Wilson Audio TuneTot – Praxis
Als standardmäßige Gehäuseausführungen können die Farbtöne »Carbon«, »GT Silver«, »Galaxy Grey« und »Quartz« geordert werden, darüber hinaus stehen gegen Aufpreis weitere zwölf Farbtöne zur Wahl.
- Die optional erhältlichen Isolationsbasen empfehlen sich besonders zur Entkopplung, wenn die Box auf einem Möbel platziert wird(Foto: Audio Reference)
Die Namensgebung des Neulings ist natürlich eine Hommage an seinen Urahnen; sie verweist jedoch ebenso auf optionale Zubehörkomponenten, mit denen das Potenzial der Box in unterschiedlichen Aufstellungsvarianten ausgereizt werden kann. So sind zu einem Paarpreis von 2.100 Euro Isolationsbasen erhältlich, die den Lautsprecher vom Untergrund entkoppeln. Sie haben fast dieselbe Grundfläche wie der Korpus und bestehen aus mehreren Lagen herstellerspezifischer Verbundstoffe. Um das Resonanzverhalten weiter zu optimieren, wird ihre Unterseite mit einer neu entwickelten Polymerschicht beklebt. Zu diesen Basen gehören zwei lange und zwei kurze, jeweils höhenverstellbare Spikes, die ermöglichen, den TuneTot im Handumdrehen in die richtige Neigung zu bringen, wenn er beispielsweise auf einem Sideboard Platz nimmt.
- Die minimale Biegung der Gehäusewangen ist nur bei genauem Hinsehen zu erkennen. Im Inneren des Korpus' ist die Asymmetrie stärker ausgeprägt, um stehende Wellen zu verhindern(Foto: Audio Reference)
Eine derartige Positionierung eines Schallwandlers solchen Kalibers dürfte manch konsequenten Klangliebhaber gehörig irritieren, und ich persönlich hatte die bloße Vorstellung offen gesagt zunächst als schmerzlich empfunden. Doch weit gefehlt: Auf einem handelsüblichen Möbel spielt der TuneTot in Kombination mit den Isolationsbasen tonal ausgewogen, agil und exakt fokussiert. Auch die mit Blick auf die räumliche Abbildung gehegten Bedenken zerstreuen sich binnen Sekunden: Der TuneTot stellt das Giovanni Guidi Trio bei »City of Broken Dreams« auf eine großformatig angelegte, präzise gestaffelte Bühne, wobei sich das Klangbild fast vollständig vom Lautsprecher ablöst. Die ebenfalls erhältlichen Stative (Paarpreis 4.000 Euro) stellen dennoch den Königsweg in Sachen Aufstellung dar, wobei hierbei zu beachten ist, dass der TuneTot in tiefen Lagen ein wenig Unterstützung von der rückwärtigen Wand gebrauchen kann. Daher sollte bei seiner grundsätzlich freien Positionierung auf den Standfüßen, mit mindestens eineinhalb Metern Platz zu den Seiten, eine Distanz von etwa achtzig Zentimetern zur Rückwand nicht überschritten werden. Die Bodenplatte und die Topplatte dieser eigens für den TuneTot entwickelten, ebenfalls mit höhenverstellbaren Spikes ausgestatteten Stative wird aus Aluminium hergestellt. Bei der Stativsäule kommt dagegen die neueste Version des sogenannten »X-Materials« zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein herstellerspezifisches, im Laufe vieler Jahre perfektioniertes Komposit, das sich aus einigen Kunststoffen und mineralischen Komponenten zusammensetzt - die genaue Rezeptur bleibt verständlicherweise ein streng gehütetes Firmengeheimnis. Immerhin stecken beträchtliche Investitionskosten dahinter, wenn man sich mit eigenen Materialien absetzen will und diesbezüglichen Entwicklungsaufwand kontinuierlich fortführt. Im Zuge dessen ist inzwischen das steifere »S-Material« entwickelt worden, das im Falle des TuneTot in der Nähe der Chassisaufhängungen eingesetzt wird und in erster Linie die Wiedergabe des besonders kritischen Mitteltonspektrums optimieren soll. Für die übrigen Teile seines Korpus’ verwenden die Ingenieure die aktuelle Generation des X-Materials.
Gehäuse
- Die markante Gehäusegeometrie wurde mithilfe des hauseigenen Laser-Doppler-Vibrometers entworfen (Foto: Audio Reference)
Obgleich am Firmensitz in der im Bundesstaat Utah gelegenen Kleinstadt Provo viele Produktionsschritte von Hand ausgeführt werden, sind diese Werkstoffe nicht die einzige Hightech-Spezialität, die man hinter den Türen einer mittelständischen Lautsprecher-Manufaktur nicht unbedingt vermuten würde: Wilson Audio besitzt einen Laser-Doppler-Vibrometer. Diese Apparatur nimmt bei der Gehäuse-Entwicklung eine zentrale Rolle ein, denn sie kann Schwingungen im Nanometerbereich detektieren und ermöglicht so, das Resonanzverhalten unterschiedlicher Geometrien und Wandstärken genauestens zu untersuchen. Die Gehäuseteile des TuneTot sind daher in variierenden Stärken ausgeführt, um die Steifigkeit einzelner Bereiche an die Schallverteilung im Korpus anzupassen, der keine parallel verlaufenden Innenflächen aufweist. Während die großzügig abgeschrägten Kanten an der Vorderseite des Deckels das vertikale Abstrahlverhalten linearisieren und Kantenreflexionen verhindern, finden sich auf der Schallwand unterschiedlich geformte Filzelemente, welche die Abstrahlung in beiden Achsen weiter optimieren, indem sie Brechungen auf der Schallwand vermeiden: Den Hochtöner umläuft ein Element, das direkt mit seiner trichterförmigen Schallführung zusammenwirkt. Es wird von einer weiteren Filzfläche eingefasst, die über die gesamte Breite der Schallwand bis zum Konustreiber herab verläuft, an dessen Unterseite zwei kleine Elemente platziert sind.