Technics SC-CX700 im Test:Aufstellung und Hörtest
In meinem knapp 25 Quadratmeter großen Hörraum nehmen die Technics SC-CX700 Platz auf den Solidsteel SS6-Stands. Dass die Japanerinnen dort nicht unbedingt ihr angestammtes Habitat haben sollen, wenn es nach dem Willen von Technics geht, zeigen die unterseitig verklebten Gummipfropfen. Man geht also davon aus, dass die Kompakten vor allem auf einem Sideboard oder Regal ihren Platz finden werden. Doch bei mir stehen sie frei, denn für einen aussagefähigen Hörtest ist diese Positionierung unumgänglich. Mit einem Abstand von gut 70 cm zur Rückwand und recht genau 2 Meter auseinander stehen sie genau da, wo so gut wie alle anderen Kompaktlautsprecher in diesem Raum am besten klingen – give or take ein paar Zentimeter vor oder zurück. Als Setup kommt selbstverständlich erst mal „Free“ zum Einsatz, das entspricht den Tatsachen. Wir schauen später noch, was die automatische Einmessung per Mikrofon bringt. Als optimal für die Räumlichkeit erweist sich ein leichte Einwinkelung zum Hörer hin – aber nicht zu viel, dann wird die Bühne nämlich ein wenig eng. Das digitale Signal erhalten die Technics SC-CX700 über AirPlay vom iPhone und per optischem Kabel vom Fernseher. Analogsignale spiele ich ihnen ausgehend vom Plattenspieler ATR Celebration 40 mit ATR-SPU-Tonabnehmer via einem Pro-Ject-Übertrager zu.
Hörtest
Egal, welcher Zuspieler zum Einsatz kommt: Die Technics SC-CX700 bauen ihre Präsentation weniger auf einem satten Bassbereich als vielmehr auf ihrem prägnant wirkenden Mittelton auf. Insbesondere der obere Mittelton zieht sofort die Aufmerksamkeit des Hörers auf sich. So klar, so offen, so lebensecht stehen Stimmen im Raum, dass ich bewusst vokal-lastiges Material für die ersten Hörstunden raussuche. Die tonale Über-alles-Balance der Technics SC-CX700 gerät dabei minimal hell und angenehm präsent. Doch halt: Das liegt weniger an einer Betonung der oberen Mitten und Höhen als an einem leicht zurückgenommenen Grundton. Der zeichnet in Kombination mit dem schlanken, straff-kontrollierten und nicht allzu tief reichenden Bass dafür verantwortlich, dass der Klang – insbesondere bei bassintensiven Stücken – vergleichsweise diszipliniert und sachlich-differenziert wirkt. Davon profitiert komplexe Mucke wie die von Tool oder Rush eher als die Nackenbrecher-Stampeden von Napalm Death oder der Aggro-Rock von Rage Against the Machine. Selbst bei höheren Lautstärken (aber Achtung, Partypegel sind nicht so sehr das Ding der Technics SC-CX700) wirken die Lautsprecher nie dröhnig und bewahren die Übersicht, sind lieber neutrale und ehrliche BBC-Reporter als südamerikanische Fußballkommentatoren. Ob hier die modellbasierte Membransteuerung ihre Effektivität beweist? Gut möglich. Andererseits führt die strenge Membranbewegungskontrolle auch dazu, dass die Technics SC-CX700 in Sachen Grobdynamik nicht den ganz großen Hammer schwingen, sondern lieber mit distinguierter Contenance das Popometer ignorieren.
Streng objektiv betrachtet liegt die Detail-Auflösung mit im Rahmen des mit Airplay Machbaren hochauflösenden Material vorne. Klasse, welche Fülle an Feinheiten die Technics SC-CX700 bei „Lichterloh“ von Friedemanns Aquamarin Orchester zu vermitteln vermag. Jedoch wirkt der nie überbetonte, aber auch nicht zurückhaltende Hochton bei analoger Ansteuerung beim selben Stück feiner, seidiger, duftiger – und minimal weniger glasklar. Dennoch, diese Performance stellt der Phonostufe der Technics SC-CX700 ein sehr gutes Zeugnis aus, zumal der Bassbereich einen Hauch an Druck, Fülle und Wärme gewinnt, ohne an Kontur zu verlieren. Das gefällt mir.
Die Technics SC-CX700 trumpfen in Sachen Raumdarstellung groß auf. Die Lautsprecher selbst verschwinden akustisch vollständig aus dem Geschehen und machen Platz für eine bestens organsierte, dreidimensional begehbare und sehr tief hinter die Lautsprecherebene reichende Bühne. Fast noch mehr beeindruckt mich die realistisch große und scharf umrissene Projektion einzelner Schallquellen. Da wird ein Flügel nicht plötzlich scheunentorgroß und selbst überdirekt aufgenommene männliche Bassstimmen wirken nicht zu massiv. Das alles lässt darauf schließen, dass die Technics SC-CX700 besonders phasentreu spielen – und das beweisen sie mit deutlich wahrnehmbaren Sound-Effekten von Roger Waters Klassiker „Amused to Death“.
Die automatische Kalibrierung kann abhängig von der Positionierung des Lautsprechers im Raum tatsächlich Klangverbesserungen bewirken. Je akustisch schwieriger die Räumlichkeiten oder je problematischer die Aufstellung ist, desto deutlicher fallen die Vorteile aus. Das Experiment mit den Technics SC-CX700 auf einem horizontal liegenden Ikea-Lack-Regal bei nur knapp 1,4 Meter Basisbreite gerät ohne Einmessung zur mittleren Katastrophe – mit der Einmessung kann man Musik hören. In neutralen Hörräumen ohne starke akustische Probleme und optimal (freistehend) aufgestellt fällt der Unterschied recht gering aus und liegt im Bereich dessen, was man über eine sorgfältigere Positionierung eventuell noch selbst rausholen könnte. Man sollte diese Technologie also eher als nützliche Ausgleichsmöglichkeit für eine suboptimale Platzierung denn als Allheilmittel verstehen.