Was Compact Discs alles können
Unsere Hörtests des ART G3 haben wir überwiegend mit Audionet-Komponenten durchgeführt, neben unseren Arbeitsgeräten PRE I G3 und AMP kam auch der neue Vollverstärker SAM G2 zum Einsatz, alle Kabel dieser Kette sind ebenfalls von Audionet. Seitens der Elektronik sind wir außerdem mit dem Audio Research DSi200 gefahren, als Lautsprecher haben wir hauptsächlich den Beethoven aus der Concert Grand-Serie von Vienna Acoustics genutzt.
Auf dem Sofa in unserem Redaktionshörraum Platz nehmend, erinnere ich mich lebhaft an die erste CD, die ich bei Audionet mit dem ART G3 gehört habe: „Touch“ von Yello. Dieses hervorragend produzierte Album zählt immer noch zu meinen Lieblingen, Remakes ihrerzeit für elektronische Musik wegbereitender Titel wie „Bostich“ und die von Heidi Happy gesungenen Balladen „You Better Hide“ und „Stay“ oder das meditative Instrumentalstück „Takla Makan“ ziehen mich sofort in ihren Bann. Wie immer hat Boris Blank die Klangcollagen perfekt ausgefeilt, extrem weitläufige und facettenreiche akustische Erlebnisräume geschaffen. Unter den kompromisslosen Bedingungen im Audionet-Hörraum wurde mit dem ART G3 die penible Choreographie einzelner Sounds im Raum in allen Details nachvollziehbar; ich bin gespannt, wie sich das in unserem selbstverständlich ebenfalls akustisch behandelten Hörraum anhört, dessen Raumtuning-Maßnahmen allerdings nicht so weit gehen wie die bei Audionet. Auch hier staffelt sich allerdings in allen drei Dimensionen ein akkurat geordnetes, geradezu riesiges Abbild der virtuellen, am Mischpult geschaffenen Räumlichkeit, das im Direktvergleich zum VIP G3 nochmals etwas weitläufiger und detaillierter ist.
In Bochum gab es vor allem eine Überraschung: ART G2 und VIP G3 fördern aus CDs so viel Informationsdichte zutage und entfalten einen derart immensen Dynamikumfang, das mir dieses Niveau tatsächlich die Grenzen der guten alten Silberscheibe zu markieren schien. Endlos wirkende Dynamikreserven gehören ohnehin zu den Paradedisziplinen der Audionet-Player, doch gerade hierbei leistet der ART G3, wie sich auch bei uns in der Redaktion im Vergleich mit VIP G3 und ART G2 deutlich zeigt, einfach mehr. Die charakteristische Leichtigkeit, die jederzeit ein Gefühl von über den Anforderungen stehender Souveränität hinterlässt, zeichnet den ART G3 wie keinen Audionet-Player vor ihm aus; der Neue vermag nicht nur Klanggeschehen im Raum zu platzieren, sondern darüber hinaus noch weitreichender als sein Vorgänger die Illusion tatsächlich im Raum stattfindender natürlicher Schallereignisse zu schaffen. Die Spielweise des ART G3 ist wirklich noch zupackender, energiegeladener, gleichzeitig noch organischer und flüssiger als die des ART G2.
Während der Hörtests und abseits derer bin ich das gesamte seinerzeit bei Audionet gehörte Repertoire durchgegangen, dessen Klangbeschreibung Sie hier lesen können, und viele bestens vertraute, teils alte Scheiben. Rock- Pop- und auch Klassik-Produktionen aus den Siebzigern und Achtzigern kann der ART G3 mehr noch als der G2 zu einer Ehrenrettung verhelfen: Parallel zu Schwächen einer Einspielung treten auch bei limitierten Vorlagen deren Charakteristika und Stärken in einer so deutlichen Weise hervor, dass allein dies schon zum Genuss wird; etliche Aufnahmen sind längst nicht so flach, wie meist zu hören. Mit modernen, handwerklich hervorragend gemachten Einspielungen allerdings präsentiert sich ein kaum vorher angemessen vorstellbares Resultat: Unabhängig von Genres und teils sogar persönlichem Geschmack stellt sich augenblicklich ein tiefes, selbstverständliches Eintauchen in die Musik ein, wie es nur eine Wiedergabe allerhöchster Güte zu bewirken vermag. Im ART G3 dreht jetzt eine weitere, herausragende Produktion von Reference Recordings mit Eiji Oue und dem Minnesota Orchestra: „Reveries“ enthält hinsichtlich ihres Tempos zueinander passend ausgewählte Auszüge entspannter Werke, unter anderem von Grieg, Tchaikovsky und Sibelius. Ein solches Zusammenwirken von Tonträgerqualität und Wiedergabequalität sollte eigentlich jeder, der sich für Musik interessiert, zumindest einmal erleben; es würde sicherlich Diskussionen über den Sinn hochwertiger Komponenten und hochwertigen Quellmaterials erübrigen. Berührt und eingehüllt von der ganzen Kraft und vom Glanz dieser balsamierenden Musik dürfte auch der kleinste Funke Feinsinn zu lodern beginnen. Nicht jeder wird sich einen audiophilen Meilenstein wie den ART G3 leisten können, diejenigen Glücklichen allerdings dürfen dieses Mal wahrscheinlich das tatsächlich letzte Statement für CDs von Audionet genießen. Die Vorstellung dieses CD-Players lässt jedenfalls nur zwei Schlüsse zu: An der Spitze der Musikwiedergabe aus Bochum steht wieder eine reine Audio-Komponente und die neue CD-Player-Referenz des AV-Magazins heißt Audionet ART G3.