Klangtest: Normalbetrieb versus Bi-Amping
Testen wir, nachdem wir den beiden Amps einige Tage Einspielzeit gegönnt haben, zuerst die normale Lösung, d.h.: Der Vollverstärker MXI 2080 versorgt allein die Boxen, deren Anschlüsse wir deshalb brücken. Dann im Anschluss der Vergleich mit dem Verstärkerdoppel in Bi-Amping-Schaltung – das Umkonfigurieren bedeutet zwar jedes mal etwas Aufwand, aber nur so ist der direkte Vergleich möglich. Erst mal also der Vollverstärker solo, und zur Einstimmung etwas Klassik: Yo-Yo Mas aufsehen erregende Aufnahme „Simply Baroque“ macht den Anfang. „Erbarme Dich“ aus Bachs Matthäus-Passion in einer Adaptionen für Cello (Ma spielt ein zum „Barockcello“ rückgebautes Instrument mit Darmsaiten) und kleines Orchester füllt den Raum mit einer sehnenden Kantilene des Cellos – mit einer Intensität, der man sich nicht entziehen kann; die deutlich vernehmbaren Atmer Mas steigern diese Eindringlichkeit. Dahinter ist das Orchester sicher gruppiert, schön zu unterscheiden sind die Streichergruppen, die Bässe tönen voll und bieten einen wohl austarierten „Untergrund“.
Jetzt das Ganze noch einmal mit Bi-Amping. Ist der Raum, in dem die Aufnahme stattfand, auf einmal größer geworden? Zumindest klingt er so! Die Staffelung erstreckt sich ein wenig weiter in der Tiefe, Cellist Ma hingegen ist uns anscheinend noch näher und eindringlicher mit seiner klanglichen Klage, die Eigenart der Darmbesaitung kommt deutlicher zur Geltung, die Wiedergabe seiner Atemgeräusche gehen schon fast ins Stethoskopische. Und war die Bassgruppe ehedem eher dezent, so hat sie nun eine Tiefe – in jeglichem Sinne –, die den soliden Boden zum unerschütterlichen Fundament steigert. Dabei sind die Bässe nun keineswegs dominant geworden, sondern einfach kraftvoller. Und wie steht es um die Magie im vokalen Bereich? Dafür greifen wir auf eine Einspielung der Jazzsängerin Cassandra Wilson zurück, „New Moon Daughter“. Auch hier ist der Unterschied zwischen „Normal-“ und Bi-Amping frappant: Allein der knurrende Kontrabass zu Beginn bekommt mit dem Verstärker-Zweigespann noch einen guten Tacken mehr Druck, was angenehm in der Magengegend spürbar ist. Und Vokalistin Wilson, die schon allein über den Vollverstärker mit ihrem magischen Organ plastisch im Raum stand, wirkt nun geradezu holografisch präsent. Unwiderstehlich. So zieht es ich durch die ganze CD, insgesamt wirkt alles eine Spur lässiger, entspannter. Auch bei Rockmusik stellte sich im Bi-Amping-Modus ein Zugewinn ein: „Stargazer“ von The Tea Partys aktueller Scheibe „Seven Circles“ offenbart so ein fetteres Drumset, die Klangspielereien oder die kurzen Backgroundgesang-Einwürfe werden noch deutlicher herausgearbeitet, Saitengeräusche der verzerrten Gitarren lassen die Studioproduktion wiederum handgemachter klingen.