TYPO3 Templates 4u
  • Home
  • News
  • Testberichte
  • e-paper

sonoro Avaton im Test:
Hörtest

Überraschend erwachsene Spielweise und satter, tiefreichender Bass beim Avaton (Bild: sonoro)

Der erste Eindruck: Jesses, ganz schön sattes Fundament, Herr Avaton! Gemessen an der Gehäusegröße spielt der sonoro verblüffend tief und dabei hinreichend kontrolliert. Die allertiefsten Orgelpfeifen kann er naturgemäß nicht in echten Schalldruck umsetzen, aber der DSP modelliert das Bassfundament so, dass es als tragende Basis wirkt, ohne es allzu sehr künstlich aufzublasen. In neutraler Aufstellung passt die Balance für größere und hallige Räumen (Designliebhaber mit eher "nackten" Räumen dürften zur primären Käuferzielgruppe des Avaton zählen) bereits gut. Besitzer kleinerer Hörräume, die im Grundtonbereich zu viel Wärme spüren oder feststellen, dass männliche Stimmen etwas zu voll geraten, fahren mit einer leichten Reduktion im Bass-EQ ausgezeichnet, um die tonale Balance wiederherzustellen und den Übergang zu den Mitten sauberer zu gestalten. Für das sehr leise Hören am späten Abend darf hier wie da die Dynamic-Bass-Schaltung auch mal eingeschaltet sein. Dann kippt die Balance nicht ins Dünne, und die Musik bleibt bei Zimmerlautstärke vollständig.

Die Mitten sind der Bereich, in dem viele All-in-One-Geräte klein beigeben – entweder, weil die Entwickler denken, Bass und Höhen beeindrucken "Kurz-mal-Reinhörer" mehr, oder weil es schlicht und einfach keinen dedizierten Mittentreiber gibt.. Der Avaton hält hier mit seinen Mitteltönern eine angenehme Balance zwischen Präsenz und Entspanntheit. Gitarren haben Biss, Stimmen besitzen Textur, Klavieranschläge kommen mit der nötigen Attacke, ohne hart zu werden. Im unteren Mittenband kann es je nach Stellfläche und Quellmaterial zu einer leichten Einfärbung kommen, vor allem, wenn die 3D-Schaltung deaktiviert ist und der Bass etwas zu großzügig eingestellt wurde. Hier hilft zuerst die mechanische Seite: Möbel prüfen, entkoppeln, Position anpassen. Danach greift die Feinkorrektur über den EQ. Kleine Korrekturen können ausreichen, um die Neutralität zurückzubringen, ohne dass man das Gefühl hat, am Charakter des Geräts zu schrauben.

Der Hochton ist eine weitere positive Überraschung. Viele kompakte Systeme versuchen, Details mit Schärfe zu ersetzen, und liefern eine helle, nervöse Präsentation. Der Avaton macht es anders. Die oberen Lagen sind sauber, feinzeichnend und frei von künstlichem Glitz. Zischlaute geraten nicht spitz, Becken klingen aus, ohne zu rauschen, und Gitarrensaiten behalten ihren charakteristischen Schimmer. Wer in einem stark bedämpften Raum hört oder leise hört, kann die Höhen dezent anheben. Der Zugewinn an Luftigkeit bleibt moderat, es entsteht kein klirriger "Überbau" auf dem Klang. Gerade bei akustischen Aufnahmen oder klassischen Ensembles zahlt sich das aus, weil der Raum hörbar bleibt und Instrumente nicht aneinanderkleben.

Bühne und 3D-Sound

Egal ob auf dem Hifi-Rack oder dem Beistelltisch: Der Avaton macht immer eine gute Figur und klingt dabei außerordentlich gut (Bild: sonoro)

Schon ohne elektronische Hilfsmittel wirkt das Klangbild größer als das Gehäuse. Der Avaton vermeidet den „Radio-auf-dem-Sideboard“-Effekt und lässt Stimmen und Instrumente von der Front wegtreten. Mit aktivierter 3D-Schaltung wächst die Bühne in der Breite und in der Höhe. Stimmen rücken ein wenig nach vorn, Begleitstrukturen staffeln sich klarer hinter ihnen. Kritische Ohren reagieren auf solche Tricksereien oft empfindlich, weil Phasenmanipulation schnell zu schiefen Eindrücken führt. Beim Avaton bleibt die Mitte stabil, der Raumgewinn wirkt plausibel. Besonders beim Filmton zahlt sich das aus. Die Leinwand bekommt eine klangliche Ausdehnung, die zur Bildgröße passt, und Effekte stehen nicht einfach breit im Raum, sondern greifen in die Tiefe. Wer es übertreibt, merkt natürlich die Grenze. Die Devise lautet: so viel 3D wie nötig, so wenig wie möglich.

Eine Spezialität des Avaton ist auch das leise Hören. Viele Systeme kippen bei niedrigen Pegeln in die Blässe, weil Bass und Präsenz verloren gehen. Der DSP hält die Balance. Man versteht Sprache auch bei Zimmerlautstärke, und Musik verliert nicht ihr Rückgrat. Wenn die Nachbarschaft sehr lieb ist, schaltet man auf Kopfhörer. Das bidirektionale Bluetooth macht den Wechsel unkompliziert. LE-Audio-Funktionen sind vorbereitet und ermöglichen Szenarien, in denen mehrere Hörer parallel lauschen können. Im Alltag ist vor allem die Reibungslosigkeit wichtig. Man muss nicht ewig im Menü oder im Manual suchen: Ein Tastendruck – gekoppelt, fertig.

Auch im Zusammenspiel mit dem hauseigenen Plattenspieler Platinum (via integriertem Phono-Preamp, Bluetooth oder USB) fühlt sich der Avaton sehr wohl (Bild: sonoro)

Alltag mit Musik, TV und Streaming

Am einfachsten lässt sich mit der Smartphone-App Musikmaterial ganz komfortabel auf den Avaton streamen (Screenshot: AV-Magazin)

Die meisten werden den Avaton mit dem Smartphone verheiraten. AirPlay und Cast verbinden sich in Sekundenschnelle. Qobuz-, Tidal- und Spotify-Streams laufen stabil, Internetradio liefert nebenbei Nachrichten und Nischen-Sender, DAB+ deckt die schnelle Küchenbeschallung ab. Beim Fernsehen macht HDMI ARC den Unterschied. Lippensynchronität, Kontrastumfang und Pegelreserven reichen für den Filmabend ohne das übliche Soundbar-Raten. Wenn man von Netflix auf Nachrichten wechselt, sind die relevanten Stellschrauben fix erreicht. Das Display hilft dabei, weil es mehr zeigt als nur Quellennamen: Man sieht, wo man ist, und bleibt nicht in Abkürzungen stecken.

Grenzen, Tipps und Feinschliff im Betrieb

Der Avaton ist kein Ersatz für vollwertige Standlautsprecher, Membranfläche bleibt Membranfläche. Stattdessen liefert er eine wohldosierte Großzügigkeit im Bass, die in durchschnittlichen Räumen gut funktioniert. Die wichtigste Stellschraube ist das Möbel, auf dem er steht. Eine stabile, schwerere Fläche verhindert, dass der nach unten abstrahlende Woofer die Unterlage anregt und den Bass und den Grundton verschmiert. Wer nach der mechanischen Optimierung immer noch zu viel Wärme im unteren Mittenband hört, reduziert den Bass im EQ behutsam. Zwei Dezibel weniger bringen bei mir die Balance zurück. Die Höhen kann man je nach Raum leicht anheben, wenn der sehr trocken klingt oder wenn man abends leise hört. Zwei Dezibel mehr in meinen gut bedämpften Raum erweisen sich als optimal. Der 3D-Modus wirkt beeindruckend, sollte aber mit Maß eingesetzt werden; bei Musik hilft eine moderate Einstellung, beim Film darf es mehr sein. Einen Subwooferausgang bietet der Avaton nicht an. Das ist eine bewusste Setzung, denn für die meisten Räume und Hörgewohnheiten reicht das, was die integrierte Konstruktion liefert. Wer brachiale Tiefbass-Eskapaden sucht, plant ohnehin anders.

  • |<
  • zurück
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • vor
  • >|
  • sonoro Avaton im Test
  • sonoro Avaton im Test – Technologie & Ausstattung
  • sonoro Avaton im Test – Praxis & Hörtest
  • sonoro Avaton im Test – Technische Daten
  • sonoro Avaton – direkt zum Testergebnis
Klang
+gut aufgelöstes, transparentes Klangbild
+recht pegelfest ohne aufzudicken
+raumfüllende Abbildung
+überraschend erwachsene Spielweise
+kraftvoller, tiefreichender Bass
Datenschutz / Nutzungsbedingungen / Impressum / © 2005 - 2025 OSW-Medien GmbH Alle Rechte vorbehalten