Bi-Amping: 1 + 1 = 3
Bi-Amping ist, wie schon erwähnt, eine aufwändige und kostenintensive Weise, ein Boxenpaar anzusteuern. Wozu noch einen Verstärker einsetzen, wenn der MXI2080 doch als VOLL-Verstärker arbeiten kann? Warum soll das gleiche Signal zweimal zu jeder Box gesendet werden? Was sich nach einem redundanten System mit überflüssigem Netz und doppeltem Boden anhört, macht jedoch Sinn: Wird je ein Verstärker eingesetzt, um die Höhen/Mitten- sowie den Bass-Wandler der Boxen getrennt anzusteuern, ergeben sich durch diese Arbeitsteilung einige Vorteile: Die Stromlieferfähigkeit erhöht sich, der Leistungsbedarf des Tieftöners belastet nun nicht mehr eine für alles zuständige Stromversorgung; beim Bi-Amping wird also auch das Netzteil jenes Verstärkers, der für die Höhen/Mitten-Speisung verantwortlich ist, von der Bass-Arbeit befreit, was einen Grund für mögliche Verzerrungen beseitigt. Durch die verdoppelte Leistungsbereitstellung werden die Lautsprecher von den Amps besser kontrolliert und die Reserven vergrößert, was sich besonders bei niederohmigen Boxen auszahlt. Die zweifache Verstärkung bringt also nicht nur mehr Leistungsfähigkeit, sondern auch mehr Dynamik und mehr Klangqualität (ein präziseres, ruhigeres Klangbild mit gesteigerter Räumlichkeit, eine besserer Wiedergabe von Stimmen und einen größeren Druck im Bassbereich). Beim Bi-Amping ist 1 + 1 also 3.
Bi-Amping macht allerdings nur unter zwei Voraussetzungen Sinn: Zum einen müssen die Schallwandler Bi-Amping-fähig sein, zum anderen sollten die Verstärker vom gleichen Hersteller und Kaliber sein. Zuerst zu den Boxen: Die Bi-Amping-Fähigkeit erkennt man am Anschlussterminal, statt der üblichen zwei Buchsen „+“- und „-“ stehen nun vier Buchsen zur Verfügung, also zwei „+“- und „-“-Anschlüsse. Erst diese Aufteilung bietet die Möglichkeit, die Bass- sowie die Höhen-/Mitten-Sektion des Schallwandlers separat anzusteuern. Aber Achtung: Unseriöse Hersteller täuschen mit vier Anschlussbuchsen eine Bi-Amping-Befähigung vor; schraubt man das Terminal ab, stellt man fest, dass die Buchsen intern gebrückt sind. Unser hinzugezogener Schallwandler, die Heco Celan, ist da über jeden Zweifel erhaben. Die Anschlüsse sind hier mit „Highpass“ und „Lowpass“ bezeichnet, andere Hersteller verkürzen auf „High“ und „Low“. Im „Normalbetrieb“ (also ohne Bi-Amping) werden die beiden „+“- und die zwei „-“-Anschlüsse der Box über Brücken verbunden (also kurzgeschlossen), beim Bi-Amping werden diese Brücken entfernt. Wer dies nicht tut, erhält den Kurzschluss aufrecht, und zwar nicht nur in Bezug auf die Terminals, sondern nun auch in Bezug auf die Verstärker!
Damit sind wir bei den Verstärkern für das Bi-Amping: Dass hier bitte Modelle der gleichen Manufaktur gewählt werden, leuchtet ein: Verstärker verschiedener Hersteller besitzen ebenso verschiedene Klangcharakteristiken, unterschiedliche Eingangsempfindlichkeiten, anders geartete Verstärkungsfaktoren. Betreibt man Bi-Amping mit zwei derart ungleichen Kraftwerken, wird man kein homogenes Bild erzielen, es kann auch zu Lautstärkeunterschieden kommen – so wird das also nichts. Beim Myryad-Gespann ist für die richtige Abstimmung gesorgt: Der Output-Level des Signals, das den Vollverstärker MXI 2080 über die „Bi-Amp Out“-Buchsen verlässt, und der Gain der MXA 2080-Endstufe sind so austariert, dass die Balance zwischen Bass und Hoch-/Mittelton erhalten bleibt. Gemeinhin gilt die Meinung, dass beim Bi-Amping die Arbeitsteilung der Verstärker folgendermaßen aussieht: Die (womöglich) leistungsärmere Vorstufe möge den Mittel- und Hochfrequenzbereich versorgen, die (ebenso womöglich) leistungsstarke Endstufe hingegen den energiefordernden Bassanteil zu bewältigen hat. Entgegen dieser einleuchtenden Theorie zeigt die Praxis indes, dass genau anders herum der Klanggenuss optimal wird. Bei der Myryad-Kombination ist die Frage „Wer betreibt was?“ wegen der Identität der Verstärkerstufen eigentlich schon beantwortet, ein Testdurchlauf brachte die Bestätigung.