VTL IT-85:Technik & Ausstattung
Neben dem IT-85 gehören gegenwärtig vier Vorstufen, vier Stereo-Endstufen, vier Mono-Blöcke sowie zwei Phono-Vorstufen zum Programm. Unter den Power-Amps verdeutlicht die hauseigene Mono-Endstufen-Referenz Siegfried II besonders eindrucksvoll, dass bei VTL Leistung ein ernstzunehmendes Stichwort ist: Der Bolide leistet laut Hersteller sagenhafte 350 Watt im Triodenbetrieb und 650 Watt im Tetrodenmodus. Mit solchen fabelhaften, selbst in der Siliziumwelt alles andere als alltäglichen Daten kann die Powerstage des IT-85 natürlich nicht mithalten, doch auch die für ihn angegebenen 60 Watt Ausgangsleistung pro Kanal sind im Falle eines Röhrendesigns sehr respektabel und versprechen ordentliche Kontrolle über die Lautsprecher. Der grundlegende Aufbau des IT-85, der ebenso wie seine großen Teamkollegen am Firmensitz im südkalifornischen Chino in Handarbeit gefertigt wird, folgt dem Credo »Keep it simple« und verzichtet konsequent auf eine Umschaltmöglichkeit des Betriebsmodus’. Das gilt auch für die Ausgangsimpedanz: Im Gegensatz zu vielen Röhrenverstärkern, die jeweils ein Paar Ausgänge für Lautsprecher mit vier und mit acht Ohm Nennimpedanz haben, verfügt der IT-85 lediglich über ein Paar Lautsprecherausgänge, die auf eine Last von fünf Ohm ausgelegt sind. Damit treibt er die meisten Lautsprecher ohnehin problemlos an, aber dahinter steckt auch ein klangrelevanter Gedanke: VTL nutzt die gesamte Sekundärwicklung des Ausgangstransformators, um einen höheren Ausgangspegel zu erreichen - und das funktioniert nur mit einem einzelnen Abgriff.
Dass hier eine puristische, zielgerichtete Herangehensweise ausschlaggebend war, zeigt vor allem sein spezieller Schaltungsaufbau, der die prinzipiellen Vorzüge zweier Röhrentypen nutzbar macht: Wenn es um den einzigartigen klanglichen Zauber von Glaskolben geht, sind Trioden für die meisten Entwickler und Musikliebhaber die erste Wahl. Diesen Status verdanken sie ihrem Oberwellenspektrum, das vor allem von geradzahligen Harmonischen Verzerrungen gekennzeichnet ist. Demgegenüber sind Pentoden wegen ihrer hohen Leistungsausbeute für den Endverstärkungszweig prädestiniert, ihr Klirrspektrum ist jedoch für unsere Ohren nicht ganz so geschmeidig. Daher ist die Vorstufe des im Ultralinear-Modus arbeitenden VTL mit insgesamt vier Trioden bestückt, die von JJ Electronic stammen. Zunächst übernehmen dort zwei Doppel-Trioden des Typs ECC82 (12AU7) die Vorverstärkung und die Phasendrehung. Ihnen nachgeschaltet arbeiten zwei ECC81-Doppel-Trioden (12AT7) als Treiberröhren.
Ausgangsstufen
Die Endverstärkung besorgen schließlich vier EL34-Pentoden (6CA7) von Electro-Harmonix, die hier wie Trioden behandelt und - typisch für VTL-Designs -, mit hoher Betriebsspannung im Gegentakt angesteuert werden. Darüber hinaus wird das Oberwellenspektrum dieser Leistungsröhren mithilfe einer lokalen Gegenkopplung an die Kennlinien von Trioden angenähert. Auf diese Weise lässt sich die gewünschte Klangcharakteristik erzielen und gleichzeitig ein Gutteil der Leistungsabgabe von Pentoden ausschöpfen.
Das Umfeld dieses Röhrenensembles lehnt sich in Teilen an die kleinste Stereo-Endstufe des Hauses, die ST-85, an. So finden sich in der Stromversorgung des Integrierten Bauteile, die auch in der entsprechenden Sektion der ST-85 verwendet werden. Zudem wurden die Ausgangs- und Leistungstransformatoren dieses Endverstärkers in das Konzept des IT-85 übernommen. Der ist übrigens intern dafür vorbereitet, in einer horizontalen Bi-Amping-Konfiguration hinsichtlich seines Vorverstärkungsfaktors optimal mit der ST-85 zusammenzuwirken. Während bei vielen Vertretern seiner Gattung mehrkanalige Szenarien legitimerweise außen vor bleiben, gibt sich der IT-85 diesbezüglich betont zeitgemäß: Der mit »Processor« beschriftete Hebel an seinem Frontpaneel ermöglicht, AV-Prozessoren und AV-Vorstufen durchzuschleifen, die an seinen AV-Prozessor/Amp-Eingang angeschlossen sind. Des Weiteren stellt der IT-85 einen Vorstufenausgang bereit, an den auch ein Subwoofer angeschlossen werden kann.