dCS Lina Masterclock im Test:Einstellungen und Hörtest
Der Lina Network DAC speichert den Synchronisationsmodus für jeden Eingang separat, das heißt, genau genommen für zwei Eingänge, denn nur Komponenten, die über USB angeschlossen sind und solche, auf die über den Eingang »Netzwerk« - sprich die Streaming-Plattform des Lina Network DAC - zugegriffen wird, lassen sich ohne Weiteres mit der Masterclock takten. Über S/PDIF und AES/EBU verbundene Quellen dagegen benötigen ihrerseits einen Masterclock Ein- und Ausgang. Für diesen Fall steht auch die Möglichkeit zur Verfügung, deren Taktsignal für das Lina-System zu nutzen, indem man am Lina Network DAC den Synchronisationsmodus auf »Audio« stellt.
Einen genaueren Blick sind allerdings noch andere, von der externen Masterclock unabhängige Einstellungen wert, auf die wir in unserem Testbericht des Lina Network DAC nur am Rande eingegangen waren. Diese betreffen die zahlreichen Optionen, die digitale Signalverarbeitung und die Analogfilterung im Detail zu beeinflussen. Da wären zunächst die sogenannten Mapper; diese Algorithmen bestimmen die Ansteuerung der Spannungsquellen und Flip-Flops im Ring-DAC. Derer stehen drei zur Auswahl: Beim Mapper »1« handelt es sich um den vor einigen Jahren eingeführten Algorithmus, der werksseitig als Standard eingestellt ist. Im Falle von Mapper »2« läuft der Ring-DAC mit halber Taktfrequenz. Darüber hinaus steht seit der Firmware-Version 2.0 der neue Mapping-Algorithmus »3« zur Verfügung, eine Modifikation von Mapper »1«, die den Ring-DAC ebenfalls mit voller Taktung fährt (je nach Eingangssignal 5,644 oder 6,14 MHz).
Außerdem offeriert der Lina Network DAC mit der Firmware 2.0 nunmehr nicht weniger als sechs unterschiedliche Analogfilter für PCM-Datenströme, wobei das gewählte Filter für jede Abtastrate separat als Voreinstellung abgelegt wird - wer die Wahl hat, hat anscheinend die Qual. Allerdings kann man hier grundsätzlich nichts falsch machen, sondern vielmehr die Klangcharakteristik sehr fein anhand persönlicher Vorlieben und dem Musikmaterial abstimmen. Zudem darf man sich ruhig an Empfehlungen beziehungsweise Standardeinstellungen orientieren, es besteht kein Bedarf, mit bestimmten Filter- und Mapper-Kombinationen zu experimentieren, um eine stimmige, nuancierte Wiedergabe zu erreichen. Die Analogfilter unterscheiden sich im Wesentlichen dahingehend, wie strikt sie das sogenannte Aliasing vermeiden, was auf Kosten der Impulstreue bei Einschwingvorgängen geht - anders gesagt: durch ihre Flankensteilheit. Zusätzlich steht das Filter »M1« zur Verfügung, das speziell für MQA-Files zugeschnitten und ausschließlich für diese verfügbar ist, wobei es sich mit anderen PCM-Filtern kombinieren lässt. Darüber hinaus kann der Lina Network DAC ein Upsampling von PCM-Daten auf DSD und DSSD128 vornehmen; in diesem Fall stehen auch die fünf DSD-Filter zur Verfügung, die für native DSD-Datenströme oder DoP angeboten werden. Sie unterscheiden sich dahingehend, wie stark hochfrequentes Rauschen gefiltert wird. Obgleich alle detaillierten Audio-Einstellungen am Lina Network DAC vorgenommen werden können, empfiehlt sich, auch dafür die App Mosaic zu nutzen - nicht zuletzt, weil man dann vom Hörplatz aus die Filter durchschalten und so deren Klangeigenschaften noch bequemer erkunden kann.
Die dCS Mosaic App:Mapping- und Filtereinstellungen
Hörtest
Zeit, sich damit zu befassen, wie sich die Lina Masterclock klanglich auswirkt. Dabei habe ich unter anderem auch dieselben Musiktitel und Alben wie beim Test des Lina Network DAC gehört, wobei »The Way Some People Live« (Giovanni Guidi Trio, Album »City Of Broken Dreams«) zum Standard-Testrepertoire zählt. Dementsprechend ist dieser von Manfred Eicher hervorragend produzierte Titel bestens vertraut, den äußerst involvierenden Vortrag des Lina Network DAC zudem noch im Ohr. João Lobo schlägt zart die Becken an, Giovanni Guidi spielt die ersten Noten am Piano - und mir steht der Mund offen. Es braucht tatsächlich nur wenige Takte, um den Unterschied zwischen dem Lina Network DAC als Solisten und dem Duo zu hören. Allein ihn zu beschreiben, ist gar nicht so einfach; nüchtern zusammenfassend lässt sich feststellen: Network DAC und Masterclock zusammen spielen auf einem gänzlich anderen Niveau. Das jetzt Gehörte beinhaltet ein Mehr von allem, die Wiedergabe ist noch besser durchhörbar, dynamische sowie tonale Abstufungen werden nochmals feiner differenziert und das atmosphärische Moment ist bis zu einem Punkt gesteigert, an dem man jedweden Gedanken an die technische Vermittlung der Musik verliert.
Eines sollte hieran anschließend gleich klargestellt werden, trotz des Stichworts »Atmosphäre«: Es geht nicht um quantitative Aspekte, sondern schlicht um Authentizität. Und die erreicht jetzt ein Maß, dass es mir nicht über die Lippen kommt - mit aller Kraft um eine sachliche Perspektive bemüht -, hier in einer Gesamtwertung von Nuancen zu sprechen. Denn es sind die Feinheiten, die auf hohem Niveau den entscheidenden Unterschied machen und oft fügen sich kleinste, plötzlich zutage geförderte Informationsanteile zu einem Ganzen, das sich gravierend von einer weniger fein aufgelösten Wiedergabe abhebt. Lina Network DAC und Lina Masterclock eröffnen im Team einen Einblick in die Texturen mikrodynamischer Gefüge, Klangfarben und Melodien, dessen Schärfe und Tiefe sich tatsächlich nicht mehr mit der Solo-Performance vergleichen lassen.
Gamechanger
Dass die Darbietung des Albums »Love In Exile« (Arooj Aftab, Vijay Iyer, Shahzad Ismaily) noch mal eine neue Qualität gewinnt, hat mich nicht nur überrascht, sondern geradezu »kalt erwischt«. Zuvor hatten diese zauberhaften Klänge eine tiefenentspannende Wirkung entfaltet, zumal der Lina Network DAC sie in einer völlig entschleunigt wirkenden Weise dargeboten hat. Doch ausgerechnet hierbei wird das akkuratere Timing bei der Teamwork besonders deutlich, wie unmittelbar das schwebende Element in dieser Musik nun unter die Haut geht, das lässt sich kaum mehr mit Worten greifen. Wenn Arooj Aftab verbundene Noten mit vibrierendem Timbre förmlich auskostet, erscheinen sie wie ein autarker Moment, den man in Zeitlupe betrachten kann. Dem emotionalen Nachklang dieser von Lina Network DAC und Lina Masterclock zutiefst atmosphärisch vorgetragenen Musik muss ich anschließend erst einmal Raum geben. Die fließenden Melodien in den Kompositionen von Eydís Evensen, mal mehr, mal weniger vordergründig durchzogen von bittersüßer Melancholie, sind im Grunde sowieso auch eine Angelegenheit für einen separaten Themenabend. Nach einem neu entdecken des Vertrauten will ich mit ihrem Album »The Light«, längst ebenfalls wohlvertraut, mit dieser dCS-Kombi erneut den Vergleich ziehen zum Höreindruck während des Konzerts im Kleinen Saal der Elbphilharmonie. Die dortige Holzvertäfelung akzentuiert Eydís Evensens Vorliebe für dunkel gestimmte Flügel, ebenso wie auf ihren Alben hat der Klang des Instrumentes bei diesem Konzert dadurch für mein Empfinden etwas Kompaktes an sich. Genau diese Charakteristik, eine Nuance, ist jetzt geradezu unüberhörbar und offenbart sich als beabsichtigter Kontrapunkt zu hell strahlenden, leichtfüßig perlenden Noten. Zugleich präsentieren sich Lina Network DAC und Lina Masterclock in den melancholischen und den euphorischen Momenten der Melodien derart feinfühlig, dass ich an diesem Abend regelrecht das Bedürfnis empfinde, nur noch diese Musik und die Intensität ihrer Darbietung nachwirken zu lassen. Irgendwelche Zweifel daran, ob sich die Lina Masterclock lohnt, sind ohnehin längst vollständig ausgeräumt.