Roterring Amitara 22 in der Praxis
Die Soundcare Spikes kosten 70 Euro Aufpreis und bieten zudem einen weiteren Vorteil in der Praxis: Ihr Spiketeller ist mit einem Kunststoffgehäuse verbunden, das den Spike umgibt. Dadurch rutscht der Spike nicht aus dem Spiketeller, wenn das Möbel bewegt wird. In der audiophilen Vollausstattung mit Quarzsandbefüllung und Soundcare-Spikes schlägt das Amitara 22 mit 2.150 Euro zu Buche und bleibt damit im Rahmen einer moderaten Preisgestaltung. Dennoch stellt es eine gewisse Investition dar und kann natürlich je nach Gesamtbudget die Frage aufwerfen, ob sich das lohnt. Was die Bedeutung von Racks für das klangliche Endergebnis anbelangt, machen unterschiedlichste Behauptungen die Runde. Deshalb scheinen an dieser Stelle ein paar grundsätzliche Hinweise angebracht. Zunächst einmal gilt auch für HiFi-Möbel der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit: Es macht wenig Sinn, der Elektronik ein Rack zu spendieren, das ungefähr dasselbe kostet wie alle Geräte zusammen. Außerdem sollte berücksichtigt werden, dass Plattenspieler und Röhrenverstärker erheblich empfindlicher auf Vibrationen reagieren als andere Komponenten. Zudem gibt es deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Geräten derselben Gerätegattung - der eine Transistorverstärker, CD-Spieler oder Streamer ist »geländegängiger« als der andere. Immerhin lässt sich eines eindeutig festhalten: Jede höherwertige Komponente profitiert von einer soliden, schwingungsabsorbierenden Unterbringung. Dabei sollte man auch bei vergleichsweise unkritischen Geräten die Wirkung nicht unterschätzen: Mit einem herkömmlichen Möbel wird viel Potenzial verschenkt - besonders dann, wenn keine separaten Gerätebasen verwendet werden. Wer hören will, was seine Komponenten können, muss ihnen also neben einer durchdachten Stromversorgung und hochwertiger Verkabelung ein HiFi-Möbel bereitstellen, das von außen einwirkende und von den Geräten ausgehende Schwingungen wirksam absorbiert.
Höreindrücke
Das Amitara 22 bringt dank seiner massiven Bauweise und seines Gewichts nichts so leicht aus der Ruhe, allerdings können massereiche Möbel unter Umständen zu Einbußen in Sachen Dynamik und Feindynamik führen - die Anlage spielt mit angezogener Handbremse. Mit dem Amitara haben wir allerdings kein einziges Testszenario erlebt, in dem dies der Fall gewesen wäre. Es kann Resonanzen offenkundig sehr effektiv absorbieren und restliche mechanische Energien schnell ableiten, wobei die optionalen Spikes eine nachvollziehbare Rolle spielen. Unter solchen Voraussetzungen stellt sich auch bei einem schweren Möbel keine Trägheit, sondern der gegenteilige Effekt ein: Das Amitara 22 ermöglichte allen verwendeten Geräten eine kultivierte Spielweise, die frei von Nervosität ist, gleichzeitig jedoch agiler und lebendiger wirkt.
Im Laufe des langen Testzeitraums konnten wir auch feststellen, dass sich dieses Roterring-Möbel vorbehaltlos für High-End-Komponenten eignet: Der Röhren-Vollverstärker IT-85 von VTL spielte zum Vergleich auf einem handelsüblichen, durchaus soliden Tisch und einem preisgünstigeren, vernünftig konzipierten Rack. Auf dem Amitara 22 entfaltet dieser nicht besonders anfällige Amp jedoch sein großes Potenzial vollends: Die Darbietung ist noch besser durchhörbar und hat mehr Attacke, die Differenzierung von Klangfarben und die Feinzeichnung legen deutlich zu. Überdies gelingt die räumliche Abbildung ausgedehnter und präziser gestaffelt. Klares Fazit: Wir möchten das Amitara 22 in unserem Hörraum nicht mehr missen.