dCS Lina Network DAC im Test:App dCS Mosaic
Die App Mosaic ermöglicht, sämtliche Einstellungen wie beispielsweise die Wahl der Filter, vorzunehmen. Außerdem können hier bequem die Quellen ausgewählt und die Lautstärke geregelt werden. In erster Linie dient sie jedoch als Player-Software. Anhand der folgenden Screenshots geben wir Ihnen ein paar Eindrücke vom Look-and-Feel der Mosaic-App, die trotz zahlreicher Möglichkeiten sehr aufgeräumt wirkt und eine komfortable, ansprechend aufbereitete Navigation durch die Musiksammlung und die Kataloge von Streamingdiensten bietet.
Hörtest
Darüber, welchen klanglichen Zugewinn die Masterclock bringt, berichten wir wie eingangs versprochen in Kürze - eine isolierte Beschäftigung damit erscheint in zweierlei Hinsicht sinnvoll. Ein Grund dafür ist, dass bereits der Lina Network DAC allein auch bei erfahrenen Hörern den Horizont erweitern kann. Was mich persönlich anbelangt, hatte ich zuvor Kombis aus den höheren Serien mehrfach auf Messen gehört, doch zu Hause in aller Ruhe mit vertrautem Equipment Musik hören zu können, die einen seit Jahren begleitet, das ist natürlich etwas ganz anderes. Bestens vertraute Alben habe ich dabei auf eine Weise erleben können, wie es zuvor nicht möglich war; ungemein authentisch und unweigerlich involvierend. Wie immer, wenn Komponenten auf einem solch außergewöhnlichen Niveau spielen, fällt es besonders schwer, die Klangeindrücke entlang einzelner Kriterien zu beschreiben, denn dann geht es noch viel weniger als ohnehin schon um »Pluspunkte« in einzelnen Disziplinen.
»The Way Some People Live« (Giovanni Guidi Trio, Album »City Of Broken Dreams«) ist ein Titel, den ich über die Jahre hinweg unzählige Male mit unterschiedlichen, sehr hochwertigen Quellen und ebensolcher Elektronik gehört habe. Der Lina Network DAC bringt mir das Geschehen nun allerdings so unmittelbar nahe, dass ich augenblicklich ganz in den subtilen Klangkosmos dieser hervorragenden ECM-Produktion eintauche, ja förmlich in die Musik hineingezogen werde. Behutsam geschlagene Becken nehmen vor dem geistigen Auge plastisch Gestalt an und versprühen messingfarbenen Glanz, und tonal ist die Darbietung vollkommen auf dem Punkt - das klingt schlicht und ergreifend genau richtig. Wenn Kontrabass und Piano einsetzen, fördert der Lina Network DAC allerfeinste Nuancen von Klangfarben zutage, zeichnet gleichsam die tiefen Saiten autoritär-trocken durch und lässt die Noten des Pianos überaus gefühlvoll ausklingen. Die Bühne wird hierbei mit realistischen Dimensionen abgebildet, derart luzide, dass sich mir eine bildliche Vorstellung des Geschehens geradezu aufdrängt.
Atmosphäre ohne Grenzen
Doch letztlich ist all dies mehr oder weniger eine Beschreibung anhand der eben angesprochen Einzelkriterien, und so sehr der Lina Network DAC in jeder solchen Hinsicht herausragt, wird sie ihm nur teils gerecht. Es ist das schwer greifbare, zutiefst atmosphärische Momentum seiner Spielweise, das wirklich fesselt. Kacey Musgraves ist ein »Country-Star für Leute, die mit Country nichts am Hut haben«, wie die deutsche Ausgabe des Rolling Stone schrieb. Mit »Deeper Well« hat die siebenfache Grammy-Gewinnerin dieser Tage ein taufrisches Album vorgelegt, auf dem sie erneut die Genregrenzen ineinanderfließen lässt. Bei dieser recht puren, aber sehr guten Produktion ist die Gesangstimme besonders aufschlussreich, denn nicht nur mit geschlossenen Augen entsteht der Eindruck einer leibhaftigen Präsenz. Die Proportion und Höhe der Abbildung stimmt, jede feinste Facette des vokalen Ausdrucks wird mit exemplarischer Transparenz dargeboten und bleibt dennoch ein integraler Bestandteil des Vortrags. Die Sängerin klingt nachgerade frappierend natürlich - und doch ist es im Grunde wieder eine ganz besondere »Magie«, die hier so involvierend wirkt.
Norah Jones liefert mit ihrem brandneuen, neunten Studioalbum »Visions« diesmal nicht die blitzblank produzierte, liebliche Frauenstimme ab; stattdessen sind einige nicht nachbearbeitete Demotapes auf dem erfrischend direkt produzierten Album gelandet. Der Lina beschönigt hierbei keineswegs, wobei Ecken und Kanten in keiner Weise stören; sie gehören vielmehr völlig selbstverständlich dazu und sorgen jetzt für das Gefühl, im Proberaum dabei zu sein.
Die Welt außerhalb steht still
Live im Konzert dabei zu sein, bleibt natürlich an sich ein unersetzliches Erlebnis - und eines, das hilft, die klanglichen Fähigkeiten einer Komponente weiter einzuordnen. Eydís Evensen hatte Mitte vergangenen Jahres im Rahmen ihrer ersten Europa-Tournee, auf der sie das Album »The Light« vorgestellt hat, im Kleinen Saal der Elbphilharmonie gespielt. Den Klang des Flügels und des Streichquartetts während dieses Konzerts noch im Ohr, braucht es nun nur wenige Noten zu Beginn des Albums, um das Antizipierte bestätigt zu finden: Der Lina Network DAC entfaltet die Dynamik des Instruments völlig mühelos, macht das Organische seines mit rasiermesserscharfen Konturen gezeichneten Korpus’ erfahrbar. In Gänze war allerdings nicht vorherzusehen, was der kleine dCS bei dieser Aufnahme vollbringt: Der Lina lässt mich schwimmen in einem Ozean schillernder Klangfarben. Zugleich macht seine fließende Spielweise die meditativen Züge dieser Melodien, die Fülle von Emotionen, die in ihnen steckt, so intensiv spürbar, dass sie mich praktisch unvermittelt trifft und völlig ergreift. Die Darbietung ist vollkommen entschleunigt; es fühlt sich an, als sei dieser Moment in der Zeit konserviert und nichts existierte außerhalb der Musik. Komplement an dCS!