Velodyne Acoustics Deep Waves 10 im Test:Einrichtung und Hörtest
Mit Blick darauf, dass tiefe Frequenzen schwer zu orten sind, dürfen Subwoofer beinahe an beliebiger Stelle im Raum positioniert werden - könnte man meinen. Besonders die weitreichenden Möglichkeiten einer Raumanpassung verleiten schnell zu diesem Fehlschluss, und dann wird viel Potenzial verschenkt. Vorab ist zu beachten, dass die seitlichen Passivradiatoren des Deep Waves trotz der großen Wellenlänge im Bassbereich leicht Gegenstände in ihrer unmittelbaren Umgebung zu Schwingungen anregen - seitlich ein Meter Platz ist empfehlenswert. Grundsätzlich behandelt man Subwoofer bei ihrer Aufstellung am besten ähnlich wie Lautsprecher: Zunächst sollte man mit einer moderaten Pegeleinstellung sowie einer zu den Lautsprechern passenden Einsatzfrequenz verschiedene Positionen im Raum ausprobieren und auf ausgewogenen Klang achten. Wenn es dann nicht dröhnt oder auffällig dünn klingt, kann man mit der am Deep Waves stufenlos regelbaren Einsatzfrequenz und der ebenfalls stufenlos einstellbaren Subwoofer-Lautstärke optimieren - dafür eignet sich Musik mit akustischer Instrumentierung.
Auf diese Weise können in den meisten Räumen ausgezeichnete Ergebnisse erzielt werden, aber gerade einen Woofer vom Format des Deep Waves wollen wir mittels Raumanpassung ausreizen.
So einfach gehts:Einrichtung mit der App »iWoofer«
Velodyne empfiehlt hierzu die hardwareseitig systemoffene App »iWoofer«, sie ist für iOS und Android erhältlich und stammt von Artem Khlyupin, einem freien Entwickler. Damit sie mit einem bestimmten Modell funktioniert, bedarf es im Vorfeld der Kooperation des Herstellers, der den Zugriff auf den DSP seines Subwoofers für diese App freigibt. Die kostenfreie Version von iWoofer ermöglicht, die Einstellung von Einsatzfrequenz, Lautstärke und Phasenlage bequem vom Sofa aus vorzunehmen. Darüber hinaus stehen Voreinstellungen wie Gain und Delay sowie ein parametrischer Equalizer zur Verfügung - bei diesen Parametern sollten nur Experten Hand anlegen. Die Prozedur einer automatischen Raumanpassung gestaltet sich dagegen recht einfach und liefert optimale Resultate, dieses Feature bleibt jedoch der kostenpflichtigen (5,99 Euro) und nur für iOS verfügbaren Pro-Version vorbehalten. Im Folgenden zeigen wir Ihnen die einzelnen Schritte bei der Raumeinmessung.
- Die App iWoofer bietet zahlreiche Einstellmöglichkeiten und Voreinstellungen an (Bild links), ihre Menüstruktur ist übersichtlich und zeigt die wichtigsten Optionen oben an (Bild Mitte). Vor der automatischen Einmessung (nur mit iWoofer Pro, 5,99 Euro) können verschiedene Parameter definiert werden (Bild Rechts). Wir empfehlen, diese Möglichkeit außen vor zu lassen, weil sich die Standardeinstellungen für jede Situation eignen
- Ein parametrischer Equalizer ermöglicht, Korrekturen in mehreren einzelnen Frequenzbereichen manuell vorzunehmen. Hier sollte nur vorsichtig eingreifen, wer sich genau auskennt (Screen: AV-Magazin)
- Vor der Einmessung gibt es eine Erklärung zur Vorgehensweise. Den Hinweis, das iPhone so dicht wie möglich am Subwoofer zu platzieren, darf man allerdings nicht zu wörtlich nehmen: Die Nahfeldmessung ist nur eine Option, und dabei war in mehreren Fällen der gehörmäßig richtige, moderate Subwoofer-Pegel laut App zu laut für die Messung (Screen: AV-Magazin)
- Nach einer ersten Messreihe am Hörplatz kann man weitere Messungen durchführen (Screen: AV-Magazin)
- Mit drei oder vier Durchgängen ist man auf der sicheren Seite (Screen: AV-Magazin)
- Nach der letzten Messung kann die Zielrichtung der Kompensation gewählt werden (Screen: AV-Magazin)
- Danach wird eine ausführliche Erklärung zur gewählten Methode angezeigt (Screen: AV-Magazin)
- Jetzt kann die Korrektur mit einem Druck auf den Button »Compensate« gestartet werden (Screen: AV-Magazin)
- Zum Schluss werden die Korrekturkurven an den DSP des Subwoofers übermittelt (Screen: AV-Magazin)
- Nach erfolgreicher Übermittlung an den Subwoofer können die Daten der Einmessung als neue Voreinstellung gespeichert werden, die sich frei benennen lässt (Screen: AV-Magazin)
Hörtest
Den Anfang macht das 2022 veröffentlichte fünfte Album »Dance Fever (Complete Edition)« von »Florence + the Machine«, auf dem die Band um Leadsängerin Florence Welch erneut stilistische Einflüsse unterschiedlicher Genres wie Indie-Rock, Pop und Soul zu ihrem eigenständigen, sehr hörenswerten Sound verarbeitet, diesmal sind auch Anklänge von Gothic zu hören. Instrumental halten die achtzehn ausgezeichnet produzierten Songs auch die eine oder andere Überraschung bereit: Zu Schlagzeug, Gitarren und Synthesizer-Klängen gesellen sich zuweilen Harfe, Glockenspiel und Akkordeon. Der Deep Waves 10 ist natürlich bei Schlagzeug und Bassgitarre voll in seinem Element, obgleich die Wiedergabe im Falle vieler Lautsprecher generell souveräner und entspannter klingt, wenn sie von einem Subwoofer unterstützt werden. Dort, wo nur wenige Schallwandler hingelangen, kann der Velodyne für die Emotion wichtige Akzente setzen, ohne sich über Gebühr hervorzutun: Die mittelgroßen Drums bei »Mermaids« haben ordentlich Substanz, klingen voluminös (auch in der Aufnahme) und erdig. Und bei jedem Kick auf das Pedal der Bassdrum wird eindrucksvoll klar, was einem meist doch entgeht: Die große Drum hat mächtig Gewicht und entfaltet staubtrockene Wucht. Zugleich haben die Riffs der Bassgitarre herrlich Durchsetzungskraft, während druckvolle Bassläufe aus dem Synthesizer dem Geschehen eine clubbige Note geben.
Einfach mehr Atmosphäre
- Cécile McLorin Salvant covert »Wuthering Heights« von Kate Bush - wunderbar! Der Deep Waves 10 führt bei diesem Song vor Augen, wie wichtig Töne an der unteren Hörschwelle für die Rekonstruktion von Rauminformationen sind
Die Sängerin Cécile McLorin Salvant covert auf ihrem 2022 erschienenen Album »Ghost Song« den wunderbaren, 1978 von Kate Bush (Album »The Kick Inside«) gesungenen Titel »Wuthering Heights«. Die erste halbe Minute dieses Songs führt mit dem Deep Waves 10 anschaulich vor Augen, wie viel Frequenzen an der unteren Hörschwelle dazu beitragen, dass wir Rauminformationen wahrnehmen: Der Gesang dieses Titels wurde in einer Kirche aufgenommen, wobei die Sängerin aus dem Altarbereich kommend langsam auf den Hörer zugeht. Die Dimension des großen Gemäuers wirkt jetzt authentisch, vom langen Nachhall bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet. Vor allem aber intensiviert der Deep Waves das Gefühl, Luft vibrieren zu hören, und lässt die Atmosphäre des besonderen Aufnahmeortes tief unter die Haut gehen - phänomenal!
Zu guter Letzt darf der Deep Waves seine Muskeln richtig spielen lassen, nennen wir es »Einhaltung der Sorgfaltspflicht«. »Acid Phase« ist ein Electro-Klassiker des französischen Altmeisters Emmanuel Top und gehört zu meinen absoluten Favoriten über die Jahrzehnte hinweg. Der Verstärker ist bis ein Uhr aufgedreht, die Beats werden spürbar und straff durchgezeichnete, abgrundtiefe Bassläufe nehmen erbarmungslos den Raum in die Zange - was für ein Fest!