uns auch immer wieder großen Spaß. Die Panoramaaufnahme vor dem Kaufhaus Gimbels bietet wahre HDR-Wow-Momente. Wir können in das Restaurant mit dem Namen Frankfurters hineinschauen. Unter dem großen Schriftzug sind auch die klitzekleinen Buchstaben noch bestens zu lesen. Die Lensflares, die von den fahrenden Autos erzeugt werden, und die rote Neonbeleuchtung des Warenhauses schöpfen den großen DCI-P3-Farbraum des Philips aus.

- HDR-Inhalte begeistern mit ihrer extrem hohen Lichtausbeute und dem abgrundtiefen Schwarz. Die Fenster über dem FRANKFURTERS sind allesamt zu erkennen (Foto: Michael B. Rehders)
Der gute Ton

- Der Trailer von Tron: Legacy beeindruckt mit kräftigem Bass (Foto: Michael B. Rehders)
Wie erwartet kann der Philips 55OLED910/12 sogar große Wohnzimmer weit über Zimmerlautstärke beschallen. Frauenstimmen sind frei von Zischlauten, Männerstimmen tönen herrlich sonor. Der Subwoofers kann seine 30 Watt voll ausspielen. Der IMAX-4K-Trailer von „Tron: Ares“ bringt akustisch das ganz große Kino nach Hause. Selbst Stereo-Effekte sind deutlich von links und rechts auszumachen.
In „Superman“ ist die Musik herrlich weiträumig. Wenn der stählerne Superheld Unterstützung von den Green Lanterns erhält, füllt sich unsere Schreibstube mit glasklaren Umgebungsgeräuschen. Die Musikdarbietung in „West Side Story“ haut uns dann vollends aus den Socken. So gut bekommen wir nur selten einen TV-Sound auf die Ohren. Wer hier noch höhere Ansprüche an die Klangqualität und den Tiefbass hat, kommt um ein ausgewachsenes 5.1- oder gar Dolby-Atmos-Lautsprecherset mit großen externen Subwoofer nicht herum.

