Myryad Vollverstärker MXI2080
Im neuen Outfit kommt Myryads MX-Serie daher: Zentrales großes Display, eine angefaste Frontplatte mit dadurch leicht taillierter Formgebung, welche die grundsätzliche Härte von quaderförmigen Komponenten fast vergessen macht. Den auf sanfteste Berührung reagierenden Taster, der die Amps aus dem Stand-by-Betrieb in den Wachzustand versetzt, nimmt man eher als Design- denn als Funktionselement wahr: Ein Silberstreif im oberen Teil des Displays. Freunde der niedrigen Stromrechnung mögen den Verstärker ganz ausschalten; doch wer stets und sofort eine optimale Klangqualität erwartet, kommt nicht umhin, die klangrelevanten Baugruppen unter Strom zu lassen – dies bewirkt die Stand-by-Schaltung. Das ehedem kegelförmige Volumenpotentiometer des Vollverstärkers wurde eingeebnet, was den Bedienkomfort, bei aller Liebe zu der alten Designlösung, eben doch erhöht; dagegen ist die Myryad-typische Mulde zum schnellen Drehen des Rades geblieben. Das ist auch gut so, weil man sich mit der üblichen Einstelltechnik einen „HiFi-Arm“ einhandeln würde: Das Endlos-Poti lässt im Bereich von -80 bis +11,5 Dezibel eine überaus feinstufige Veränderung in 0,5er-Schritten zu; da sind etliche Umdrehungen nötig, bis man von Silentium nach Sinfonieorchester gelangt ist – weniger Sportive greifen da doch besser zur Fernbedienung. Nach -80 dB erreicht man die „Mute“-Einstellung, ein Klacken deutet an, dass Relais öffnen; auch mechanisch wird also dafür gesorgt, dass absolute Stille herrscht. Die Volumen-Drehscheibe ist denkbar unscheinbar, sie schließt mit der Frontplatte des Verstärkers bündig ab. Gleiches gilt für die gerade noch drei Taster, die auf der Front zu finden sind – Chris Evans, der Entwickler der MX-Serie, hat offensichtlich eine Aversion gegen Button-Batallione. Mit den drei Tastern werden die Quellgeräte, deren Signal der MXI2080 verarbeiten soll, angewählt. Die Tape-Schleife genießt dabei als einzige Quelle das Privileg eines eigenen Tasters, er funktioniert als Umschalter zwischen Tape und der zuvor gehörten Quelle. Alle weiteren Zuspielgeräte werden über die anderen beiden Druckknöpfe erreicht. Die Rückseite des Amps verrät, dass bis auf den Plattenspieler die üblichen Verdächtigen an vergoldeten Buchsen Anschluss finden: AUX, DVD, TV, Tuner, CD, Direct, CD-R-Schleife (für analoge Signale von digitalen Aufnahmegeräten, aber auch als zweite Tape-Schleife zu verwenden) und Tape-Schleife. Alle acht Eingänge sind Hochpegeleingänge, die in ihrer Eingangsempfindlichkeit einstellbar sind, so dass Lautstärkeunterschiede verschiedener Quellen ausgeglichen werden können; und da es sich um gleichwertige Eingänge handelt, ist die Belegung mit den Quellen beliebig – für diese freie Konfiguration können die Eingänge auch umbenannt werden.
Alles einerlei? Nicht ganz: „Direct“ ist ein Line-Eingang für Puristen: Das hier eingespeiste Signal wird vom Verstärker verarbeitet, ohne dass es über die Tape- und CD-R-Schleife geführt wird. Je weniger Baugruppen auf das Signal Einfluss haben, je weniger Bauteile im Signalweg sind und je kürzer dieser Weg ist, desto unverfälschter und besser die Klangqualität. Wer seine bevorzugte Quelle hier anschließt, wird mit einem leichten klanglichen Mehrwert belohnt, einem Hauch mehr Intensität und Auflösung.
Es gibt noch mehr zu entdecken auf der „Dark Side Of The Amp“: Die „My Link“-Buchsen lassen ahnen, was ihre Inbetriebnahme offenbart: Durch Verknüpfung aller Komponenten über dieses „Bus-System“ wird der Bedienungskomfort erhöht. Einschalten? CD hören? Das Meiste lässt sich mit einem Knopfdruck erledigen, denn alle Geräte sind durch den Datenaustausch informiert – sofern sie von Myryad sind, soviel Markentreue muss schon sein.
Des Weiteren fallen die Buchsen „Pre-Out“, „Line In/Out“ und „Bi-Amping-Out“ auf: Sie erlauben es, den Verstärker sehr flexibel zu handhaben. Vor- und Endstufe des 2 x 80 Watt-Amps sind im Regelfall über ein externes Kabel verbunden, sie können aber auch separat eingesetzt werden, z.B. um das Signal für Multiroom-Lösungen zu weiteren Endstufen durchzuschleifen. Der Bi-Amping-Ausgang bietet die Möglichkeit, eine weitere, externe Endstufe anzuschließen, um mit diesem Verstärker-Verbund ein Boxenpaar auf zugegebenermaßen aufwändige, aber auch audiophile Weise anzusteuern – was wir auch vorhaben.