Praxis
Beim Test stellte sich überraschenderweise heraus, dass die Schaumstoffkappen auffallend schlechter isolieren als die dem AV-Magazin-Redakteur passende, mittelgroße Silikonvariante. Diese dämpft Umgebungsgeräusche zwar nicht komplett, aber sehr deutlich. Eine vollständige Abschirmung ist unter komfortablen Bedingungen nahezu unmöglich, zudem ziehen viele Musikfans eine noch verbleibende, geringe „Umgebungskontrolle“ in der Regel sogar vor.
Gleich beim ersten Einsetzen fällt der hohe Tragekomfort der Hörer auf. Auch nach längerem Gebrauch kneifen die leichten Klangperlen überhaupt nicht. Für Bewegungsfreiheit sorgt der mitgelieferte Clip, der die schmalen Kabel am Revers oder Pulloverkragen fixiert.
Das längere Tragen der Ohrhörer kam nicht allein dem eingehenden Komforttest zugute – die Minilautsprecher machten richtig Spaß. Aufgrund der marktbeherrschenden Stellung fand der Test mit einem iPod (iPod Video) von Apple statt. Wichtige Empfehlung: die Lautstärke vor dem Einschalten des Players herunterdrehen. Selbst mit derart angezogenen Zügeln spielt Francis Lay seine „Party Music“ äußerst spritzig und lebendig, ohne dabei aufdringlich oder grell zu wirken. Die verschiedenen, gleichzeitig auftretenden Bläser treten realistisch gestaffelt auf, die deutlich abgesetzte E-Gitarre im Hintergrund verleiht zusätzliches Tempo. Dass kein verschwommenes Klanggemisch entsteht, geht auf das Konto der zwar präsenten, aber nicht allzu warmen Tiefen. Statt das Klangbild zu überlagern, ergänzen sie es angemessen. Den Luxus solch straffer Bässe kann sich der Philips-Hörer dank seiner Raumversiegelung leisten, die Tiefen einkapselt und Übertreibungen überflüssig macht.
Einen Mangel an Wärme müssen sich die Edel-Stöpsel ebenfalls nicht vorwerfen lassen. Das sehr hochwertig aufgenommene, melancholische „Everything Must Change“ von Nils Landgren und dem Fleshquartet packt die Welt in Watte: Die Traurigkeit der leicht belegten Leadstimme darf sich voll entfalten. Auch die eher gehauchte als geblasene Trompete behält ihre sanfte Schwermut, ohne an Körperlichkeit zu verlieren oder schwülstig schwer zu klingen.
Als schließlich Sarah K. mit „What’s A Little More Rain“ leise und besonders feinsinnige Töne anspielt oder George Winston sein Solo-Piano anschlägt, macht sich auch die weitgehende Abwesenheit von Umwelt angenehm bemerkbar. Die geräusch-isolierenden Höreraufsätze sorgen sogar im Zug und mit sprachlich hyperaktiver Nebensitzerin für ein fülliges und präzises Klangbild. Dabei beeindruckt der Philips immer noch mit hervorragender Dynamik, dank der alle Klangdetails klar voneinander abgrenzt sind.
Einziger Nachteil der leistungsstarken Ohrstecker: Es ist relativ gut hörbar, wenn man ans Kabel stößt oder Kleidung daran entlang reibt. Andere Konzepte haben dieses Problem besser gelöst. Wen das übermäßig stört, kann die visko-elastischen Schaumstoffaufsätze verwenden, mit ihnen sind die Geräusche weniger deutlich wahrnehmbar. Allerdings wirkt das Klangbild dann etwas flacher, die Tiefen verlieren an Wärme.
Der SHE9850 von Philips ist ganz klar eine Empfehlung. Sein schlankes, dynamisches und präzises Klangbild unterschlägt nichts. Bass-starker Pop-Sound wirkt unaufdringlich und verzerrt nicht, hochwertige Aufnahmen begeistern mit Detailreichtum. Damit passt der In-Ear-Hörer zu Jung und Alt – auch im Preis. Denn wer auf die Schaumstoffaufsätze verzichtet, erhält den Qualitäts-In-Ear bereits für 80 Euro.
Hersteller |
Philips |
Impedanz |
16 Ohm |
Empfindlichkeit |
106 dB SPL/mW bei 1 kHz |
Maximale Eingangsleistung |
3 mW |
Frequnezbereich |
12 Hz - 22 kHz |
Kabellänge |
1,2 Meter |
| Plus / Minus | |
| + | dynamisch und präzise |
| + | volle, natürliche Stimmwiedergabe |
| + | hoher Tragekomfort |
| + | ansprechendes Design mit Trageschatulle |
| – | über das Kabel übertragene Geräusche nur wenig gedämpft |


