Von Grund auf anders
Zu dieser hohen Entwicklungsreife zählt auch eine vorbildlich konsequente Beschränkung auf wesentliche Ausstattungsmerkmale, der X-05 dient offensichtlich nur einem einzigen ehrwürdigen Zweck: Audiophile Stereophonie von CD und SACD. Auf der Rückseite findet sich weder eine RS-232-Schnittstelle noch ein Triggerport – herrlich! Überhaupt klingt „SACD-Spieler“ als korrekte Bezeichnung für den Esoteric X-05 fast zu profan, er ist vielmehr so etwas wie ein „digitaler Plattenspieler“, Bauart Masselaufwerk versteht sich. Neben den obligatorischen analogen Ausgängen in symmetrischer und unsymmetrischer Ausführung ist der X-05 mit einem coaxialen sowie einem optischen Digitalausgang versehen, darüber hinaus stellt Esoteric natürlich auch den „Word Sync“-Eingang für die hauseigenen externen Clock-Generatoren bereit. Optional lässt sich noch ein Modul ordern, welches mehrkanalige digitale Audioausgabe via Esoterics proprietärer i.LINK-Schnittstelle erlaubt, die dazugehörige Ausgangsbuchse belegt dann den freien Platz unter dem mit „Reserve“ beschrifteten Metallplättchen auf der Geräterückseite. Leider wird diese Wahl im allgemeinen dem Kunden selten gelassen, denn anderenfalls müssen zahlreiche rein stereophon interessierte Musikliebhaber nicht gewünschte Mehrkanal-Wiedergabe mit bezahlen.
Eigensinnigkeit war schon immer in ausgeprägtem Maß bei den Esoteric-Entwicklern vorhanden, die daraus resultierende Eigenständigkeit der Produkte äußert sich natürlich besonders im Bereich der Kernkompetenz Laufwerke. So verkörpert auch das bereits erwähnte Prunkstück namens VRDS NEO5 VMK-5 einen Ingenieursaufwand der beinahe unikat sein dürfte, fast jedes Detail der komplexen Konstruktion ist eine Eigenentwicklung, die Zahl der Patente einigermaßen rekordverdächtig. Das liegt vor allem daran, dass die Japaner seinerzeit das Thema CD-Laufwerkseinheit von Grund auf neu bedachten und alles bis dahin Etablierte in Frage stellten; mittlerweile haben sich freilich andere von ein paar Ideen inspirieren lassen. Zu den Esoteric-Spezialitäten zählt vor allen anderen das „Brückendesign“, diese U-förmige Konstruktion nimmt die Laufwerksbasis auf und gibt ihr Stabilität. Die im X-05 verbaute Konstruktion hat allerdings keine Laufwerksbrücke, die Laufwerksbasis ist jedoch an dieses Design angelehnt und wird auf zwei seitlichen Elementen montiert, die ihrerseits mit der Bodenplatte verschraubt sind. Bewegte Baugruppen wie die Schublade sowie die Antriebs- und die Lasereinheit sind an der Laufwerksbasis befestigt. In Abwandlung der Materialmixtur aus den insgesamt vier Typen ganz großer VRDS NEO-Mechaniken besteht die Basis des VRDS NEO5 aus Stahl und einer so genannten Reaktionsmasse mit extrem hoher innerer Dämpfung, die Vibrationen des Antriebs aufnimmt und somit die Lasereinheit fast völlig ruhig stellt.
Sobald die nicht nur wunderbar sanft, sondern auch kurz vor dem Schließen abgebremst einfahrende Schublade des X-05 ihre Showeinlage beendet hat, fährt eine Aluminiumplatte herunter und senkt sich auf die Disc ab, um sie gegen einen resonanzarmen Antriebsdorn aus Polycarbonat zu pressen – hier vollzieht sich das namensgebende Prinzip aller Esoteric-Laufwerke: „Very Rigid Disc Clamping-System“.
Selbstverständlich gefällt die Schublade des X-05 nicht allein mit ihrem variablen Tempo und einem Vertrauen-einflößenden Geräusch, dies sind schließlich dezente Hinweise auf solide Fakten: Der aus Kunstharz gefertigte, ebenfalls besonders resonanzdämpfende Tray wird absolut präzise auf Stahlschubstangen geführt, da ist auch noch so minimales Ruckeln Fehlanzeige.