WBT-0114 Cu an Kimber Carbon im Test:PlasmaProtect & Hörtest

- Mit der Implementierung der PVD-Technologie nimmt WBT eine branchenführende Position bei Beschichtungsverfahren für Audio-Verbinder ein. Neben den technologischen Vorteilen ermöglicht sie auch, den Energieaufwand und den Materialverbrauch zu reduzieren sowie auf Nickel und Säurebäder zu verzichten (Bild: AV-Magazin)
Rund vier Jahre ist es her, dass WBT die PlasmaProtect-Produktion aufnehmen konnte; zuvor mussten über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren hinweg Lösungen für etliche Details gefunden werden. Die Physikalische Gasphasenabscheidung, im Englischen »Physical Vapour Deposition (PVD)«, wird zwar in diversen Industriesektoren seit längerer Zeit für die Beschichtung von Oberflächen mit verschiedenen Materialien eingesetzt, doch an eine Anwendung für Audio-Steckverbinder war zuvor nie gedacht worden. WBT hat dieses fortschrittliche Galvanisierungsverfahren für die eigene spezifische Anwendung adaptiert und den Prozess exakt auf die eigenen Zwecke zugeschnitten. Im Zuge dessen wurde mit spezialisierten Zulieferern zusammen eine eigene PVD-Kammer mitsamt ihrer Peripherie entwickelt. Mit dieser Anlage werden in der Fertigung am Firmensitz in Essen alle Nextgen-Steckverbinder mit Kupferkontakten vergoldet.

- Das Herzstück der Nextgen-Fertigung: In der imposanten PVD-Kammer findet die Goldbeschichtung statt. Der Prozess läuft computergesteuert ab, »Präzision« ist hier einmal mehr das Stichwort (Bild: AV-Magazin)

- David Malek überprüft die Oberflächen der Signalleiter mit einem computergestützten Elektronenraster-Mikroskop, das Unebenheiten im Nanometerbereich auflöst. Herkömmlich beschichtete Oberflächen würden so betrachtet an eine Gebirgslandschaft erinnern (Bild: AV-Magazin)
Als größte Herausforderung bei der Optimierung stellte sich heraus, die Goldpartikel absolut gleichmäßig in einer exakt definierten Schichtstärke auf die dreidimensionale Form der Kontakte aufzubringen. Für die hierzu gefundene Lösung wurde WBT 2021 der Deutsche Innovationspreis verliehen. Bei der Beschichtung ist höchste Präzision im Nanometerbereich erforderlich, denn die bis dahin unerreichte Ebenmäßigkeit der Leiteroberfläche ist der Schlüssel des Ganzen: Sie ermöglicht zusammen mit der Härte der Kupfer-Gold-Verbindung den bestmöglichen elektromechanischen Kontakt zwischen den Steckverbindern und Buchsen, der in Form einer höheren Bandbreite und Phasenstabilität messbar ist. Weitere Details zum PlasmaProtect-Verfahren können Sie in unserer Reportage über WBT nachlesen.
Hörtest
Für die Hörtests habe ich das Kimber Carbon RCA zwischen Digitalquelle und Vollverstärker in meiner Arbeitskette eingesetzt, die sich aus dem dCS Lina DAC mit Lina Clock, dem VTL IT-85 und den Elac Elegant BS 312.2 mit Stativen zusammensetzt. Dort verwendete Kabel unterschiedlichster Preisklassen, vom QED Performance Audio 40i bis zum HMS Suprema aus der ersten Serie, können als Orientierungspunkte zur Einordnung des Kimber Carbon RCA dienen. Den musikalischen Auftakt gibt Tool mit dem Album »Fear Inoculum«, das sehr sauber produziert ist. »Culling Voices« startet mit einem atmosphärischen Synthesizerteppich, der weit in der Tiefe des Raumes wie die Ruhe vor dem Sturm das Folgende heraufbeschwört. Der Gesang setzt ein, und die raue Stimme von Maynard James Keenan wird glaubhaft proportioniert und exakt fokussiert dargestellt. Das Panorama dieser Abmischung präsentiert sich in realistischer Ausdehnung, wobei die einzelnen Instrumente mit klar definierten Konturen abgebildet werden. Die räumliche Abbildung bleibt auch stabil, als sich die allmählich aufgebaute Spannung entlädt und die Band richtig loslegt. Jetzt spürt man auch, dass die Bassdrum ordentlich Gewicht hat, dazu werden die Gitarrenriffs staubtrocken durchgezeichnet.

- "You & I" von Carolin No wurde lupenrein produziert, daran lässt das Kimber Carbon mit dem Cinchstecker WBT-0114 Cu keinen Zweifel
Carolin No haben in diesem Jahr vier Singles nachgelegt, auf denen sie alte Bekannte neu interpretieren, darunter »You & I« aus dem gleichnamigen Album von 2017 und die Ballade »Loveland« aus dem gleichnamigen Album von 2011. Klanglich stehen die beiden Einspielungen in der Tradition des Duos - sie sind lupenrein produziert. Bei »Loveland« im Wesentlichen nur vom Piano begleitet, klingt die Stimme von Carolin Obieglo ausgesprochen natürlich, feinste Facetten ihrer Intonation werden zutage gefördert, die Klarheit und Ausdrucksstärke ihrer Stimme gehen unter die Haut. Als eine zweite Gesangsspur von Carolin Obieglo und von Andreas Obieglo eingesungene Background Vocals hinzukommen, bleibt die Hauptstimme messerscharf umrissen und grenzt sich deutlich von den anderen ab. Auch bei »You & I« kann das Duo aus Kimber Carbon RCA und WBT-0114 die Strahlkraft ihrer Stimme wunderbar akzentuieren, ohne sich dies mit einem artifiziell wirkenden Glanz in den Präsenzlagen zu erkaufen. Auch die akustische Gitarre klingt vollkommen authentisch, mitsamt der hölzernen Wärme ihres Korpus´.
Die isländische Pianistin und Komponistin Eydís Evensen hat vergangene Woche, zwei Jahre nach »The Light«, ein neues Album herausgebracht. Die Stücke auf »Oceanic Mirror« sind erneut von Naturerfahrungen und ihrer Symbolik inspiriert, spezifisch thematisiert Eydís Evensen hier vor allem die Kraft sowie das lebensspendende und zyklische Moment des Ozeans. Begleitet wird sie vom klassischen Streichquartett, im Wesentlichen mit ihren musikalischen Wegbegleitern besetzt, sowie von Trompete oder Klarinette und dem Chor Schola Cantorum Reykjavicensis, mit dem sie auch bereits für »The Light« zusammengearbeitet hat. Für die makellose Produktion zeichnet mit Valgeir Sigurõsson abermals ein alter Bekannter verantwortlich, und das Kimber-Kabel leuchtet sie in allen Dimensionen taghell aus. Wenn bei »Drifter« Bratsche und Cello nebeneinander spielen, lassen sich die tieferen Noten der Bratsche und die höheren Oktaven des Cello mühelos zuordnen und für sich genommen betrachten. Die gleiche Transparenz kennzeichnet auch die räumliche Abbildung, die alle Instrumente plastisch greifbar macht und auch in die Tiefe der Bühne hinein akkurat staffelt.
Bei »Challenger Deep« steht der Flügel im Fokus, und das ist der Augenblick, indem das Kimber Carbon mit den WBT-0114 seine Klasse vollends offenbaren kann: Dieses Kabel taucht ganz tief in den dynamischen Mikrokosmos ein, löst feinste Abstufungen haarfein auf. Das trägt wesentlich zum atmosphärischen und feinsinnigen Charakter der Darbietung bei, die dem musikalischen Fluss leichtfüßig folgt und jede melodische Wendung punktgenau setzt. Dabei wird der Flügel in seinem dynamischen und organischen Charakter erfahrbar, das Duo WBT-Kimber Kable lässt den Korpus resonieren und Saiten vor dem geistigen Auge vibrieren. Zugleich entfaltet das Kabel die ganze Klangfarbenpracht des Instruments, bleibt dabei jedoch tonal vorbildlich neutral - große Klasse!
