Wilson Audio TuneTot:Kompromissloser High-End-Kompaktlautsprecher
Wilson Audio hatte bei der Entwicklung des TuneTot nur ein Ziel: das Konzept einer Zwei-Wege-Box ultimativ auszureizen. AV-Magazin hat sich angehört, was die edle Kreation kann.
Die Faszination angesichts des technisch Machbaren beflügelt die Fantasie eines jeden Enthusiasten - erst recht, wenn die Objekte der Begierde außer Reichweite bleiben. Lautsprecher des amerikanischen Spezialisten Wilson Audio liefern seit Jahrzehnten den Stoff, aus dem solche Träume gemacht sind: Hochgezüchtete, bisweilen futuristisch anmutende Klangskulpturen, die nicht in jeden Wohnraum und jedes Budget passen. Vor allem aber wegen der musikalischen Performance ihrer Schallwandler genießt die 1974 gegründete Manufaktur in audiophilen Kreisen ein ausgezeichnetes Renommee. Die Erfolgsgeschichte von Wilson Audio nahm ihren Lauf, als Firmengründer Dave Wilson, seines Zeichens eingefleischter Überzeugungstäter, einen portablen Monitor für seine Arbeit in Tonstudios benötigte. Die Aufnahmen für sein Label hörte er zuhause mit dem später unter der Typenbezeichnung »WAMM« verkauften Full-Range-Wandler ab, und wesentliche Technologien dieser mannshohen Konstruktion sollten nun in ein kompaktes Konzept überführt werden. Schließlich gipfelten die Anstrengungen des Entwicklers im Kompaktmonitor Watt (Wilson Audio Tiny Tot), der 1986 eingeführt und kurz einfach »Tiny Tot« genannt wurde. Dieses Zwei-Wege-System bildete später die obere Sektion des modular aufgebauten Full-Range-Systems Watt/Puppy, das Wilson Audio den endgültigen Durchbruch bescherte und bis heute einen festen Platz in der Galerie legendärer High-End-Lautsprecher einnimmt.
- Die Aufstellung auf den optional erhältlichen Stativen stellt den Königsweg dar(Foto: Audio Reference)
Als damals zweites Serienprodukt kurbelte der Tiny Tot den kommerziellen Erfolg weiter an, doch zugleich ebnete diese Box den Weg für das Projekt »Wilson Special Applications Engineering (WSAE)«: Es ist der Entwicklung von Lautsprechern für Umgebungen gewidmet, die besondere Anforderungen hinsichtlich der Positionierung stellen - im Sinne des kompromissscheuen Firmencredos fallen darunter auch mittelgroße Wohnräume. Vor diesem Hintergrund taucht der TuneTot nicht wie aus dem Nichts auf, obgleich er zusammen mit dem kompakten Wandlautsprecher Alida nach 34 Jahren Abstinenz von Zwei-Wege-Konstruktionen gewissermaßen ein neues Kapitel aufschlägt. Die Nachricht über seine Markteinführung sorgt in der Szene nicht allein deshalb für Aufregung; schließlich greift ein einstiger Vorreiter im Segment hochkarätiger Kompaktmonitore wieder ins Geschehen ein. Last not least ist dank des vergleichsweise moderat bepreisten TuneTot die monetäre Hürde für den Einstieg in die Produktwelt von Wilson Audio spürbar niedriger geworden. Gleichwohl sind die 12.000 Euro für ein Pärchen in der Basisversion freilich kein Pappenstiel; zieht man allerdings den konstruktiven Aufwand und die preisliche Positionierung der Mitbewerber im Bereich der High-End-Kompaktmonitore in Betracht, relativiert sich die Sache.