Philips 65OLED959/12 im Test:Messungen und Bildeindrücke
In der Werkseinstellung steht der Philips 65OLED959/12 im Eco-Modus, der mit 123 cd/qm ein relativ gefälliges Bild mit etwas zu bunten Farben erzeugt. Da wir jedoch natürliche Farben anstreben, testen wir zunächst die Bildmodi „Heimkino“ und „Filmmaker“, weil Philips diese für eine natürliche Farbdarstellung empfiehlt. Unsere Messungen ergeben eine Lichtausbeute von 133 cd/qm (Heimkino) und 186 cd/qm (Filmmaker) ohne eine Änderung. Während „Heimkino“ den DCI-P3-Farbraum verwendet, deckt „Filmmaker“ den kleineren Rec.709-Farbraum perfekt ab.
Wir entscheiden uns letztendlich für den Bildmodus „Calman“, da dieser out-of-the-Box hervorragende Farben erzeugt. Mit einer Lichtausbeute von 245 cd/qm nach der Kalibrierung ist er fast doppelt so hell wie der Eco-Modus. Das SDR-Bild kann sich tagsüber bestens gegen das Umgebungslicht durchsetzen. Für Anpassungen und Korrekturen stehen ein 6-Achsen-Farbmanagement, die üblichen Gain/Offset-Regler und rudimentäre Gamma-Presets zur Verfügung. Letztgenannte sind leider nicht mit den korrekten Bezeichnungen „2,2“ oder „2,4“ benannt, sondern heißen wenig hilfreich „–1“, „0“ beziehungsweise „+1“ und sind per Schieberegler auswählbar.
Für HDR nutzen wir zusätzlich die „Dynamische Kontrastverstärkung“ auf „Maximum“ und die „Lichtverstärkung“ auf „Maximum“. Damit wird das 4K-Bild sichtbar heller reproduziert. Die maximale Lichtausbeute ermitteln wir für einen OLED-TV mit ordentlichen 920 cd/qm nach der Kalibrierung. Signale von 0,0 bis 10.000 Nits werden reproduziert, so dass der Philips alle Inhalte aus Spielfilmen im Rahmen seines exzellenten dynamischen Tone-Mappings zeigt. Allein im Bildmodus „Calman“ ist ab Werk keine dynamische Helligkeitsregelung aktiv, so dass das Gamma allein hier normgerecht reproduziert wird. Das Ergebnis ist eine herausragende Durchzeichnung in hellen und dunklen Bereichen, weil keine Inhalte ins Weiß überstrahlen oder im Schwarz zulaufen. In allen anderen von uns untersuchten Bildmodi ist eine dynamische Regelung aktiv, die mehr oder weniger Defizite mit sich bringt.
Der Kontrast ist herausragend, wie bei OLED-Technologien im Allgemeinen üblich. Direkt neben einem Spitzenweiß wird ein schwarzer Pixel dargestellt, wovon helle wie dunkle Szenen profitieren. Konkret weist unsere Untersuchung des Kontrastumfangs für On/Off, Inbild und ANSI Ergebnisse von Unendlich zu Eins aus.
HDR und SDR in der Praxis
Wir starten mit dem Spielfilm „Top Gun: Maverick“ von der 4K/UHD Blu-ray. Sofort stellt sich ein messerscharfes Bild ein. Bereits die Sterne des Paramount-Logos sorgen für einen ersten HDR-Wow-Moment, als sie fein detailliert mit beeindruckender Helligkeit über das Wasser fliegen. Als Maverick an seinem eigenen Flugzeug werkelt, ist jede Schraube klar erkennbar. Der Mach-10-Flug wird dann zum ganz großen Erlebnis. Die knallig rote Geschwindigkeitsanzeige ist klar und deutlich zu lesen. Die Außenaufnahme vom Flug beeindruckt nachhaltig, weil sich der Sonnenaufgang am Horizont abzeichnet vor pechschwarzem Weltraum, in dem einzelne Sterne funkeln. Das Flugzeug ist hierbei klar erkennbar. Der Kontrast ist umwerfend. Ebenso gut lassen sich die Anzeigen auf den LED-Wänden im Kontrollraum der Teststation lesen. Die Hautfarben der Protagonisten erscheinen natürlich.
Als nächstes schauen wir das Remake von „West Side Story“. Während Maria nachts auf der Feuerleiter vor ihrem Zimmer steht, wird ihr weißer Unterrock kontrastreich herausgeschält. Die einzelnen Streben der Feuerleiter sind bestens differenziert. Hinterleuchtete Fenster strahlen prachtvoll in der Dunkelheit. Tageslichtaufnahmen stehen dem nicht nach. Die hohe Lichtausbeute sorgt nicht nur für fantastische Spitzlichter, sondern auch für brillante Farben. Als Maria mit ihren Freundinnen am Tag durch die Straßen von New York tanzt und dabei „America“ singt, leuchten die bunten Kleider im Sonnenlicht, dass es eine wahre Freude ist.
Den satten Farben der HDR-Wiedergabe stehen Filme und Serien in SDR etwas nach. Das liegt aber nicht am Philips, sondern am kleineren Rec.709-Farbraum der HDTV-Filme und TV-Sendungen, die der OLED959/12 originalgetreu reproduziert. Wer es bunter mag, schaltet einfach auf den Bildmodus „Heimkino“, der den größeren Farbraum DCI-P3 nutzt. Wir bleiben bei Rec.709 und der präzisen Farbwiedergabe im „Calman“-Modus. Banding-Effekte, Ringing oder andere Fehler, die dem Fernseher zuzuschreiben sind, können wir in „Tom & Jerry“ nicht ausmachen. Auch unsere Testbilder werden fehlerfrei reproduziert. Sollten wir mal Komprimierungsartefakte sehen, können wir diese zweifelsfrei den Streamingdiensten zuschreiben. Der 65OLED959/12 beeindruckt mit seiner exzellenten Bilddarstellung. Bislang haben wir von Philips-Fernsehern noch kein besseres Bild gesehen.
Der gute Ton
Dem Bild können wir definitiv Referenzqualität bescheinigen. Zu unserer Überraschung steht der Sound diesem guten Bild-Ergebnis nicht nach. Via 5.1.2-Lautsprecherkonfiguration werden wir vom Klang praktisch umhüllt, sobald ein Dolby-Atmos-Mix zugespielt wird. Die Reproduktion von Höhen, Mitteltönen und Grundton ist so gut, dass auf eine externe Soundbar verzichtet werden kann. Allenfalls bei der Basswiedergabe müssen kleine Abstriche gemacht werden. Für einen Fernseher werden die Nachbrenner in „Top Gun: Maverick“ erstaunlich bassstark in den Raum gedrückt. Noch besser gelingt das aber einem externen Subwoofer, der mit dem TV verbunden wird. Wenn die Flugzeuge durch die Schlucht donnern und von den Raketen attackiert werden, sitzen wir quasi mittendrin im Geschehen. Das übertrifft unsere Erwartungen an einen Fernseher. Allerdings können wir keine Effekte von der Decke oder hinter uns wahrnehmen, wie es bei einem dedizierten Dolby-Atmos-Lautsprecherset der Fall ist. Wer hier höhere Ansprüche hat, für den gilt es, neben drei Frontlautsprechern noch zwei Surround-Speaker und 4 Deckenlautsprecher im Wohnzimmer anzubringen. Wir verzichten darauf, weil der Philips 65OLED959/12 bereist mit seiner "On-Board-Bestückung" einen herausragend guten TV-Sound in unserem Testraum erzeugt.